Hattingen. Im 21. Jahrhundert hat Hattingen mit Dagmar Goch erstmals eine Frau als Bürgermeisterin. In der Bürgerstadt das Gemeinschaftsgefühl gefördert.

Platz da! Im 21. Jahrhundert wird in Hattingen Raum geschaffen – fürs Einkaufen, für die Bürgerinnen und Bürger, einfach mal zum Verweilen. In der City entsteht beispielsweise das Einkaufszentrum Reschop Carré­, in den Ortsteilen Gemeinschaftsgrund wie der Heinrich-Wittpoth-Platz in Holthausen oder etwa der Winzermarkplatz.

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Die Stadt nagt zum Millennium am Hungertuch. Weil die Schulden in dreistellige Millionenhöhen angewachsen sind, ist Hattingen in einem Haushaltssicherungskonzept gefangen. Selbst darf sie kaum investieren, Hilfe durch Förder­mittel oder Investoren ist zwingend notwendig, um sich für die nächsten Jahrzehnte (und Jahrhunderte) fitzumachen.

Concepta investiert 42 Millionen fürs Einkaufszentrum

Da kommt der Projektplaner Concepta aus Düsseldorf gerade recht, der 42 Millionen Euro in ein Einkaufszentrum investieren will, das auf dem Gelände des Busbahnhofs am Reschop entstehen soll. Alle politisch Verantwortlichen hoffen darauf, dass die Hattinger dann wieder mehr in der eigenen Stadt einkaufen, der Bauherr erwartet einen guten Start und später einen gewinnbringenden Verkauf des Reschop Carrés, wie es heißen soll.

Am 23. März 2006 unterschreiben Concepta-Chef Thomas Koerver und Bürgermeisterin Dagmar Goch den wegweisenden Vertrag für Hattingens Neue Mitte.

Ja, Bürgermeisterin Dagmar Goch (SPD). Denn im Herbst 2004 zieht erstmals eine Frau als Verwaltungschefin ins Rathaus ein. Mit wenigen hundert Stimmen Vorsprung gewinnt sie gegen den amtierenden Kämmerer Frank Burbulla (CDU). Fünf Jahre später­ wiederholt sie ihren Erfolg dann mit einem satten Vorsprung gegen Barbara Niemann (CDU). Elf Jahre lang ist sie Verwaltungschefin und Ratsvorsitzende – „eine schöne Zeit“, bilanziert sie.

Dagmar Goch (Bürgermeisterin 2004-15) mit ihren Vorgängern Dieter Liebig (li., 1997-2004) und Günter Wüllner (1985-96).
Dagmar Goch (Bürgermeisterin 2004-15) mit ihren Vorgängern Dieter Liebig (li., 1997-2004) und Günter Wüllner (1985-96). © WAZ | Udo KREIKENBOHM

Goch treibt die Idee einer Bürgerstadt mit Gemeinschaftsgefühl voran. Plätze entstehen neu oder werden wieder herausgeputzt wie etwa der Walter-Schneider-Platz in der Südstadt. In Bredenscheid scheitert indes der Versuch, dem größten Flächen-Ortsteil eine Mitte zu geben.

Stattdessen wird nach dem Aus für das Haus Burgeck, das im alten Jahrtausend dem Neubau der Ruhrbrücke weichen muss, die Idee eines Bürgerzentrums aufgenommen und über Jahre entwickelt. Zur Einweihung in der alten Holschentorschule im April 2016 kommt Dagmar Goch allerdings als Alt-Bürgermeisterin – mit Dirk Glaser steht seit dem Herbst 2015 zum ersten Mal ein Parteiloser an der Spitze der Stadtverwaltung.

