Hattingen. Ein Termin im Bürgerbüro Hattingen ist mit langer Wartezeit verbunden. Ein Ehepaar wartet nun schon seit drei Monaten auf einen neuen Ausweis.
Acht bis zehn Wochen müssen Hattingerinnen und Hattinger mittlerweile auf einen Termin beim Bürgerbüro warten. Hauptgrund dafür ist, so heißt es von der Stadt, die Corona-Schutzverordnung: Nur zwölf Personen (inklusive Mitarbeiter) seien im Bürgerbüro gestattet. Hinzu kommt alle 60 Minuten eine zehnminütige Masken-Pause, in der keine Anträge bearbeitet werden könnten. Das sorgt für Unmut bei den Bürgerinnen und Bürgern.
So wie bei dem Ehepaar Kirschbaum aus Winz-Baak. Für sie wurde ein eigentlich unkomplizierter Behördengang zur ärgerlichen Dauerwarterei: Anfang Juni wollten sie einen Personalausweis verlängern, der im August ablaufen würde. Doch allein auf den Termin für die Beantragung mussten die Kirschbaums zwei Monate warten – bis zum 9. August. Schon drei Wochen später war der Ausweis fertig und liegt seitdem im Bürgerbüro. Die Kirschbaums kommen aber nicht ran.
Bürgerschalter ist mittlerweile geschlossen
Denn auch der Bürgerschalter auf der Gebäuderückseite, der eigens für die Abholung von Dokumenten eingerichtet worden war, ist mittlerweile geschlossen. „Nun muss man sich stundenlang in der Schlange ohne Termin vor dem Gebäude anstellen“, bemängelt Helmut Kirschbaum. Er ist selbst da gewesen, musste aber nach mehr als einer Stunde Wartezeit aufgeben. Denn für beide Eheleute ist das lange Anstehen aufgrund von Erkrankungen zu beschwerlich – und angesichts eines nur wenigen Minuten dauernden Vorgangs auch schwer nachzuvollziehen.
Als Alternative bietet das Bürgerbüro an, einen Termin für die Abholung zu buchen. Der liegt aber noch einmal zwei Monate in der Zukunft. „Solange wird meiner Frau ein gültiger Ausweis vorenthalten, obwohl sie gesetzlich gehalten ist, einen gültigen Ausweis zu besitzen“, ärgert sich Helmut Kirschbaum. Denn der alte Ausweis ist mittlerweile abgelaufen.
Zu hoher Personaleinsatz und Witterungsbeschwerden
Am Schalter gebe es Zeiten mit wenig Arbeitsaufwand, jedoch sind die Mitarbeiter dort gebunden, heißt es von der Stadt. „Um das zu vermeiden und das vorhandene Personal effizienter einzusetzen, wurde der Außenschalter geschlossen“, erläutert Stadtsprecherin Jana Golus. Ebenso rechnet die Stadt mit schlechter Witterung im Herbst und Winter: „An der Treppe herrscht eine erhöhte Unfallgefahr und Bürgerinnen und Bürger haben sich im vergangenen Jahr vermehrt beschwert, dass sie am Bürgerschalter im Regen draußen warten mussten.“
Helmut Kirschbaum allerdings findet es „mehr als bürgerfern, wenn die Verwaltung hinter der Fassade ‚Coronaschutz‘ derartige Hürden aufbaut.“ Zwar hat er mittlerweile und mit viel Glück einen früheren Abholtermin ergattern können – den 20. September – aber das Problem bleibt für alle anderen. „Mit ein wenig Nachdenken, sollte es doch wohl möglich sein, eine geeignete Ausgabestelle einzurichten“, findet er. „Viele ältere und kranke Bürger könnten davon profitieren.“
Erhöhtes Arbeitsaufkommen beim Bürgerbüro
Neben den Einschränkungen durch die Coronaschutzverordnung ist erhöhtes Arbeitsaufkommen im Bürgerbüro ein Mitgrund für die langen Wartezeiten.Zum einen kommt es daher, dass viele Bürgerinnen und Bürger aufgrund von Corona die Beantragung eines neuen Personalausweises oder Reisepasses aufgeschoben haben und nun da Reisen wieder möglich ist, feststellen, dass sie einen neuen benötigen. Zum anderen sind Kinderausweise nach einer Gesetzesänderung nicht mehr sechs Jahre gültig, sondern nur noch zwölf Monate. Das führt zu mehr Anträgen.