Hattingen. Die St.-Georgs-Gemeinde in Hattingen startet eine Dauerausstellung rund um die Roetzel-Orgel. Spannend ist ein Blick in die Kalkantenstube.

Den gewaltigen Klang der Orgel in der evangelischen St.-Georgs-Kirche am Kirchplatz kennen viele Hattinger. Doch was sich hinter den prächtigen Orgelpfeifen verbirgt, ist den meisten unbekannt. Das soll sich jetzt ändern.

Zwischen Orgel und Organist - der Kalkant

Die Kalkantenstube ist der einzige Raum der St. Georgs Kirche, der historisch erhalten wurde – und zwar aus einem einfachen Grund, wie Kirchenmusikerin María Cristina Witte erklärt. „Die Kalkantenstube war für Kirchenbesucher nicht zugänglich und wurde lediglich durch den sogenannten Kalkanten oder auch Balkentreter genutzt. Daher sah man nicht die Notwendigkeit, den Raum zu modernisieren.“

Prachtvoll: die sichtbare Seite der Roetzel-Orgel in der St.-Georgs-Kirche.
Prachtvoll: die sichtbare Seite der Roetzel-Orgel in der St.-Georgs-Kirche. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Vor der Erfindung der elektrischen Motoren konnte kein Organist das Instrument ohne den Kalkanten spielen. „Denn der Klang der Orgel wird durch Pfeifen erzeugt, die durch den Orgelwind genannten Luftstrom angeblasen werden“, klärt María Cristina Witte auf.

Besucher können selbst Kalkanten werden

Die Dauerausstellung bietet Besuchern nun auch die Möglichkeit, sich am Modell als Windmacher zu probieren. Denn wer die historische Treppe zur Orgelempore erklimmt, kann den modellhaften Miniatur-Nachbau der Roetzel-Orgel und des dazugehörigen Balgs entdecken.

Und die Besucher, die ganz genau hinschauen, erkennen auch historische Graffiti in dem ältesten Winkel der St.-Georgs-Kirche.

María Cristina Witte trug maßgeblich zur Verwirklichung der Dauerausstellung bei. Sie erklärt, was Besucher darüber hinaus erwartet. „In der Führung wollen wir an drei verschiedenen Modellen die Funktionsweise der Orgel anschaulich machen. Darüber hinaus gibt die Ausstellung auf mehren Tafeln Aufschluss über die Geschichte der Orgel selbst“, sagt die Organistin.

Auch interessant

Besucher können außerdem einen Blick hinter den Orgelprospekt werfen. Das ist der Teil der Orgelpfeifen, der aus dem Kirchenraum zu sehen ist. Kirchenbesucher sehen nämlich von vorne nur einen kleinen Teil der insgesamt mehr als 2000 Orgelpfeifen.

Mehr als fünf Jahre Arbeit stecken in der Ausstellung

„In der Dauerausstellung stecken fünf Jahre Planung und Arbeit“, sagt Pfarrer Udo Polenske. „Besonders viel Engagement hat unsere Kirchenmusikerin María Cristina Witte investiert. Sie hat für uns die Unterlagen der Evangelischen Landeskirche über die Geschichte der St.-Georgs-Kirche gesichtet. Ebenso wie das Material aus dem Nachlass von Orgelbauer Christian Roetzel im Archiv Münster.“

Arbeitsplatz: Kirchenmusikerin und Historikerin María Cristina Witte am Spieltisch der Orgel.
Arbeitsplatz: Kirchenmusikerin und Historikerin María Cristina Witte am Spieltisch der Orgel. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Doch für die Organistin ist das Projekt damit noch nicht abgeschlossen. „Aktuell versuche ich noch mehr über die Kalkanten herauszufinden, die hier tätig waren.“

Führungen sind ab sofort mit Voranmeldung möglich

Die Dauerausstellung über die Orgel und die dazugehörige Kalkantenstube der St.-Georgs-Kirche sollte ursprünglich bereits Anfang diesen Jahres eröffnet werden – dann kam die Corona-Pandemie dazwischen.

Ab sofort bietet die Kirche halbstündige Führungen für Personengruppen wie Paare oder Familien mit Kindern an, die zu einem Haushalt gehören. Eine Voranmeldung ist notwendig und telefonisch unter 02324 22524 oder per Mail möglich. Erwachsene zahlen 3,50 Euro. Kinder sind kostenfrei.

Am 9. September um 18 Uhr eröffnet die Kirchengemeinde die Dauerausstellung dann auch offiziell.