Hattingen. Die Flut hat in Hattingen eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Zwei Gasthäuser sind jetzt aber wieder am Start. Wie ihre Pläne aussehen.

Die verheerende Flutkatastrophe im vergangenen Jahr hat einige Restaurants und Hotels hart getroffen, sie mussten entweder komplett schließen oder waren nur eingeschränkt erreichbar. Doch nun starten neben Haus Kemnade auch zwei weitere Gastrobetriebe wieder durch.

„An der Kost“ in Hattingen hat eingeschränkt wieder geöffnet

Christian Lekscha vom Hotel und Gasthaus „An der Kost“ hat die schaurigen Bilder aus dem letzten Sommer noch vor Augen. „Das war für uns ein Totalschaden“, sagt er, wenn er über den Keller der über 110 Jahre alten ehrwürdigen Gemäuer spricht. Sanitäranlagen und Elektroleitungen im Untergeschoss des historischen Gebäudes waren hin. Es gehörte einst zur bedeutenden Fährstelle von Hattingen und erfreute sich auch in der Vergangenheit als Gasthaus großer Beliebtheit.

Blick auf Hotel und Gasthaus „An der Kost“ aus der Zeit vor der Flut: Nach den Flutschäden geht es nun wieder voran.
Blick auf Hotel und Gasthaus „An der Kost“ aus der Zeit vor der Flut: Nach den Flutschäden geht es nun wieder voran. © Fischer | Walter Fischer

Umfangreiche Reparaturen waren angesichts der Schäden erforderlich und nahmen auch einiges an Zeit in Anspruch. „Es ist uns aber trotz aller Widrigkeiten gelungen, wenigstens den Hotelbetrieb aufrechtzuerhalten“, sagt Lekscha. Für das Restaurant samt Biergarten gab’s allerdings keine Chance, erst seit Anfang April können hier Gäste wieder speisen. „Die Öffnungszeiten haben wir allerdings auf das Wochenende beschränkt, also freitags, samstags und sonntags, um zu sehen, wie es sich mit dem Zuspruch verhält.“

Wirt beklagt die Lage der gesamten Branche

Kostendeckend könne derzeit wohl kaum ein Wirt arbeiten, die Preise explodieren auf breiter Front, Ukraine-Krieg und auch Corona dämpfen zudem die Stimmung in der Bevölkerung, so Lekscha, Lebensgefährte von Anja Buchholz. Ihre Familie hat das historische Schmuckstück vor 15 Jahren erworben und hart daran gearbeitet, es wieder auf Vordermann zu bringen. So ein Haus könne man nur mit viel Herzblut betreiben, sagte die Hattingerin im Gespräch mit der WAZ.

In Birschels Mühle stand das Restaurant komplett unter Wasser

Mit ebenso großer Leidenschaft kümmert sich Familie Rottschy seit vielen Jahren um das Ruhrhotel Birschels Mühle samt dem Restaurant DaMario. Groß war daher der Schock, als die Wassermassen kamen und eine Spur der Verwüstung hinterließen. „Da waren nicht nur unser Lager und das Kühlhaus überflutet, massive Schäden trug auch das Restaurant davon“, sagt Geschäftsführer Sebastian Rottschy.

Sabine Rottschy steht an der Rezeption des Ruhrhotels Birschel Mühle.
Sabine Rottschy steht an der Rezeption des Ruhrhotels Birschel Mühle. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Sämtliche Wände hatten unter Wasser gestanden und „an einen Weiterbetrieb war überhaupt nicht mehr zu denken“. Auch das Hotel musste geschlossen bleiben, allerdings nur für drei Wochen. „Es ist uns gelungen, einen Notbetrieb zu fahren“, betont der Gastronom. Auch wenn die Rezeption ihren Stammplatz im Erdgeschoss verlassen und in die erste Etage umziehen musste, „konnten wir weitermachen und die neun Zimmer vermieten“. Doch die Zeit des Übergangsquartiers ist inzwischen vorbei. Im Hotel läuft alles wieder normal, der Empfang ist an seinen ursprünglichen Platz zurückgekehrt.

  • Zur Sanierung von Birschels Mühle gibt es eineFotostrecke.

Frühstücksraum des Hotels zum Restaurant umfunktioniert

Ebenso froh ist Rottschy aber auch, dass es mit dem Restaurant weitergeht, wenn auch noch nicht in den angestammten Räumen. Der Frühstücksraum des Hotels bietet eine Alternative. „Dort stehen uns zwar keine 92 Plätze zur Verfügung, aber 26 sind es immerhin doch noch. „Vor allem kommt es darauf an, wieder Präsenz zu zeigen“. Eingeschränkt sind auch noch die Öffnungszeiten. Freitags und samstags ist das Restaurant jeweils von 17.30 bis 22 Uhr geöffnet und am Sonntag von 12 bis 16 Uhr.

Auf der Speisenkarte „stehen noch nicht alle Gerichte, aber auch das soll sich ändern“. Ein Versprechen gibt die Familie auf der Internetseite: Die beliebtesten Speisen werden auf jeden Fall zubereitet.

Die Arbeiten an und in dem Gebäude, das bis in die 50er Jahre als Mühle diente, machen indes Fortschritte, sind jedoch noch längst nicht abgeschlossen. Lieferprobleme machen den Handwerkern derzeit arg zu schaffen, so dass es immer wieder zum Zeitverzug kommt. Wenn die Familie Rottschy einen Wunsch frei hätte, dann wohl den: die Sanierung so zu beenden, dass sie am 14. Juli zur Neueröffnung einladen kann. Dann ist auf den Tag genau die Flut ein Jahr her.