Hattingen. Anwohner klagt über Abfallberge im Hügelland von Hattingen. Der EN-Kreis zahlt für die Entsorgung im Einzelfall 1600 Euro. Die Täter entkommen.

Autoreifen mitten im Frühlingswald unter den hellgrünen Blättern der Bäume. Blaue und schwarze Plastiksäcke, Schränke, herausgebrochene Fenster und Ölkanister auf einer Lichtung, Berge von Müll auf einem lauschigen Waldweg.

In einem Brief an Bürgermeister Dirk Glaser schreibt sich Jürgen Gathmann seine Wut über die Zustände von der Seele. „Ihr könnt ja nicht genug Leute nach Oberstüter bekommen. So sieht das an zig Stellen hier aus.“ Die Fotos, die er mitgeschickt hat, sprechen Bände.

Zum Teil sieht es aus, wie auf einer Mülldeponie

Viele Menschen, die die Natur lieben, die gerne im Hügelland spazieren, um durch die Schönheit der Landschaft Geist und Seele aufzutanken, können es nicht fassen. Zum Teil sieht es aus, wie auf einer Mülldeponie. „Und je mehr hier geworben wird, um Touristen anzulocken, desto schlimmer wird es“, sagt der Anwohner der Paasstraße.

„Je mehr hier geworben wird, um Touristen anzulocken, desto schlimmer wird es“, meint Jürgen Gathmann, der an der Paasstraße wohnt.
„Je mehr hier geworben wird, um Touristen anzulocken, desto schlimmer wird es“, meint Jürgen Gathmann, der an der Paasstraße wohnt. © Unbekannt | Jürgen Gathmann

„Nach Wochenenden kommen noch einmal Unmengen an Verpackungsabfällen, leere Flaschen, Dosen und Plastiktüten hinzu. Alles, was man aus dem Fenster werfen kann. Die Mülleimer wurden ja vorsorglich abgebaut“, schreibt Gathmann.

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Kontrollen durch Polizei oder Ordnungsamt am Wochenende habe er noch keine festgestellt. Die Abfallberge, die der Hattinger fotografiert hat, lagen an der Paasstraße, beziehungsweise an der Wodantalstraße.

Keine schlüssige Antwort bekommen

Es gebe einen regelrechten Mülltourismus, beklagt der Anwohner. Die Ecken, an denen man problemlos den ganzen Hausmüll entsorgen kann, ohne aufzufallen, seien offensichtlich bestens bekannt. Denn immer wieder lägen mitten in der reizvollen Landschaft diese Müllberge.

Zehn bis 25 Euro für weggeworfenes Taschentuch

Im Bußgeldkatalog von Nordrhein-Westfalen sind die Kosten für illegale Müllentsorgung detailliert aufgelistet. So kostet das Wegwerfen von Pappbecher, Taschentuch oder dem Inhalt eines Aschenbechers zwischen zehn und 25 Euro. Größere Farbreste, Kleidung oder Geschirr schlagen mit 25 bis 80 Euro zu Buche. Wer es wagt, in der Natur Kühlschränke, Heizkörper oder Waschmaschinen zu entsorgten, ist mit einem Bußgeld zwischen 100 und 300 Euro dabei. Bauschutt über fünf Kubikmetern nicht fachgerecht zu entsorgen, kann bis zu 5000 Euro Bußgeld kosten.Alleine die Bediensteten des Landesbetriebs Straßen NRW sammeln nach eigenen Angaben jedes Jahr 16.000 Tonnen Müll an den Straßen ein.

„Und bis heute habe ich von der Stadt Hattingen keine schlüssige Antwort bekommen, wie man gegen derartige Umweltverschmutzung vorgehen will. Oder ob man überhaupt verstärkt Kontrollen einführen will“, ärgert sich Jürgen Gathmann.

„Die Ecken, an denen man problemlos den ganzen Hausmüll entsorgen kann, ohne aufzufallen, seien offensichtlich bestens bekannt“, klagt Anwohner Jürgen Gathmann.
„Die Ecken, an denen man problemlos den ganzen Hausmüll entsorgen kann, ohne aufzufallen, seien offensichtlich bestens bekannt“, klagt Anwohner Jürgen Gathmann. © Unbekannt | Jürgen Gathmann

Die Stadt Hattingen allerdings ist genau für den beschriebenen Bereich gar nicht zuständig. Denn dieser Außenbereich fällt in den Beritt des Kreises. Insofern hatte die Stadt Hattingen die Mail des Bürgers an den Kreis weitergeleitet.

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Wenn etwas in den Zuständigkeitsbereich von Hattingen fällt, sagt die Stadt, sei man natürlich immer daran interessiert, den Verursacher herauszubekommen. Einige Dutzend Bußgelder würden jedes Jahr verhängt. Städtische Bedienstete, die als sogenannte Mülldetektive arbeiten, so wie das in anderen Städten der Fall ist, gebe es allerdings nicht.

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Das Gleiche teilt auch der Kreis mit. Auch da arbeiten keine Mülldetektive, man sei aber natürlich daran interessiert, die Übeltäter ausfindig zu machen. In dem von Jürgen Gathmann genannten Fall sei der Kreis bereits aktiv geworden und habe den wirklich extremen Müllberg entsorgt. Das alleine habe den Kreis – und damit den Steuerzahler – 1600 Euro gekostet.