Michael Richter von der Hattinger Schuldnerberatung nennt Gründe für Überschuldung und erklärt, wie man wieder schuldenfrei werden kann.

Fast jeder zehnte Hattinger ist überschuldet, im Jahr 2019 waren es genau genommen 9,96 Prozent. Diese Quote hat der Verband Creditreform für seinen deutschlandweiten Schuldner-Atlas ermittelt. Michael Richter von der Hattinger Schuldnerberatung hat dabei festgestellt, dass einzelne Gruppen zunehmend häufiger in die Schuldenfalle tappen.

Darum geraten Menschen in die Überschuldung

Arbeitslosigkeit, Krankheit, Scheidung, eine gescheiterte Selbstständigkeit: Dies sind wesentliche Gründe dafür, dass Menschen ihre fälligen Zahlungsverpflichtungen nicht begleichen können, weiß Michael Richter. Doch der Schuldnerberater betont: „Viele geraten auch deshalb in die Überschuldung, weil sie keine Finanzkompetenz erworben haben.“

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Signifikant erhöht habe sich unter den Schuldnern, die die Schuldnerberatung an der Schulstraße 7 aufsuchen, nach Richters Beobachtung zum einen der Anteil von Menschen, „die im Zuge der jüngsten Flüchtlingsbewegungen hierher gekommen sind“. Deren Hauptproblem seien dabei teils enorm hohe Verbindlichkeiten gegenüber Telekommunikationsanbietern – „wobei ich natürlich verstehen kann, das diese Menschen mit ihren Angehörigen in der Heimat Kontakt halten wollen“.

Deutlich gestiegen sei zudem der Anteil 18- bis 30-jähriger Klienten, bei denen vor allem Verträge für die stets neuesten Handys sowie Käufe per Mausklick in die Überschuldung geraten ließen.

Auch Altersarmut ist bei der Schuldnerberatung ein immer stärker werdendes Thema

Und schließlich sei auch Altersarmut ein immer stärker werdendes Thema: „Die Betroffenen schleppen die Verschuldung in der Regel schon lange mit sich herum, konnten sie während der Erwerbstätigkeit noch ausbalancieren, aber mit dem Renteneintritt oder einer sonst wie deutlich schlechter werdenden Finanzsituation geht das nicht mehr.“

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Michael Richter sowie seine Kolleginnen Sandra Ulrich und Claudia Ziplies beraten derlei Hilfesuchende, „die in der Regel erst dann zu uns kommen, wenn das finanzielle Chaos schon ziemlich groß ist“, in persönlichen Gesprächen. Bitten die Klienten, zum ersten Termin alle Unterlagen mitzubringen, die die Verschuldungssituation dokumentieren.

Die Klienten sollen selbst einen Überblick über ihre Finanzen bekommen

So, sagt Michael Richter, sollen die Klienten selbst einen Überblick über ihre Finanzen bekommen. Dies sei Voraussetzung dafür, dass sie lernten, wie sie mit dem ihnen zur Verfügung stehenden Geld am Monatsende zumindest eine schwarze Null erreichen und keine neuen Schulden anhäufen. Erst so habe der Klient aus eigener Kraft die Chance, wieder schuldenfrei zu werden – sei es durch eine außergerichtliche Einigung mit den Gläubigern und die Abzahlung der Schulden in Raten. Oder durch eine Privatinsolvenz.

Mit mindestens sechseinhalb Jahren vom Erstkontakt mit der Schuldnerberatung bis zur Schuldenfreiheit, so Michael Richter, müsse ein Klient im Normalfall allerdings rechnen.

Die Schuldner- und Insolvenzberatung der Diakonie auf der Schulstraße 7 ist erreichbar unter 02324-9234-10, -11; E-Mail: