Hattingen. Fast alle Schulen in Hattingen haben beim Sozialindex gut abgeschnitten – mit einer Ausnahme. Was der Schuldezernent sagt, was die Schulleiterin.

Ein neuer „schulscharfer Sozialindex“ der Landesregierung stuft alle Schulen in NRW auf einer Skala von eins (ohne besondere Herausforderungen) bis neun (extreme Herausforderungen) ein. Das Ergebnis zeigt: Hattingens Schulen schneiden in der Auswertungsskala fast ausnahmslos gut ab. Mit einer Ausnahme.

Während alle anderen Grund- und weiterführenden Schulen der Stadt den Stufen eins bis drei zugeordnet werden, wird die Grundschule Heggerfeld mit der Stufe 6 lediglich im Mittelfeld gelistet.

Keine Bewertung der pädagogischen Arbeit

Hattingens Schuldezernent Matthias Tacke sagt, das Abscheiden der Heggerfeldschule beim Sozialindex dürfe indes niemanden überraschen, es bestätige vielmehr bekannte Erkenntnisse. „Schließlich geht es hier nicht um eine Bewertung der pädagogischen Arbeit.“

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Als Kriterien für den Sozialindex werden laut NRW-Schulministerium vielmehr vier Faktoren herangezogen: die Kinder- und Jugendarmut, berechnet nach der Hartz-IV-Quote der Minderjährigen im Einzugsbereich der Schule, der Anteil der Kinder mit vorwiegend nicht deutscher Familiensprache, der Anteil der Kinder, die selbst zugezogen sind und somit kaum Sprachkenntnisse haben, sowie der Anteil der Kinder mit Förderbedarf.

Stellenbesetzung ist nicht immer leicht

Das insgesamt gute Abschneiden der Hattinger Schulen beim Sozialindex nennt Tacke zwar erfreulich. Es zeige, „dass wir in Hattingen in der Breite gewisse Problemlagen wie in Großstädten nicht haben“. Dennoch dürften die Einordnungen des Landes „nicht über gewisse konkrete Problemlagen an den Schulen hinwegtäuschen, die nicht alle auf den Sozialindex zurückzuführen sind“. Tacke nennt in diesem Zusammenhang unter anderem die Versorgung mit Fachkräften wie Schulsozialarbeitern oder Sonderpädagogen. Es sei „nicht leicht, alle in diesem Bereich ausgeschriebenen Stellen auch besetzt zu bekommen“.

Die Sozialindizes der Hattinger Schulen

Die Sozialindizes der Hattinger Schulen im Überblick:

Grundschulen:

Grundschule Bredenscheid: 1; Grundschule Oberwinzerfeld: 3; Grundschule Weiltor: 3; Grundschule Heggerfeld: 6; Grundschule Bruchfeld: 2 Grundschule Holthausen: 3; Grundschule Nikolaus Groß: 1; Grundschule Alt-Blankenstein: 1; Grundschur Erik-Nölting: 3.

Weiterführende Schulen:

Gymnasium Holthausen: 2; Gymnasium Waldstraße: 1; Gesamtschule Hattingen: 2; Realschule Grünstraße: 3.

Das bestätigt für ihre Heggerfeld-Schule auch Fatma Tek-Cordes. Die einzige Schulsozialarbeiterin dort befinde sich derzeit in Elternzeit, „wir haben de facto im Moment also keine“, sagt die Schulleiterin. Und auf die ausgeschriebenen sonderpädagogischen Stellen habe sich zuletzt „niemand beworben“.

Dabei sei für die Schule solche Unterstützung unbedingt vonnöten, betont Fatma Tek-Cordes. Absichtserklärungen des Landes allein, das Schulen mit einem höheren Sozialindex mehr Zuteilung von Personal (Lehrer, Sozialpädagogen, Integrationshelfer) avisiert, genügten nicht. Allein in den vergangenen Wochen, fährt Tek-Cordes fort, habe sie zehn neue Schülerinnen und Schüler an der Heggerfeld-Grundschule aufgenommen, alles syrische Kinder, deren Familien mit der Flüchtlingswelle 2015 hierher gekommen seien. „Und nun erwarten wir an unserer Schule bald auch noch ukrainische Kinder. Wir können Deutsch-Förderstunden anbieten und vieles andere mehr. Aber wir brauchen dafür auch reales zusätzliches Personal.“

Zwei Grundschule werden zu Familienzentren ausgebaut

Dass die Heggerfeld-Grundschule (ebenso wie die Grundschule Oberwinzerfeld) nun zu einem Familienzentrum ausgebaut werden soll, mit Hilfe von Landesmitteln, die die Stadt für diese zwei Schulstandorte beantragt hat, begrüßt Fatma Tek-Cordes vor diesem Hintergrund umso mehr. Nach dem Vorbild der Familienzentren in Kindertagesstätten sollen dabei in den beiden Grundschulen bei der Bildungsarbeit nicht nur die Schüler, sondern auch deren Eltern mit einbezogen werden. Ab April, so Schuldezernent Tacke, stehe hierfür eine Mitarbeiterin zur Verfügung, die konkrete Projekte und Maßnahmen für die Schulen plane. Fatma Tek-Cordes: „Wir hoffen alle, dass uns das einiges bringt.“

Matthias Tacke sagt unterdessen, die Stadt als Schulträger könne Schulstandorte mit derlei „flankierenden Maßnahmen“ unterstützen. Wichtig sei es letztlich aber auch, „durch ein vernünftiges Anwahlverhalten der Elternschaft eine möglichst gute Durchmischung der Schülerschaft zu erhalten“.

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