Hattingen. Die Corona-Pandemie bremst Heiratswillige aus. In Hattingen ist die Zahl der Trauungen um die Hälfte zurückgegangen. Worauf nun Hoffnungen ruhen.

Eigentlich wollten Manuela Billhardt und Dirx Hofmann schon vor eineinhalb Jahren den Bund fürs Leben schließen. Doch Corona durchkreuzte ihre Pläne seither immer wieder. Das Paar ist nach den Zahlen des Standesamtes nach zu urteilen längst kein Einzelfall. In Hattingen gab sich in den vergangenen zwei Jahren nur noch rund die Hälfte an Heiratswilligen das Ja-Wort als in der Zeit davor.

Für die Feier war schon vor Corona alles vorbereitet

Manuela Billhardt und Dirx Hofmann hatten den schönsten Tag des Lebens eigentlich für den 18. September 2020 terminiert. Die Einladungen waren gedruckt, das Hochzeitskleid geschneidert, das Restaurant gebucht und eine Sängerin engagiert. Noch weit vor Corona hatten sie voller Vorfreude alle Vorbereitungen getroffen. Doch mit der Pandemie begannen die Zweifel, ob es bei den Plänen bleiben kann. Berechtigte Bedenken, wie sich im Spätsommer zeigen sollte. Der erste Lockdown hatte da zwar schon ein Ende, doch die Auflagen für eine Feier „kamen derart streng daher, dass sich das für eine 60-köpfigen Gesellschaft nicht in Betracht kam“. Mit dem nächsten Datum, angesetzt für Mai 2021, rappelte das Paar dann in den zweiten Lockdown. Nun haben sie sich einen dritten Anlauf vorgenommen und dieses Mal werde es kein Zurück geben, betonen die zwei. Im Zweifelsfalle feiere man im kleinen Kreis.

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Umsätze im Brautmodegeschäft massiv eingebrochen

Wenn das Paar auch von der ständigen Umplanen genervt ist, sich über zusätzliche Ausgaben ärgert, unter anderem für die Einladungskarten, ließen die beiden sich von ihrem Entschluss nicht abbringen. „Wir wollen heiraten, es dauert eben nur länger“. Sie wünschen sich normale Bedingungen, am liebsten ohne jede Auflagen. Das bekommen auch die Standesbeamten meist zu hören, wenn Paare den Termin absagen, berichtet Stadtsprecherin Jessicas Krystek.

Manchen Heiratswilligen hat die Warterei aber derart zugesetzt, dass sie sich inzwischen getrennt haben“, weiß Mariella Teusch-Priolo (52), die das gleichnamige Geschäft für Brautmoden betreibt. Seit der Corona-Zeit hört sie oftmals Frust und Unmut, aber sie kennt auch viele Fälle, in denen Paare sich von einem geplatzten Termin erst recht nicht beeindrucken lassen. Brautkleider würden aber dennoch abgeholt mit der Zuversicht, dass sich noch ein Datum findet.

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Statt 475 nur noch 196 Hochzeiten

Nach Angaben des Standesamtes haben in Hattingen im Jahr 2018 insgesamt 475 Paare geheiratet, 2019 waren es 416. Im ersten Coronajahr ging die Zahl auf 282 zurück und um fast 100 sank sie dann im vergangenen Jahr. Da waren es 196.

Die Stadt aktualisiert auf ihrer Internetseite des Standesamtes die Corona-Regeln, die bei Trauungen gelten.

Blickt die Geschäftsfrau in ihre eigenen Bilanzen, kommt sie zu einem ernüchternden Ergebnis, sind doch die Umsätze massiv eingebrochen. Da Mariella Teusch-Priolo die Stoffe für die Hochzeitskleider schon viele Monate im Voraus bestellen muss, blieb sie 2020 auf mancher Ware sitzen. Aktuell steht sie vor der Problem, dass niemand sagen kann, wie der weitere Corona-Verlauf aussieht. Wann wieder einigermaßen Normalität herrsche, das sei vollkommen offen. Das ist allerdings nicht ihre einzige Sorge. Die Lage auf den Stoffmärkten sei momentan äußerst angespannt. Dadurch würden die Preise nach oben schnellen, zum Teil bis zu 30 Prozent. Es erschwere das Geschäft, wenn die Kleider nun noch teurer würden, so die Hattingerin.

Feiern für die ersten Wochen im neuen Jahr wieder abgesagt

Die rückläufigen Zahlen bei den Eheschließungen habe aber nicht nur ihre Branche zu spüren bekommen, sondern ebenso Cateringfirmen oder die Gastronomie. War das Landhaus Grum vor Corona von Frühjahr bis Herbst ständig ausgebucht, „haben seither nur noch wenige Feiern stattgefunden“, sagt Juniorchefin Sabrina Grum. „Die Leute haben darauf gesetzt, dass demnächst Auflagen und Einschränkungen entweder verschwinden oder verringert werden“. In einer solchen Hoffnung buchten auch schon einige Paare Termine für Januar und Februar. „Doch daraus wird nichts, die aktuellen Regelungen stehen solchen Festen entgegen.“

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