Hattingen. Drei Evangelische Kirchenkreise, u. a. Hattingen-Witten, haben zwei neue Kräfte eingestellt. Deren Aufgabe: mehr Schutz vor sexualisierter Gewalt.

Dass dem Schutz vor sexualisierter Gewalt hohe Beachtung geschenkt werden muss, ist inzwischen auch in der Evangelischen Kirche angekommen. Mit Anja Kersting und Peter Unger sind in den Evangelischen Kirchenkreisen Hagen, Hattingen-Witten und Schwelm nun zwei neue Fachkräfte damit betraut, die Gemeinden bei der Umsetzung von Schutzkonzepten zu begleiten.

Umsetzung des Kirchengesetzes vor Ort

Mit der Schaffun der zwei neuen Stellen setzt die Evangelische Kirche nun auch vor Ort strukturiert das Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt der Evangelischen Kirche von Westfalen um. Finanziert werden die beiden Stellen dabei von den drei Evangelischen Kirchenkreisen Hagen, Hattingen-Witten und Schwelm gemeinsam, insgesamt haben diese 41 Kirchengemeinden und circa 162.000 Gemeindeglieder.

Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt

Am 1. März 2021 ist das Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt der Evangelischen Kirche von Westfalen in Kraft getreten.

Dieses Gesetz bringt die wesentlichen Grundentscheidungen dieser zur Haltung und zum Umgang mit sexualisierter Gewalt zum Ausdruck.

Es verpflichtet zudem unter anderem alle kirchlichen Körperschaften (Kirchengemeinden, Kirchenkreis, Verbände), Schutzkonzepte vor sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige und andere auch erwachsene Schutzbefohlene zu erstellen und vorzuhalten.

Anja Kersting und Peter Unger sind beim Evangelischen Kirchenkreis Schwelm angestellt, ihr Büro haben die Multiplikatorin und die Präventionsfachkraft im Haus der Kirche in Schwelm.

Die beiden Fachkräfte beraten, begleiten und unterstützen Leitungsgremien wie zum Beispiel Presbyterien und die Kreissynodalvorstände bei der Erstellung von Schutzkonzepten, führen Informationsveranstaltungen und Seminare mit dem Ziel der Verankerung des Themas durch. Zudem unterstützen und befähigen sie engagierte Mitarbeitende in den Gemeinden bei der Umsetzung der Schutzkonzepte, indem sie unter anderem Schulungen für beruflich und ehrenamtlich Tätige anbieten.

Präventiv tätig werden

„Wir wollen nicht nur den Umgang mit dem „worst Case“ bearbeiten, sondern auch und vor allem präventiv tätig werden. Dazu gehört zum Beispiel, dass wir die Menschen in Sachen Sexualität sprachfähig machen und Sexualität als gute Gabe Gottes thematisieren wollen“, erklärt Peter Unger. Und Anja Kersting fügt hinzu, um sexualisierte Gewalt zu verhindern, müsse man wissen, „was wir stattdessen tun möchten“.

Keine Konzepte für die Regale

Beide betonen, sie wollten „keine Konzepte für die Regale“ erstellen, sondern umfassende Präventionsarbeit leisten, zu der auch das Sensibilisieren für das Thema gehört.

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Eng arbeiten beide in ihren Tätigkeitsfeldern mit der überregionalen, koordinierenden Präventionsarbeit der Fachstelle für den Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung zusammen, kooperieren zudem mit anderen kirchlichen Trägern und Verbänden – etwa der Diakonie, dem Kita-Trägerverbund oder dem CVJM.

Beide haben reichlich berufliche Erfahrung

Für ihre neuen Aufgabe bringen Anja Kersting und Peter Unger dabei beste Voraussetzungen mit. Beide haben eine systemisch therapeutische Ausbildung absolviert und auf diesem Gebiet reichlich berufliche Erfahrung gesammelt. Während Unger schon hauptamtlich im Evangelischen Kirchenkreis Hattingen-Witten als Gemeindepädagoge gearbeitet hat, ist Kersting zum ersten Mal hauptamtlich bei der Evangelischen Kirche beschäftigt.

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„Ich bin in der Martin-Luther-Kirchengemeinde in Witten groß geworden“, verrät sie und dass sie für die neue Stelle den Schuldienst verlassen hat. „Ich war Biologie- und Lateinlehrerin und habe auch als Schulmediatorin gearbeitet. Letztendlich war mir das Schulsystem aber zu eng. Jetzt bin ich froh, diese Stelle bekommen zu haben.“