Hattingen. Frank Seidel aus Hattingen zeigt im Tiktok-Kanal das Ausmaß der Zerstörung in der Ukraine. Garvin Richard Overrath organisiert eine Luftbrücke.

Frank Seidel vom Stüterhof aus Hattingen ist Ex-Berufssoldat. Als solcher hat er viel gesehen. „Doch an dem, was ich bei Mariupol in der Ukraine gesehen habe, habe ich zu knacken.“ Um Menschen eine Vorstellung davon zu vermitteln – und um für weitere Spenden zu werben – hat er jetzt einen Tiktok-Kanal eingerichtet. Garvin Richard Overrath aus Blankenstein baut gerade eine Luftbrücke auf – damit Hilfe schneller ankommt.

Wer Seidels Videos sehen möchte, findet sie bei Tiktok unter „Frank Seidel 760“. „Dort zeige ich das Ausmaß der Zerstörung.“ Aber nicht die Bilder, die ihm die Tränen in die Augen treiben: von toten, nackten Frauen mit eingeschlagenen Schädeln im Fluchtkorridor bei Mariupol, die „niemand wegräumt, weil an vielen Sprengfallen angebracht sind“. Er will den Menschen das Elend zeigen. Und sie nehmen Anteil. „Die Videos sind massiv eingeschlagen.“

Hattingen: Tiktok-Kanal und Luftbrücke sollen Ukrainern helfen

Auf dem Stüterhof lebt Seidel inmitten von Tieren. Darum entsetzt ihn, was er auch an tierischem Elend sieht. „Hunde, die bei lebendigem Leib verwesen, Pferde mit gebrochenen Beinen. Es sind Tausende.“ Die Menschen mussten sie zurücklassen. Viele an der Grenze, denn nach Polen dürfen keine Tiere einreisen.

Dieses Bild hat Frank Seidel vom Stüterhof beim letzten Hilfstransport in die Ukraine aufgenommen. „Es steht kein Stein mehr auf dem anderen. In vielen Orten ist alles zerstört“, sagt er.
Dieses Bild hat Frank Seidel vom Stüterhof beim letzten Hilfstransport in die Ukraine aufgenommen. „Es steht kein Stein mehr auf dem anderen. In vielen Orten ist alles zerstört“, sagt er. © Stüterhof | Frank Seidel

„Wir versuchen, mit rumänischen Tierschutzorganisationen auch den Tieren zu helfen. Wir fahren eh einen Umweg von einigen 100 Kilometern über Rumänien, weil wir inzwischen viele Medikamente dort kaufen. Sie sind um ein Vielfaches günstiger dort, so dass ich mit den Spenden viel mehr kaufen kann“, erklärt Seidel.

Schon acht Hilfstransporte in die Ukraine gefahren

Acht Mal ist er schon Richtung Ukraine gefahren. Beim ersten Mal „nur“ bis an die Grenze in Polen – da mit Fitti und Goldorak von den „Stylian for Kids“, die mit Reisebussen Hilfsgüter in und auf dem Rückweg Menschen aus der Ukraine bringen. Seidel will „so oft fahren, wie es geht, eineinhalb Mal war ich schon um die Welt. Ich bin seit Januar 70.000 Kilometer gefahren.“ Beeindruckt sind Fitti und Goldorak davon, dass inzwischen viele Frauen wieder zurück in die Ukraine fahren, „weil sie kämpfen wollen, für ihre Freiheit“.

Spendenkonto

Spenden benötigen Frank Seidel und Garvin Robert Overrath dringend. Seidel freut, dass beim Benefiz-Konzert in der evangelischen Gemeinde Hattingen-Süd 3500 Euro zusammengekommen sind. Das Spendenkonto lautet: R.V. Infinitus e.V., Konto DE52 4525 0035 0014 0411 31, BIC WELADED1WTN, Verwendungszweck Ukraine. Auf dem Stüterhof An der Egge 85 können weiter Medikamente, gleich ob aus der Apotheke, Kliniken oder Arztpraxen, abgegeben werden – nach Absprache: 0171 1133501.

Garvin Robert Overrath sammelt Spenden über das Spendenkonto der Blankensteiner Initiative in Kooperation mit der evangelischen Kirche Blankenstein: Ev. Kirchengemeinde Welper-Blankenstein, Sparkasse Hattingen, IBAN DE84 4305 1040 0003 0085 05, Verwendungszweck: Medizinische Hilfe Ukraine.

Derweil baut Overrath eine Luftbrücke auf in die Ukraine. Er ist Administrator der Facebook-Gruppe „Mitflugzentrale“ mit 5000 Mitgliedern. Darüber hat er eine Anfrage gestellt, wer Flugzeuge stellen, wer fliegen kann. Sofort kamen Meldungen. Am 15. Mai soll das erste Flugzeug Richtung Ukraine abheben, wahrscheinlich von Mülheim aus. „Wir wollen dann Hilfsgüter hin- und Menschen mit zurückbringen. Schwer Verletzte zum Beispiel.“ Dafür braucht er noch weitere Spenden.

Ukrainische Familie auf der Durchreise zur Klinik: Schwangere Mutter hat Krebs

Doch mit dem letzten Transport zusammen mit Frank Seidel sind erst einmal Kosta und Olessia mitgekommen. Mit vier Kindern. Sie ist schwanger. Und hat Krebs. Die Familie wohnt derzeit in einer HWG-Wohnung, die Overraths Frau Johanna Walla organisiert hat. Die Familie macht nur kurz Station in Hattingen, fährt weiter nach Amsterdam, wo eine Klinik Olessia behandeln wird.

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Die Familie ist glücklich, da zu sein, staunt über die Hilfsbereitschaft. Gleich gab’s einen Friseurtermin bei Headfactor mit Sabrina Voss. Doch die Flucht steckt in den Knochen. Aber, sagt Kosta bei der Spendenaktion am Paul-Gerhardt-Haus, „wir lächeln, für die Kinder, damit sie nicht zu sehr traumatisiert werden. Wir wollen ihnen Zuversicht geben.“

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