Hattingen. So viel Sonne: Damit das Wandern in Hattingen zur Lust und nicht zum Frust wird, gibt Experte Uli Auffermann Tipps für Einsteiger und Erfahrene.
Das Wetter wird schöner, die Pandemie ist noch nicht vorbei: Wandern in der heimischen Umgebung ist da für viele eine Alternative. Wie das Wandern auch wirklich zur Lust und nicht zum Frust wird, weiß der Autor und Fotograf Uli Auffermann, der sich aufs Wandern spezialisiert hat und dessen Ausstellung „Glücksort Wald“ gerade in Elfringhausen zu sehen ist. Hier sind seine Tipps.
Der Start
„Tür auf und raus“, sagt Uli Auffermann. So leicht geht’s: Man sollte mit Spaziergängen einfach loslegen, „dann steigert man sich nach und nach automatisch. Wandern ist etwas, was jenseits alles Leistungsdenkens einfach Spaß machen darf.“ Als Faustregel gelte, dass Wandernde durchschnittlich vier Kilometer pro Stunde zurücklegen könnten. „Sind Höhenmeter in der Wanderung, reduziert sich das natürlich.“
Der richtige Schuh
„Der richtige Schuh ist das A und O“, betont Auffermann. Zwar könne man am Anfang auch in Turnschuhen losgehen, aber dauerhaft sollte es schon ein Wanderschuh sein. Die seien heute sehr leicht, gut und bequem. „Gerade im Hügelland gibt es Wege mit Wurzeln, Trampel- und mit Steinen durchsetzte Pfade mit teils viel Feuchtigkeit. „Da ist das richtige Schuhwerk wichtig.“
Die Auswahl sei groß – und es gebe verschiedene Kategorien, so dass die Schuhe auch speziell für leichte, mittelschwere und schwere Wanderungen gewählt werden könnten. Auch wenn das Einlaufen nicht mehr so zwingend erforderlich wie früher bei den schweren Lederschuhen sei – schaden könne es aber nicht.
Der geeignete Proviant
Getränke sollten immer auf eine Wanderung mitgenommen werden. Wasser „ist nie verkehrt“, aber auch ungesüßte oder leicht gesüßte Tees sowie Apfelschorle seien sehr gut. Zu viel sollten Wanderer vor einer Tour nicht essen. „Lieber dann etwas Obst und Energieriegel mitnehmen.“
Die passende Kleidung
Der gute alte Zwiebellook ist angesagt. „Denn gerade um diese Jahreszeit ist es in der Sonne warm, im Schatten oder Wind aber eiskalt.“ Darum sei der Windschutz bei der Kleidung immer ein Thema. „Es gibt heute gute Vlies-Sachen.“ Auffermann kann auch Schweiß ableitende Unterwäsche sehr empfehlen, die „sofort wieder trocknet“.
Auffermanns Wandergebote
Uli Auffermann hat in der Elfringhauser Schweiz Wandergebote aufgestellt. Denn ihm ist wichtig, dass Wandernde nicht nur an ihr Vergnügen denken, sondern auch den Wald respektieren. Neun Gebote hat Auffermann verfasst, einige auch erklärt.
An erster Stelle steht beispielsweise: Bleibe auf den vorgegebenen Wegen und beachte Hinweise im Wald. Fremdes Eigentum zu respektieren und nichts im Wald zurückzulassen, sind weitere Gebote. Wildruhezonen, Dämmerung und Nacht sollten nur den Waldbewohnern gehören. Das Rauchverbot ist einzuhalten, es geht außerdem ums Parken, Radfahren, Rücksichtnahme.
Hier solle man sich – so wie auch bei Socken – im Fachhandel beraten lassen. „Das ist auch alles erschwinglich inzwischen.“ Wichtig sei es auch, stets einen Regenschutz bei sich zu haben. „Da geht auch ein Schirm.“
Die richtige Tasche
„Beim Wandern hat man am besten die Hände frei“, betont Auffermann. Auch gelte: Lieber einen Rucksack mitnehmen statt einer Schultertasche. „Ich merke das selbst, wenn ich mit der Kamera unterwegs bin und sie nicht in die Kameratasche stecke, weil ich zwischendurch ein Motiv sehen könnte: Nach einer Stunde spüre ich die Schulter.“
Der größte Fehler
Sich selbst zu überschätzen, zu große Touren zu planen, das sei einer der größten Fehler, die Anfänger machten, berichtet der Autor zahlreicher Wanderführer und Kalender.