Am 2. April 2009 wird das Carré mit viel Tamtam eröffnet

NPD-Kundgebung am Reschop Carré in Hattingen und Gegendemo vom Bündnis Buntes Hattingen gegen rechts. Mittwoch 02.09.2015 Foto: Socrates Tassos/FUNKE Foto Services
NPD-Kundgebung am Reschop Carré in Hattingen und Gegendemo vom Bündnis Buntes Hattingen gegen rechts. Mittwoch 02.09.2015 Foto: Socrates Tassos/FUNKE Foto Services © Socrates Tassos / FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Doch zurück ins Reschop Carré: Am 2. April 2009 wird das Einkaufszentrum mit viel Tamtam eröffnet. „Schöne neue Welt“, schreibt die WAZ. Mehrere Tausend Menschen strömen in die Gebäude, es gibt einige Pannen (beispielsweise fällt im Parkhaus eine Betonplatte von der Decke), aber auch viele zufriedene Gesichter. Der Grund: Es gibt jetzt ein breiteres Angebot in der Stadt, klaffende Einzelhandelslücken sind geschlossen worden – junge Frauen freuen sich über H & M, Jungs zocken beim Saturn, das (etwas) ältere Publikum schaut sich derweil bei C & A um. Selbst der lange Leerstand des Karstadt-/Hertie-Hauses nebenan tut der Erfolgsgeschichte keinen Abbruch. Und als sich Kaufland als neuer Nachbar herauskristallisiert, freuen sich alle auf eine noch größere Palette für Hattingens Handel.

Bündnis „Buntes­ Hattingen gegen Rechts“

Besonders beeindruckend reagiert die Stadtgesellschaft, wenn rechte Tendenzen aufkommen – das Bündnis „Buntes­ Hattingen gegen Rechts“ mobilisiert in kurzer Zeit Hunderte und sogar Tausende, sei es etwa gegen eine Pro-NRW-Demo (gegen einen geplanten Moscheebau), sei es gegen eine Kundgebung der NPD (gegen Flüchtlinge). Hier stehen Groß und Klein zusammen, Jung und Alt, hier stehen sie alle. In Hattingen gibt es keinen Platz für Rechts. Eine starke Stadt!

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>>> Sie sind die besten Werbeträger für die Stadt

Alina Süggeler

Popstar Alina Süggeler.
Popstar Alina Süggeler. © FunkeFotoServices | Kai Kitschenberg

Durchbruch im Jahr 2011: Vertrag für die Deutschpop-Band Frida Gold mit dem Majorlabel Warner Music, erstes Album „Juwel“, die Hits „Zeig mir wie du tanzt“ und „Wovon sollen wir träumen“ gehen steil – letzteren greift sich das ZDF als Song für seine Übertragungen der Frauen-EM im eigenen Land. Alina ist der Star. Die Band strahlt dank Alina, die Sängerin geht optisch nach vorne, ist extrovertiert. Sie wird zeitweise zur Stil-Ikone. 2013 schießt das dritte Album „Liebe ist meine Religion“ von null auf eins in die Musik-Charts.

Daniel Aßmann

Erst „DSDS Kids“ bei RTL, inzwischen Servicefachkraft beim WDR: Daniel Aßmann aus Blankenstein gehört mittlerweile zu den beliebtesten Fernsehgesichtern. „Ich bin totaler Lokalpatriot, liebe Hattingen“, sagt er und versucht in jeder Sendung mindestens einmal seine Heimatstadt zu platzieren. Im Jahr 2003 hat Aßmann am Gymnasium Waldstraße sein Abitur gemacht. Über Radio EN und Focus TV landete er schnell bei Super RTL – der Rest ist bekannt...

Lukas Schmitz

Lukas Schmitz aus Bredenscheid.
Lukas Schmitz aus Bredenscheid. © WAZ FotoPool | Mathias Schumacher

Aus Bredenscheid in die Champions League: 104 Bundesliga-Spiele bestreitet Lukas Schmitz für Schalke 04 und Werder Bremen – eins weniger als Hattingens Rekordspieler Wolfgang Scheid (RW Oberhausen, 1969-73). Bei Trainer Felix Magath erkämpft er sich einen Profivertrag, später führt ihn der Weg zu Fortuna Düsseldorf, zum Wolfsberger AC (Österreich) und zuletzt zur VVV Venlo. Acht Champions-League-Spiele und zwei Bundesliga-Tore stehen in seiner Statistik.

