Hattingen. Am 31. Januar 2022 ist Schluss: Abellio stellt seinen Betrieb der S-Bahn-Linie 3 (Hattingen-Oberhausen) ein. VRR arbeitet an einer Notvergabe.
Veränderungen auf der S-Bahn-Linie 3 zwischen Hattingen und Oberhausen stehen bevor: Abellio stellt zum 31. Januar 2022 den Betrieb ein – bis Mitte Dezember will der Verkehrsverband Rhein-Ruhr (VRR) entscheiden, welches andere Unternehmen im Rahmen einer Notvergabe die Züge der S 3 fährt. Was dies jetzt für Bahnnutzerinnen und -nutzer aus Hattingen bedeutet.
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Weshalb ist es zu dieser Situation gekommen?
Der niederländische Mutterkonzern des Hagener Unternehmens Abellio hat bereits im Herbst 2020 wegen Millionenverlusten mit Rückzug gedroht. Abellio selbst hat immer wieder mit Schwierigkeiten bei der Erledigung seiner Pflichtaufgaben zu kämpfen. So hat der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr den Betrieb der S-Bahn-Linie 3 zwischen Hattingen und Oberhausen im Herbst 2016 an die Abellio Rail NRW vergeben. Drei Jahre lang stand somit der Übernahmetermin fest – und trotzdem gab es gleich zu Beginn Personalprobleme.
Im Mai 2020 platzte dem VRR der Kragen. Abellio wurde abgemahnt und aufgefordert, „schnellstmöglich alle Maßnahmen zu ergreifen, um die verkehrsvertraglichen Leistungen jederzeit in ausreichendem Maß erfüllen zu können“. Das Schienen-Unternehmen reagierte mit Verständnis auf die Abmahnung: „Für diese Schlechtleistung können wir uns nur entschuldigen.“
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Doch es gab auch danach immer wieder Ausfälle – so dass sogar Hilfe des Eisenbahnunternehmens TRI Train Rental mit Zügen aus den 1970er-Jahren eingekauft wurde.
Wer kommt als Betreiber für die S 3 in Frage?
Vermutlich würde der Betrieb vorübergehend wieder an die Abteilung DB Regio der Deutschen Bahn vergeben, die auch schon bis zur Abellio-Übernahme im Dezember 2019 die S 3 bedient hat – und noch drei Monate über diesen Termin hinaus, weil das Hagener Unternehmen noch nicht genügen Personal rekrutiert hatte.
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Wird es dadurch zu Zug-Ausfällen kommen?
Die grünen Stadler-Züge gehören dem VRR, sie stehen übergangslos zur Verfügung. Zudem wurde allen Beschäftigten der Abellio Rail GmbH der „vollumfänglichen Erhalt ihrer Arbeitsplätze“ zugesagt. Allerdings könnte es in einem anderen Unternehmen auch andere Sicherheitsstandards geben. Deshalb wären gegebenenfalls Schulungen erforderlich. Ob der bisherige Personalbestand des potenziellen neuen Betreibers für einen reibungslosen Übergang ausreicht, vermag jetzt noch keiner zu sagen.
Problemfaktor Bahnsteigkante
Jahr für Jahr wird der S-Bahnhof Hattingen Mitte schlecht bewertet. Wegen zu viel Graffiti – aber auch wegen anderer Defizite.Ein Problem ist dabei der Bahnsteig, der nach wie vor eine Höhe von 96 Zentimetern hat. Bei den aktuellen Zügen der Firma Stadler ist der Einstieg aber auf einer Höhe von 76 Zentimetern. Barrierefrei ist anders! Zudem fällt immer wieder der Aufzug aus, ebenfalls ein Problem für Rollstuhlfahrer. Kurzfristige Lösungen sind indes nicht in Sicht, die Bahn muss sich um zu viele sanierungsbedürftige Bahnhöfe kümmern.
Ändert sich etwas am Fahrplan?
Nein! Unabhängig von der Übernahme durch Abellio wurde mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2019 auch der Fahrtakt zwischen Hattingen und Oberhausen von 20 auf 30 Minuten umgestellt. Seitdem fahren unter der Woche also nur noch zwei statt zuvor drei Züge in der Stunde am Bahnhof Hattingen Mitte los (Abfahrt in Hattingen um .03 und .33). Bei dieser Planung gab es damals keine Widersprüche von der Kreispolitik.
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Was beinhaltet die Notvergabe?
Die Strecken werden übergangsweise für zwei Jahre ausgeschrieben. Für Ende 2023 werden die betroffenen Strecken dann regulär neu ausgeschrieben.