Hattingen. Christian Amann ist Direktor des Amtsgerichts Hattingen und Fußballtrainer. Warum er sich schon früh für das Jugendstrafrecht entschieden hat.
Mindestens zwei Leidenschaften hat er: Jugendrichter und Fußballtrainer. Oder anders herum. Der Direktor des Amtsgerichts Hattingen, Dr. Christian Amann, hat eine Affinität zur Arbeit mit Jugendlichen. Im Gerichtssaal genauso wie auf dem Fußballplatz.
Der 50-Jährige, der beim VfL in der Jugend gespielt hat, versucht bei seinem Heimatverein SV Eintracht Grumme den Nachwuchs für Sport zu begeistern. Im Übrigen ist er auch Trainer der Damenmannschaft. Im Gerichtssaal ist sein Ziel, Jugendliche wieder auf die richtige Bahn zu bringen.
Mit seinem Jurastudium ist er in seiner Familie eher ein „Exot“. Das war nicht vorprogrammiert. Mit 19 Jahren, nach dem Abitur, wusste er nicht genau, wohin es beruflich gehen sollte. „Da dachte ich mir, ein Jurastudium bringt ein breites Spektrum für den späteren beruflichen Weg. Das war dann meine Entscheidung.“
Jugendstrafrecht im Nationalsozialismus
Nach dem ersten Staatsexamen startete er seine Promotion über das „Jugendstrafrecht im Nationalsozialismus“, ein Feld, das kaum bearbeitet worden war. Neuland zu betreten, war spannend, auf der anderen Seite konnte er kaum auf niedergeschriebenes Wissen und Literatur zurückgreifen.
+++ Aktuelle Nachrichten über die Corona-Lage in Hattingen lesen Sie in unserem Newsblog +++
Dann lernte er im Zuge seiner Ausbildung Hadwig Noesselt kennen, Jugendrichterin am Bochumer Amtsgericht. „Es war so beeindruckend, wie sie mit den Jugendlichen umging, da war mein Weg schnell klar. Ich wollte Jugendstrafrecht machen. Das ist auch heute noch mein Steckenpferd“, sagt der sportliche Jurist.
Von Arbeitsstunden bis zum Beuge-Arrest
Fast alle jungen Menschen, die vor Gericht stehen, kommen aus instabilen familiären Verhältnissen. „Sie kennen selten klare Ansagen. Das brauchen Jugendliche aber für ihre Orientierung im Leben. Die versuche ich ihnen zu vermitteln. Sie können sich auf mich verlassen, im Guten wie im Schlechten.“
>>> Folgen Sie unserer Redaktion auf Facebook – hier finden Sie uns
Das heißt im Klartext: Wer als Jugendlicher nach einem Prozess unter Leitung von Christian Amann rückfällig wird, der landet in der Regel wieder genau vor seinem Richtertisch. Amann hat die Hoheit, den Vorgang bis hin zur Vollstreckung in den Händen zu halten. Das geht über auferlegte Arbeitsstunden, die eingehalten werden müssen, bis zum Beuge-Arrest.