Hattingen. Die Luftbrücke zur Ukraine von Med Care Professional aus Hattingen ist gestartet. Beim Einsatz erlebten die Helfer, wie der Krieg Kinder trifft.
Die Luftbrücke zwischen Hattingen und dem Grenzgebiet zur Ukraine steht: noch aber auf wackeligen Beinen. Das Unternehmen Med Care Professional mit Sitz an der Henrichsallee konnte auf seinem ersten Rettungsflug zwei schwer verletzte Ukrainer nach Deutschland holen – darunter ein 17-jähriges Mädchen, das auf der Flucht einen Kopfschuss erlitt.
Med Care Professional hatte angekündigt, dringend nötige Hilfsgüter in die Ukraine bringen zu wollen. Jetzt konnte der erste Flug realisiert werden. Eine halbe Tonne OP-Material und Medikamente brachten die Hattinger nach Košice in der Slowakei, von wo aus es weiter in die Ukraine geht. Auf dem Rückflug nahmen sie zwei schwer Verletzte Patienten aus der Ukraine mit.
17-jähriges Mädchen in den Kopf geschossen
Ein 17-jähriges Mädchen hat Schreckliches erlebt. Bei der Flucht mit ihrer Familie geriet sie in eine Auseinandersetzung und wurde an Kopf und Hand angeschossen. Gemeinsam mit seiner Mutter ist das Mädchen nun in Deutschland und wird im Knappschaftskrankenhaus in Bochum versorgt.
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Auch der junge Mann, denn die Hattinger ausfliegen konnten, wurde schwer verletzt. Ihm wurde bei der Verteidigung seines Landes in den Rücken geschossen. Ein Krankenhaus in Tübingen hat sich bereiterklärt, ihn aufzunehmen.
Spendenkonto
Spenden können auf das Konto der Deutschen Flugambulanz bei der Commerzbank Essen überwiesen werden, IBAN: DE86 3604 0039 0371 4771 00, Stichwort: „Ukraine Luftbrücke”.
Die Spenden werden nur für dieses Projekt genutzt, eine Spendenbescheinigung kann auf Wunsch ausgestellt werden. Sollte das Geld nicht mehr für dieses Projekt eingesetzt werden können, wird es entweder zurücküberwiesen oder an ein anderes konkretes Projekt zur Unterstützung der Opfer des Ukrainekrieges verwendet (bitte Kontaktmöglichkeit mit angeben).
Kontakt für Rückfragen: Thorben Kriege, T.Kriege@medcareprofessional.com, 02324 919980; Dr. Jens Hahn, info@jens-hahn.eu, 0151-20140909, für allgemeine Anfragen: info@deutsche-flugambulanz.de oder info@medcareprofessional.com
Laura Früchtenicht war beim ersten Luftbrücken-Einsatz der Hattinger Rettungsflieger dabei. Seit gut vier Jahren ist die 29-Jährige Notfallsanitäterin. Für Med Care Professional kennt sie den Transport von Patienten, die intensivmedizinisch betreut werden müssen. Auch Transportflüge aus dem Ausland hat sie absolviert. So nahe an ein Kriegsgebiet ging es aber noch nie.
Enge Zusammenarbeit mit Helfern vor Ort
„Es war ein zweigeteiltes Gefühl“, sagt sie. Auf der einen Seite habe sie sich unheimlich gefreut, dass das Projekt in Gang gekommen ist: „Dass wir mit unserer Profession wirklich vor Ort helfen können.“ Auf der anderen Seite sei da die Aufregung, nicht zu wissen, was einen erwartet, wie die Patienten versorgt sind.
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Med Care Professional arbeitet eng mit der Organisation Paramedic Brandenburg e.V. zusammen, die bereits seit mehreren Wochen in der Ukraine im Einsatz ist. Dort werden Patienten gesichtet und bis über die Grenze transportiert. Denn in die Ukraine selbst können die Hattinger nicht fliegen. Deshalb landen sie nahe der Grenze in der Slowakei oder künftig auch in Polen. „Es ist unglaublich, mit was die Helfer vor Ort zu tun haben. Hut ab vor der Leistung“, zollt Notfallsanitäterin Laura Früchtenicht den Kollegen vor Ort Respekt.
Wenig Platz an Bord: Seelsorger oder Mutter
Das Mädchen und der junge Mann waren ansprechbar, ihre Verletzung aber potenziell lebensgefährlich. „Sie waren besser versorgt als wir dachten, müssen aber definitiv noch hier operiert werden, da bei beiden noch Projektile steckten“, erklärt sie.
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Die Kommunikation war dieses Mal kein Problem. „Wir hatten eine Ärztin dabei, die selbst in der Ukraine aufgewachsen ist“, freut sich die 29-Jährige. Immerhin muss mit dem Platz an Bord sehr gehaushaltet werden. „Der Raum ist begrenzt, hätten wir einen Seelsorger mitgenommen, hätten wir die Mutter nicht mitnehmen können“, betont Früchtenicht, die auch eine psychische Erstbetreuung gelernt hat. Dass Mutter und Tochter Traumatisches erlebt haben, sei ihnen deutlich anzumerken gewesen, sagt sie.
Spenden für Rettungsflüge dringend nötig
Gern würden die Hattinger mehrere Male pro Woche fliegen. „Dafür brauchen wir Unterstützung“, betont Michael Weber, Geschäftsführender Gesellschafter bei Med Care Professional. Ein Flug koste 15.000 bis 17.500 Euro – allein, um das Flugzeug bereitzustellen.
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Hatte Med Care den ersten Rettungsflug noch selbst finanziert, ist das Unternehmen jetzt auf Spenden angewiesen. „Die nächsten Anfragen für Evakuierungsflüge sind schon eingegangen, vor allem viele schwer verletzte Kinder müssen ausgeflogen werden. Wir sind jederzeit bereit, so schnell wie möglich wieder zu starten und suchen intensiv nach weiteren Spenderinnen und Spendern, um die weiteren Flüge zu finanzieren“, so Weber.