Hattingen. Bestatterin Isabell Neumann aus Hattingen ist sprachlos, dass ein Unbekannter das Firmenlogo missbraucht, um sich zur Corona-Impfung zu äußern.

Bestattermeisterin Isabell Neumann von Stratmann-Bestattungen in Hattingen ist sprachlos. Ein Unbekannter hat mit dem Logo ihres Unternehmens einen Aufruf gegen die Corona-Impfung veröffentlicht. Sofort hat Isabell Neumann Anzeige bei der Polizei erstattet.

„Bitte, lassen Sie sich unter keinen Umständen impfen“, steht in der gefälschten Anzeige, die der WAZ-Redaktion vorliegt – mit Firmenschriftzug, Logo, Adresse, Kontaktdaten.

Falsche Anzeige gegen Corona-Impfung macht Bestatterin in Hattingen sprachlos

„Eine Kundin hat mich am Donnerstag angerufen und auf die Anzeige angesprochen“, sagt Isabell Neumann. Als die danach googelte, fand sie zunächst nichts, stieß dann aber später auf den Messenger-Dienst Telegram. „Man sieht auf Anhieb, dass das ein Fake ist“, sagt Isabell Neumann. Denn das runde Logo ihres Bestattungsunternehmens kommt arg oval daher. Neumann ärgert sich, dass der Urkundenfälscher sogar den Orange-Ton, den die Firma nutzt, für Hervorhebungen im Text verwendet hat.

Falsche Nachrichten erkennen

Fakt oder Falschmeldung (Fake or Fact): Wie man Falschmeldungen in Sozialen Medien erkennen kann und bekämpft, dazu hat die Bundeszentrale für politische Bildung Tipps auf ihrer Homepage: www.bpb.de/themen/medien-journalismus/stopfakenews .

Die vier wichtigsten Tipps: Hinterfragen Sie die Nachricht, checken Sie das Bild, überprüfen Sie die Quelle und leiten Sie nicht alles weiter.

Zum Hinterfragen der Nachricht gehört zum Beispiel, bei reißerischen Botschaften besonders achtsam zu sein. Beim Teilen von Nachrichten sollte stets bedacht werden, ob sie anderen schaden.

„Vermutlich hat jemand die letzte Seite unseres Vorsorgeprospekts, das in einem Ständer mit Werbematerialien an unserem Ladenlokal am evangelischen Friedhof steht, abgescannt und dann bearbeitet“, sagt sie. Inzwischen haben sich schon einige Kunden bei ihr gemeldet und Verwunderung ausgedrückt.

Für Isabell Neumann ist es egal, ob jemand geimpft ist oder nicht

Besonders ärgerlich: „Für mich steht der Mensch im Vordergrund. Jeder kann seine Entscheidungen treffen, wie er möchte. Das ist meine Lebenseinstellung. Mir ist es egal, ob jemand groß oder klein ist, welche Nationalität er hat, ober er geimpft oder ungeimpft ist“, stellt Isabell Neumann, die auch Vorsitzende des Kreisverbandes Ennepe-Ruhr im Fachverband Bestattungsgewerbe NRW ist, klar. Sie bezieht Stellung weder für noch gegen das Impfen – sondern respektiert schlicht die Entscheidung eines jeden Menschen.

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Darum ärgert sie diese Anzeige so. „Wir haben schwierige Zeiten hinter uns. In der Corona-Zeit möchten wir, dass eine Beerdigung genau so ablaufen kann, wie die Angehörigen das möchten. Ich habe hier beispielsweise jetzt einen Besprechungsraum im Freien eingerichtet, damit mehrere Menschen an den Gesprächen teilnehmen können. Mein Auto ist zur fahrenden Kapelle geworden mit Tischen, Stühlen, Schirmen, wasserfesten Musikboxen in der Zeit, als die Kapellen geschlossen waren. Es geht um das Abschiednehmen. Egal ob Trauernde geimpft sind oder nicht.“ Bei Beerdigungen müsse sie für die Kunden teils die Impfnachweise kontrollieren.

Polizeisprecherin: „Das klingt nach Urkundenfälschung“

Indes ist ihr klar, dass die gefälschte Anzeige inzwischen schon weiter Kreise in den sozialen Netzwerken zieht, dass er weiter und weiter geteilt wird. „Dabei machen sich die Menschen mit der Weiterverbreitung auch strafbar.“

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„Das klingt nach Urkundenfälschung“, sagt Polizeisprecherin Sonja Wever, „da benutzt jemand den Namen eines anderen, um zu hetzen.“ Verhindern könne man solche Fake-Anzeigen kaum, erklärt Wever. Allerdings helfe es, aufmerksam zu bleiben. „Ich kann nur an den Verstand der Menschen appellieren, dass sie hinterfragen, ob ein Post echt oder falsch ist. Oft kann man das sehr gut erkennen.“ Und sie warnt davor, leichtfertig Bilder weiterzuleiten. Entdecke man einen Fake-Post, solle man diesen anzeigen.