Hattingen. Blanche Wrede aus Hattingen ist Hundetrainerin und Tierpsychologin. Was sie in ihrem Beruf für Erfahrungen macht, was sie Haltern rät:

„Manchmal rette ich mit meiner Arbeit Beziehungen und Familien“, sagt Blanche Wrede. Und zwar in ihrer Funktion als Hundetrainerin und Tierpsychologin – die 46-Jährige hat ihre Leidenschaft für Hunde zum Beruf gemacht. „Manche Hunde sind ängstlich und unsicher, andere gehen schlecht an der Leine, wieder andere brauchen Extra-Nachhilfe bei den üblichen Kommandos oder bei Hunde-Begegnungen.“ All das seien gängige Anliegen ihrer Kunden. Spezialisiert ist sie vor allem aber auf schwierige Fälle.

Die Bedürfnisse einer Rasse vor dem Kauf genau ansehen

„Ein Hund hat zum Beispiel die Halterin nicht mehr aus der Küche gelassen, andere Hunde schnappen auf einmal und verhalten sich anderen Menschen oder Tieren gegenüber aggressiv – dann hängt auch ganz schnell der Haussegen schief“, berichtet sie. Oft bemängeln Hundeexperten wie sie, dass sich Menschen von süßen Welpenfotos zum Kauf verleiten lassen, ohne sich vorher die Bedürfnisse der Rasse genau anzusehen. „Potenzielle Hundebesitzer sollten sich vorher über die jeweilige Rasse informieren, vielen Problemen könnte vorgebeugt werden, wenn die Halter von Anfang an mit dem Hund arbeiten.“ Ein Herdenschutzhund brauche beispielsweise eine Aufgabe und eine größere Distanz zu fremden Menschen oder Tieren als etwa ein Labrador, erläutert sie.

Richtige Sozialisierung

Gerade die Sozialisierung sei bei solchen Rassen besonders wichtig, betont Wrede. „Und Sozialisierung heißt nicht, den Hund zweimal die Woche frei auf der Hundewiese laufen zu lassen.“ Ganz im Gegenteil sei bei Rassen wie Kangals oder Carne Corso der kontrollierte Umgang mit souveränen Althunden empfehlenswert – „also qualitative, nicht quantitative Kontakte“. Zum Auslasten der Vierbeiner sei sogenanntes Man-Trailing geeignet, also die Suche nach Personen anhand eines Individualgeruchs, in der Natur oder in der Stadt. „Ich habe noch keinen Hund gesehen, der daran keinen Spaß hatte.“

Zur Person

Blanche Wrede ist 46 Jahre alt, verheiratet, in Dortmund geboren, sie wohnt seit zwölf Jahren in Hattingen-Welper.

Seit 2014 berät Blanche Wrede Hundehalter/innen im Umgang mit ihrem Vierbeiner. Sie hat eine dreijährige Ausbildung zur zertifizierten Hundetrainerin und Tierpsychologin mit Schwerpunkt Hund beim Deutschen Institut für Tierpsychologie und Tiernaturheilkunde in Lünen absolviert. Sie ist auf schwierige Fälle und Rassen wie Herdenschutzhunde, Kangals und Molosser spezialisiert.

Weitere Informationen:www.hundetraining-blanche-wrede.de

Ein weit verbreitetes Problem sind auch Hunde, die bei jedem Türklingeln bellen und so der eigenen Familie und Nachbarn den letzten Nerv rauben. Wredes Lösung: „Aufgrund der negativen Konditionierung sollte man möglichst als erstes den Klingelton ändern.“ Dann müsse mit dem Hund das richtige Verhalten in der Situation geübt werden: „Wenn es klingelt, gebe ich dem Hund das Kommando ,Decke’, dort soll er warten, bis ich die Situation auflöse, ich gehe erst zur Tür, wenn er auch wirklich auf seiner Decke bleibt.“ Häufige Wiederholungen – bis zu fünf Mal täglich – seien zielführend, so die Expertin. „Wichtig ist, dass der Hund die Übungssituation immer mit einem Erfolgserlebnis verlässt.“

Blanche Wrede, blaues Shirt, gibt Andrea Schade Tipps zum Umgang mit ihrem Hund Syn.
Blanche Wrede, blaues Shirt, gibt Andrea Schade Tipps zum Umgang mit ihrem Hund Syn. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Frühzeitig Hilfe suchen

Es sei aber nicht jeder Hund therapierbar, schränkt Wrede ein. „Bei Krankheiten kann ich kaum therapieren, auch bei Tierheim-Langzeitinsassen ist es sehr schwierig.“ Sie könne nur dringend dazu raten, sich frühzeitig Hilfe zu holen, sei es bei einer adäquaten Hundeschule, die sich mit der Rasse gut auskennt oder bei einem Hunde-Verhaltensberater oder Tierpsychologen. „Gerade bei großen Rassen mache ich leider die Erfahrung, dass sich Halter oft erst spät Hilfe holen.“

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Wrede arbeitet nach dem Belohnungsprinzip, je nach Hund mit Leckerchen, Spielzeug oder auch mit sozialer Bestätigung. „Viele Halter streicheln dem Hund schnell über den Kopf, wenn der etwas richtig gemacht hat, doch oft nimmt der Hund das gar nicht als Bestätigung wahr. Besser ist es, dem Hund mit Stimme und Gestik echte Freude zu vermitteln.“

Ohne eine Portion Humor geht es nicht

Dass Rassen wie Herdenschutzhunde, Kangals oder Carne Corso nur etwas für erfahrene Hundehalter sind, sieht Wrede übrigens nicht so. „Solange die Halter bereit sind, engagiert zu lernen und auch Lebensstrukturen zu ändern, können sicher auch Anfänger mit so einem Hund glücklich werden.“ Dabei jedoch immer unerlässlich: „Eine gute Portion Humor – ohne geht’s nicht.“

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