Semi Hassine

Ganz gleich, ob in der Sat.1-Kochshow „The Taste“, im WDR-Radio oder in seinem Restaurant „Fachwerk“ auf dem Untermarkt – Semi Hassine ist gut gelaunt und kann seine Mitmenschen begeistern. „Geschmorte Ochsenbacke mit Kartoffelpüree“ gehört zu seinen Lieblingsgerichten. – und weil das auch immer so oder so ähnlich auf seiner Karte steht, kommen Gäste aus allen Ecken und Winkeln des Landes – eben weil er kocht.

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>>> Historie – Hattingen im Laufe der Jahre, 2000-2021

2.9.2000. 13 Jahre nach dem Aus wird der verbliebene Rest der Henrichshütte zum Westfälischen Industriemuseum erklärt.

7.10.2001. Widerstandskämpfer Nikolaus Groß (1898-1945) aus Niederwenigern wird von Papst Johannes Paul II. auf dem Petersplatz seliggesprochen.

20.2.2003. Die Vereinigten Schmiedewerke (VSG) melden Insolvenz an – das Aus für den letzten Nachfolgebetrieb der Hütte.

10.7.2003. Haus Burgeck – Hattingens große Ausländerbegegnungsstätte – wird abgerissen.

27.3.2004. Superhirn Boris Nikolai Konrad begeistert mit seiner Gedächtnisleistung 15,9 Millionen Zuschauer und Moderator Thomas Gottschalk bei „Wetten dass...?“

17.3.2005. Rolltreppenhersteller Kone schließt sein Werk an der Nierenhofer Straße (früher O&K) – 313 Mitarbeiter sind ohne Job.

27.4.2005. Der neue Stadtmarketingverein gründet sich – er löst den Verkehrsverein ab.

8.6.2005. Regina van Dinther (CDU) aus Winz-Baak wird zur Landtagspräsidentin gewählt.

6.1.2007. Das Kaufhaus Schwiese (ehemals Kaufhaus Meyer) schließt nach mehr als 60 Jahren auf der oberen Heggerstraße.

18.1.2007. Orkan Kyrill fegt über die Stadt und sorgt für mehr als 320 Feuerwehr-Einsätze.

19.9.2008. Auf dem ehemaligen Hüttengelände explodiert eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg – Glück im Unglück: 17 Menschen werden lediglich durch ein Knalltrauma verletzt, während Splitter mehrere Kilometer weit fliegen.

8.8.2009. Das Kaufhaus Hertie (vormals Karstadt) an der Großen Weilstraße öffnet zum letzten Mal.

Oktober 2009. Schweinegrippe: Weil drei Konfirmanden auf einer Freizeit am H1N1-Virus erkranken, müssen 50 von 200 Jugendlichen in Quarantäne.

2010. Hattingen ist im Rahmen des Kulturhauptstadt-Jahres die „Altstadt des Ruhrgebiets“.

1.5.2013. Mit einem Bürgerfest wird die neue Feuer- und Rettungswache am Wildhagen eingeweiht.

3.10.2014. Königin Sofia von Spanien kommt zum Steiger-Award in die Gebläsehalle.

September 2018. Nach seinem Stellvertreter Mirco Quint muss auch der katholische Stadtpfarrer Winfried Langendonk die Stadt verlassen – Andreas Lamm fängt neu an.

8.11.2018. Neuer Niedrigwasser-Rekord: Die Ruhr steht bei gerade einmal 70 Zentimetern.

1.7.2020. Der Ruhrverband übernimmt das Hattinger Kanalnetz für 115,5 Millionen Euro.

14./15.7.2021. Beim Jahrhundert-Hochwasser steigt der Ruhrpegel bis auf 7,00 Meter an. Häuser werden evakuiert, der Sprockhöveler Bach reißt drei Brücken weg.

ENDE