Hattingen. In Hattingen rollt die Erkältungswelle – Zeit für die Grippe-Impfung. Der Hochdosis-Impfstoff ist knapp, aber auch die reguläre Impfung schützt.

Im vergangenen Herbst hatte die Corona-Pandemie enorme Auswirkungen auf die Nachfrage nach Grippeschutzimpfungen – in Hattingen war sie riesig. Ein Jahr später ist davon kaum mehr etwas zu spüren, dafür haben die Hausärzte jetzt andere Sorgen.

„Das Problem ist der Hochdosisimpfstoff für über 60-Jährige – wir bekommen keinen“, sagt Dr. Willi Martmöller. Zwar habe er den seit diesem Jahr erhältlichen und von der Ständigen Impfkommission für über 60-Jährige empfohlenen Impfstoff bereits in der Praxis gehabt und auch verimpft, doch Nachlieferungen kämen – wenn überhaupt – erst Ende November. „Das ist ein bisschen spät“, findet er.

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Hauptsache Grippe-geimpft

Grippeschutz und Booster in einem Rutsch

Der Hochdosis-Grippeimpfstoff wird von der Ständigen Impfkommission (Stiko) in dieser Saison erstmals für Menschen empfohlen, die älter sind als 60 Jahre. Hintergrund ist, dass mit höherem Alter angenommen wird, dass das Immunsystem weniger gut arbeitet.

Wer bereits mit der Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus (Booster) dran ist, kann sich in einem Rutsch auch gleich die Grippeschutzimpfung geben lassen. Dabei muss lediglich beachtet werden, dass nicht beide in den gleichen Arm gespritzt werden.

Auch Dr. Christian Rusche bestätigt, dass der Hochdosis-Impfstoff begrenzt ist. „Man darf aber nicht vergessen, dass auch der normale Impfstoff die letzten Jahre immer gut geholfen hat“, betont er. Insofern müssten sich die Patientinnen und Patienten, die älter als 60 Jahre sind, auch keine Sorgen machen, wenn sie den Hochdosis-Impfstoff nicht bekämen: „Hauptsache Grippe-geimpft“, sagt Rusche.

Auch Martmöller rät den älteren Patienten, auf keinen Fall auf den vermeintlich besseren Impfstoff zu warten. „Wenn ich sehe, wie jetzt gerade die Erkältungswelle rollt, halte ich das nicht für angemessen“, sagt er ganz klar. „Dann lieber den normalen Impfstoff.“ Und zwar am besten jetzt gleich, zumal der auch noch verfügbar ist.

Die Erkältungswelle rollt bereits. In Hattingen verzeichnet Dr. Willi Martmöller vor allem viele erkrankte Eltern.
Die Erkältungswelle rollt bereits. In Hattingen verzeichnet Dr. Willi Martmöller vor allem viele erkrankte Eltern. © Essen | Kerstin Kokoska

Grippeschutzimpfung ab Oktober empfohlen

Ab Mitte Oktober wird die Grippeimpfung empfohlen, damit der Schutz für die ganze Saison hält. Wenn man zu früh impfe, zum Beispiel schon im August oder September, rechnet Martmöller vor, könne es sein, dass gerade bei den älteren Patienten der Schutz im Februar schon nachlässt, wenn die Grippewelle noch rollt.

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Abgesehen von den Menschen, die älter sind als 60 Jahre, gibt es weitere Gruppen, für die die Grippeschutzimpfung wichtig ist, zählt Rusche auf: Chronisch Kranke, etwa solche mit neurologischen oder Stoffwechselerkrankungen, Atemwegserkrankungen oder Herz-Kreislauf-Beschwerden. Aber auch medizinisches Personal gehört dazu sowie betreuende Personen oder solche mit viel Kontakt zu besonders gefährdeten Menschen. „Auch wenn ich in der Familie zum Beispiel einen Krebskranken habe, würde ich mich gegen Grippe impfen lassen, um ihn zu schützen“, erläutert Rusche.

Dieses Jahr ist mit mehr Grippefällen zu rechnen

Was im vergangenen Herbst/Winter auffällig war: Es gab nur sehr wenige Grippefälle, die Grippesaison ist praktisch ausgefallen. Das lag zum einen daran, dass es weniger Möglichkeiten gab sich anzustecken, meint Rusche, schließlich lief über die Grippe-Hauptsaison der Lockdown. Allerdings geht er auch von einer höheren Dunkelziffer aus, die nicht erkannt wurde, weil der Fokus eben auf Corona lag.

Dieses Jahr aber sei wieder mit mehr Grippefällen zu rechnen, meint Rusche, besonders dann, wenn die mit der Pandemie einhergehenden Hygiene- und Abstandsregeln gelockert werden. An einen „Stau nach hinten heraus“, also dass die Infektionen aus dem vergangenen Herbst/Winter jetzt nachgeholt werden, glaubt er allerdings nicht: „Es ist einfach die klassische Infektzeit. Ich glaube, dass die Leute einfach wieder normal krank werden.“

Anders sieht es Dr. Willi Martmöller und verweist auf die hohe Zahl erkrankter Kinder und Jugendlicher, die auch ihre Familien anstecken. Ob es sich dabei aber um die richtige Grippe handelt oder um schwere grippale Infekte, müsse sich im Laufe der Saison noch zeigen.