Hattingen. 4630 Bürger über 18 Jahre in Hattingen sind überschuldet – das ist fast jeder zehnte Erwachsene. Die Schuldnerberatung blickt mit Sorge auf 2021.

Fast jeder zehnte Hattinger ist überschuldet, genau genommen sind es 9,98 Prozent. Diese Quote hat der Verband Creditreform für seinen Schuldner-Atlas Ruhrgebiet 2020 ermittelt. Entgegen dem Ruhrgebietstrend, nach dem die Überschuldung von Privatpersonen erstmals seit acht Jahren leicht gesunken ist, ist die Schuldner-Quote in Hattingen damit erneut leicht gestiegen – um 0,02 Prozentpunkte. Besonders hoch ist die Schuldnerquote dabei einmal mehr in Hattingen-Mitte.

„Unwirtschaftliche Haushaltsführung“ war lange ein Tabuthema

Arbeitslosigkeit, Krankheit, Scheidung, eine gescheiterte Selbstständigkeit: Dies sind wesentliche Gründe dafür, dass Menschen ihre fälligen Zahlungsverpflichtungen nicht begleichen können, es ihnen dauerhaft nicht (mehr) möglich ist, mit ihren monatlichen Einnahmen ihre Ausgaben zu decken, weiß Michael Richter von der Hattinger Schuldnerberatung . Doch der Schuldnerberater betont: „Viele geraten auch deshalb in die Überschuldung, weil sie keine Finanzkompetenz erworben haben.“ Die „unwirtschaftliche Haushaltsführung“, wie Creditreform dies nennt, sei dabei lange Zeit ein Tabuthema gewesen.

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Neben diesen Überschuldungsursachen sieht Michael Richter zudem eine immer stärkere Zunahme der Altersarmut. „Nach dem Ende ihrer Erwerbstätigkeit“, so der Schuldnerberater, „sind gerade Betroffene mit einem nur überschaubaren Einkommen nicht mehr in der Lage, ihre ökonomische Lage noch irgendwie zu verbessern.“ Insgesamt indes, so Richter, sei die Zahl der Beratungsgespräche in diesem Jahr leicht zurückgegangen. Auf das kommende Jahr allerdings blickt er sorgenvoll. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die derzeit durch staatliche Hilfsprogramme vielfach noch kompensiert worden sind, werde sich, so Richter, bei den Schuldnerzahlen in 2021 zählbar bemerkbar machen.

Konjunkturelle Perspektive für die kommenden Monate „eher negativ“

Schuldenquoten und Schuldenberatung

Seit Jahren bringt das Unternehmen Creditreform den Schuldner-Atlas heraus, für das Ruhrgebiet konstatiert es erstmals seit acht Jahren einen insgesamt leichten Rückgang der Schuldnerquote auf 14,27 Prozent (-0,03 Prozentpunkte). Wie in den Jahren zuvor liegt das Revier aber weiterhin deutlich oberhalb der nordrhein-westfälischen und der deutschlandweiten Quotenpunkte– nämlich 2,64 bzw. 4,4 Prozentpunkte.

Wer in Hattingen finanzielle Probleme hat, kann die Schuldner- und Insolvenzberatung der Diakonie auf der Schulstraße 7 kontaktieren: 02324-9234-10, -11, -12.

Ähnlich schätzt dies das Unternehmen Creditreform in seinem diesjährigen Schuldneratlas Ruhrgebiet ein, das Daten über Privatpersonen und Firmen sammelt. Die konjunkturelle Perspektive für die kommenden Monate, heißt es in diesem unter anderem, sei jedenfalls „eher negativ“.

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Trotz alledem steht Hattingen mit seinen Schuldnerzahlen aber vergleichsweise (sehr) gut da; laut Creditreform ist die Situation in den meisten anderen Ruhrgebietsstädten deutlich alarmierender. So ist die Schuldnerquote in Herne mit 18,21 Prozent am höchsten, dicht gefolgt von Gelsenkirchen und Duisburg mit 18,05 und 17,53 Prozent. Zum Vergleich: In den Städten des EN-Kreises liegt die Überschuldungsquote bei durchschnittlich 11,07 Prozent.

Schuldnerquote in Hattingen-Mitte am höchsten

Ein Wert, den in Hattingen lediglich der Bereich Hattingen-Mitte übersteigt. Hier liegt die Schuldnerquote laut Wirtschafts-Auskunftei Creditreform, die ihre Daten nach Postleitzahlen auswertet, bei 13,05 Prozent (+ 0,32). Im Postleitzahlenbereich 45527 (mit Welper, Blankenstein, Holthausen, Bredenscheid-Stüter, Oberstüter) ist die Quote dagegen gegenüber 2019 um 0,29 Prozentpunkte gesunken – auf nun 8,78 Prozent. Und im Postleitzahlenbereich 45529 (mit Niederwenigern und dem Hügelland) liegt sie bei 7,75 Prozent (+0,04) – nur knapp schlechter als Sprockhövel, das mit einer Schuldnerquote von 7,73 Prozent unter den 20 schuldenärmsten Städten des Ruhrgebietes vertreten ist.