Hattingen. Für den DLRG-Katastrophenschutz-Ausbilder Steffen Diße war das Jahr 2021 ein anstrengendes. Trauriger Höhepunkt: das Jahrhundert-Hochwasser.

Für Steffen Diße von der DLRG-Ortsgruppe Hattingen-Blankenstein war das Jahr 2021 von zwei großen Themen geprägt: zum einen vom Jahrhundert-Hochwasser, das ihn als Katastrophenschützer besonders forderte. Zum anderen von der Schließung der Schwimmbäder, die die Vereinsarbeit empfindlich beeinträchtigt.

Mit geschlossenen Schwimmbädern startet die Hattinger Schwimmszene schon ins Jahr 2021. Zum einen wegen des Lockdowns, zum anderen weil immer wieder etwas repariert werden muss. Im Freibad war es beispielsweise eine kaputte Folie, die den Saisonstart vom Frühjahr in den Sommer verzögert.

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Nach diesem Hin und Her können unter anderem die Katastrophenschutzhelfer der DLRG dort in den Sommerferien ihr Training wieder aufnehmen. „Beim zweiten oder dritten Termin war es dann so“, führt Diße aus, „dass diejenigen, die im Wasser waren, schon die Alarmierung auf dem Handy hatten und nach dem Training sofort zum Einsatz gefahren sind.“

Katastrophenschutzhelfer der DLRG sind vorbereitet

Denn es ist es Mitte Juli und ein heftiger Starkregen ergießt sich über die Stadt. „Zu diesem Zeitpunkt war ja noch gar nicht klar, wie stark sich das in Hattingen zeigen würde“, erinnert sich Diße. Vorgesorgt haben die Katastrophenschutzhelfer trotzdem und Pumpen organisiert.

Mehr Wasserfläche und -zeit nötig

Die Gruppe der Katastrophenschutzhelfer von der DLRG wächst. Waren es zu Beginn des Jahres 2021 noch 17 Mitglieder, sind es mittlerweile 21 – und weitere folgen, sobald sie das Mindestalter von 18 Jahren erreichen.

Sowohl für das Training des Katastrophenschutzes als auch für den regulären Trainingsbetrieb und die Schwimmausbildung braucht die DLRG mehr Wasserfläche und Wasserzeiten. Aktuell gibt es – statt sonst vier in der Woche – nur noch einen Trainingstag. Und dieser wird für die Nichtschwimmerausbildung genutzt.

Und es kommt, das Jahrhundert-Hochwasser. Die DLRG ist bereit, bildet gemeinsam mit der Feuerwehr Trupps, pumpt Keller leer. „Es wurde immer mehr“, resümiert Diße, der zu dieser Zeit gar nicht in Hattingen, sondern auf Dienstreise in Hessen ist. Doch er koordiniert und organisiert die Einsätze aus der Ferne.

An der Schleusenstraße kommt das Hochwasserboot der DLRG Hattingen-Blankenstein erstmals zum Einsatz.
An der Schleusenstraße kommt das Hochwasserboot der DLRG Hattingen-Blankenstein erstmals zum Einsatz. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Die Stadt wird in Sektoren aufgeteilt, Evakuierungen werden nötig – so etwa an der Schleusenstraße, wo das 2019 angeschaffte Hochwasserboot der DLRG erstmals zum Einsatz kommt. Am selben Tag kann Diße sich auf den Heimweg machen, fährt um 6 Uhr morgens los und kommt um 8.30 Uhr in Hattingen an. Dort ist die Ruhr gerade kurz davor, einen neuen Höchststand zu erreichen.

Koordinierung über das Telefon

Doch vor Ort in den Einsatz geht er nicht: „Ich hatte eine halbe Stunde Zeit zum Packen. Um 9 Uhr wurde ich abgeholt, um nach Erftstadt zu fahren.“ Denn während die Lage in Hattingen von der örtlichen Gefahrenabwehr – in diesem Fall der Stadt Hattingen bzw. der Feuerwehr – bearbeitet wird, kommt der Ruf vom landesweiten Katastrophenschutz in weitere Einsatzgebiete.

„Ich bin nach Erftstadt gefahren, unser Bootstrupp nach Schleiden“, erklärt Diße. Weitere Einsatzkräfte und auch das Hochwasserboot bleiben in Hattingen. Steffen Diße muss in diesen Tagen viel telefonieren, koordiniert die Einsatzkräfte in Hattingen und den Bootstrupp in Schleiden – und als Fachberater (Dienststufe über dem Zugführer) unterstützt er selbst den örtlichen Krisenstab in Erftstadt bei der Evakuierung eines Krankenhauses.

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26 Stunden dauert sein Einsatz dort. Freitags kommt er zurück nach Hattingen, nur um samstags wieder dorthin zu fahren – diesmal um einen 44 Mann starken Wasserrettungszug anzuführen. In Hattingen gibt es zu diesem Zeitpunkt keine Aufträge mehr von der Stadt für die DLRG.

Jahr beginnt wie das vorherige: Mit geschlossenen Bädern

Dolch auch nach dem Hochwasser geht es hier mit unerfreulichen Nachrichten weiter. Nach den Sommerferien gilt es für die DLRG, neue Konzepte zu entwickeln, um dem hohen Andrang der Nichtschwimmer zu begegnen. Unter Lockdowns und ständig ausfallenden Bädern hat die Schwimmausbildung gelitten, ein neues System muss her. „Das Kurssystem war etabliert“, erinnert sich Diße. „Und dann kam die traurige Nachricht, dass das Hallenbad Holthausen geschlossen wird.“

Und so starten Steffen Diße, seine Kameraden von der DLRG und die gesamte Schwimmszene ins Jahr 2022 genauso wie schon ins Jahr 2021. Mit geschlossenen Bädern.

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