Hattingen. 4120 über 18-Jährige in Hattingen sind überschuldet – deutlich weniger als Experten angenommen haben. Die Zahlen im Detail, die Analyse.

4120 Menschen ab 18 Jahren sind in Hattingen aktuell überschuldet – 513 weniger als noch im vergangenen Jahr. Dies geht aus dem jetzt veröffentlichten „Schuldner-Atlas Deutschland 2021“ hervor.

Befürchtungen haben sich bislang nicht bewahrheitet

„Wir hatten in den letzten Jahren eine Zunahme der Überschuldung im ganzen Land gesehen und entsprechend gewarnt. Fakt ist allerdings, dass sich die Befürchtungen bislang nicht bewahrheitet haben. Im Gegenteil: Die Überschuldungslage vieler Menschen in Deutschland, NRW und auch in Hattingen hat sich in den letzten zwölf Monaten verbessert“, sagt Wolfgang Scharf, Geschäftsführer der Creditreform. Das in Dortmund ansässige Unternehmen, das Daten über Privatpersonen und Firmen sammelt, gibt den Schuldner-Atlas mit heraus.

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In Hattingen ist die Schuldnerquote dabei gegenüber dem Vorjahr um 1,07 Prozent auf nur noch 8,79 Prozent aller Einwohnerinnen und Einwohner ab 18 Jahren zurückgegangen. Sie liegt damit klar unter dem NRW-Schnitt von 10,47 (Vorjahr: 11,63 Prozent) und unter der Ruhrgebietsquote (13 Prozent).

Zahl der Schuldner in der Stadt ungleich verteilt

Die Zahl der Schuldnerinnen und Schuldner ist in der Stadt allerdings ungleich verteilt. So verzeichnen die Herausgeber des Schuldner-Atlas’ auch in diesem Jahr wieder die höchste Schulder-Quote in Hattingen-Mitte (Postleitzahlenbereich 45525). Aktuell 1929 Menschen (11,72 Prozent) sind hier überschuldet – 2020 waren es noch 2158 Personen (13,05 Prozent).

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Im Postleitzahl-Bereich 45527 (Blankenstein, Bredenscheid-Stüter, Holthausen, Oberstüter und Welper) gelten 1240 Frauen und Männer als überschuldet, das entspricht eine Quote von 7,97 Prozent. Zum Vergleich: Im Vorjahr verzeichnete der Schuldner-Atlas hier noch 1368 Überschuldete (8,78 Prozent).

Die wenigsten Schuldnerinnen und Schuldner gibt es erneut im Postleitzahl-Bereich 45529 (Bredenscheid-Stüter, Niederbonsfeld, Niederelfringhausen, Niederwenigern, Oberelfringhausen, Winz-Baak): 951 oder 6,68 Prozent der dort wohnenden Erwachsenen (2020: 1107 / 7,75 Prozent). In der Kategorie der Postleitzahlen mit einer besonders geringen Schuldnerdichte schafft es dieser Postleitzahlen-Bereich als 19. sogar unter die Top 20 des Landes.

Ursachen der Überschuldung durch Corona nicht verändert

Als überschuldet gelten Bürgerinnen und Bürger dabei dann, wenn es ihnen dauerhaft nicht gelingt, mit ihren monatlichen Einnahmen ihre Ausgaben zu decken. Die Gründe hierfür können vielschichtig sein. Sie reichen von Arbeitslosigkeit über Trennung, Scheidung und Erkrankung bis hin zu längerfristigem Niedrigeinkommen, einer gescheiterten Selbstständigkeit sowie unwirtschaftlicher Haushaltsführung. Die Ursachen der Überschuldung haben sich dabei durch Corona nicht verändert.

Anlaufstelle

Bei Problemen mit den eigenen Finanzen können sich Bürgerinnen und Bürger in Hattingen an die Schuldner- und Insolvenzberatung der Diakonie auf der Schulstraße 7 wenden. Anmeldungen sind zurzeit nur telefonisch möglich: 02324-9234-10, -11, -12.

Eine Beratung beruht auf dem Prinzip der Freiwilligkeit, ist vertraulich und kostenfrei. Sie setzt die aktive Mitarbeit der Ratsuchenden voraus und findet in Kooperation mit anderen Beratungsstellen statt.

Gerade wegen der Corona-Pandemie hatte der Verband Creditreform aber eigentlich mit einer ansteigenden Verschuldung von Privatpersonen gerechnet. „Offensichtlich haben die immensen staatlichen Stützungs- und Hilfsmaßnahmen aber geholfen, die Wirtschaft zu stabilisieren und Unternehmen und Verbraucher vor einer befürchteten Zahlungsunfähigkeit zu bewahren“, heißt es dazu im Schuldneratlas. Aber auch pandemiebedingte Einschränkungen und die gleichzeitige Ausgabenvorsicht der Verbraucher spielten hier eine Rolle.

Experten: Wirtschaftliche Lage wird sich für viele Verbraucher verschlechtern

Die Herausgeber des Schuldner-Atlas’ rechnen nun allerdings damit, „dass sich die wirtschaftliche Lage für viele Verbraucher im nächsten und übernächsten Jahr verschlechtern wird“. Als Gründe für diese Einschätzung nennen sie unter anderem nach wie vor bestehende pandemiebedingte EInkommenseinbußen und gestiegene Benzin- und Energiekosten.

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