Auch sähen sich viele zuvor nicht die Route an, verliefen sich, weil sie Auszeichnungen am Wegesrand nicht entdeckten – und legten dann viel mehr Strecke zurück als geplant. „Das kann dann sehr anstrengend werden.“ Apps oder schlicht eine Karte könnten da helfen.
Die Vorteile von Gesellschaft
Auffermann rät, mit anderen zu wandern. „Ich wandere zwar auch gerne alleine, weil ich dann stärker zum Nachdenken komme, aber der Austausch ist wichtig und macht Spaß.“ Gerade nach den spärlichen Kontakten in der Corona-Zeit. Und: „Erst neulich gab es ja die Meldung, dass eine Frau in Hattingen aus dem Wald gerettet werden musste, weil sie sich einen Fuß verstaucht hatte. Da ist es immer besser, wenn man mit mehreren unterwegs ist, denn es kann beim Wandern schon weit sein bis zum nächsten Parkplatz.“
Zwei entspannte Anfängerstrecken
Wer von Hattingen aus erstmals wandert, sollte am besten „im Tal bleiben. Man kann wunderbar am Fluss entlang wandern. Da ist alles flach. Wer dann will, kann noch in Blankenstein zur Burg hochgehen“, sagt Auffermann.
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Über drei Kilometer erstreckt sich der von ihm angelegte Anderl-Heckmair-Weg. „Da geht es rauf und runter, der Weg ist aber übersichtlich.“
Zwei anspruchsvolle Strecken
Jedes Jahr geht Auffermann in Hattingen ein Mal „die große Runde“: Er startet an der Burgruine Isenberg (Wanderparkplatz an der Isenbergstraße) und verbindet dann auf etwa 35,5 Kilometern Wodan-, Felderbach- und Deilbachtal, quasi als „Drei-Städte-Tour“ zwischen Hattingen, Velbert und Sprockhövel.
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Und dann wäre da noch die sogenannte „1000-Höhenmeter-Tour“. Start- und Zielpunkt ist das Restaurant Waldhof an der Elfringhauser Straße 155. Der Weg ist 24 Kilometer lang. Er führt über den Immelberg, am Köllershof vorbei zum Bergerhof, am Waldrand des Juttermannsbergs entlang, ins offene Felderbachtal hin zum Dunkerweg, hinab ins Deilbachtal hoch zum Höhenweg, vorbei am ehemaligen Haus Bärwinkel, weiter zum Laakerweg, Landhaus Huxel, Wald am Eberg, Raffenberg und zurück zum Waldhof. Acht bis neun Stunden bräuchte man für die Tour.
Merksatz beim Wandern
Auffermann gibt Wanderfreunden einen Merksatz mit: „Kleine Schritte, große Freude – große Schritte, kleine Freude“. Das gelte besonders fürs Bergaufgehen. Zum Bergabgehen sei Technik gefragt: Da kommt es auf die Haltung an. Aber das merkt man dann schon. Und Steigungen, wofür man sich das zeigen lassen müsste, gibt es in Hattingen nicht.“
Wandern mit Kindern – aber richtig
Auf Gedeih und Verderb das Ziel erreichen zu wollen: Keine gute Idee, wenn man Kinder fürs Wandern begeistern möchte, weiß Uli Auffermann. Sein Tipp: Kinder spielerisch ans Wandern heranführen, Abenteuerlust wecken, die Wanderung zum Erlebnis werden lassen. Wie das geht? Einfach Lupe und etwas Werkzeug einpacken, die Augen aufhalten und entdecken, was die Natur an Möglichkeiten bietet. „Solche Wanderung sollte man 100 Prozent auf Kinder zuschneiden.“
Der Schluss
Von wegen: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe. Das kann nämlich vergnüglich sein. „Das Einkehren darf beim Wandern auch nicht fehlen“, sagt Uli Auffermann. Denn auch das mache das Wandern zum Vergnügen – und müsse übrigens nicht zwingend am Ende der Wanderung stehen . . .