Hattingen. Ein holpriges Schulhalbjahr erwartet eine Schulleiterin in Hattingen. Stadt sieht keinen Bedarf für weitere Luftfilter-Anlagen. Ärger bei Eltern.

Von einem holprigen ersten Schulhalbjahr geht Barbara Bickert-Brenneken, Leiterin der Grundschule Oberwinzerfeld, aus. Derzeit bereiten sich die Schulen in Hattingen auf den Start des Präsenzunterrichts am kommenden Mittwoch, 18. August, vor.

Die Vorbereitung ist geprägt von der Diskussion um Luftfilter-Anlagen. Der Bund hat eine zweite Förderrunde angekündigt – für Geräte für nicht gut zu belüftende Räume in Schulen und Kitas. Ob die Stadt Mittel abrufen wird, weiß Sprecherin Susanne Wegemann nicht: „Noch liegen uns die Förderrichtlinien nicht vor. Wir wissen daher nicht, was gefördert wird. Wir werden aber die aktuellen Förderrichtlinien genau prüfen und sehen, ob sich daraus für uns neue Ansätze ergeben.“

80 CO2-Messgeräte und 25 Luftfilter-Anlagen gibt’s an Schulen in Hattingen

Inzwischen sind etwa 80 CO2-Messgeräte für die Schulen in Hattingen angeschafft. „Damit ist der Bedarf an den Schulen gedeckt“, erklärt Wegemann.

Was die Luftfilter-Anlagen betrifft, habe man den Bedarf für Geräte in schlecht zu lüftenden Räume abgefragt und daraufhin 25 Geräte angeschafft. „Nach wie vor gilt, dass diese Geräte das Lüften und andere Maßnahmen nicht ersetzen“, betont Wegemann in Absprache mit Feuerwehrchef Tomás Stanke.

Schulleiterin fordert: Jetzt für die Zukunft Anlagen mit Filter und Kühleffekt einbauen

Barbara Bickert-Brenneken ärgert, dass sich so viele „unqualifizierte Menschen“ zu Luftfiltern äußern. „Sie waren im Herbst noch nicht in einem Klassenzimmer, wenn es stürmt“, wenn der Regen ins Zimmer schlage und die Kinder anschließend die Blätter überall aufheben würden.

Unsicherheitsfaktoren und Hygienekonzept

Zunächst werden die Hygienekonzepte aus dem vergangenen Schuljahr weiterlaufen. Unsicherheitsfaktoren gibt es einige für Schulen: Wie viele Schüler kommen geimpft? „Wer muss getestet werden, wer nicht, das wird sich alles zeigen“, sagt Realschulleiter Jürgen Ernst. Wo waren Schüler in Urlaub und seit wann sind sie zurück? „Aber das müssen wir nicht abfragen, das ginge auch gar nicht.“

Wie viele Lehrende in Hattingen inzwischen geimpft sind, können weder Stadt noch EN-Kreis sagen. Nicht einverstanden jedenfalls ist die Barbara Bickert-Brenneken damit, dass Geimpfte sich nicht mehr in der Schule testen müssen. „Wir besprechen das im Kollegium, die Tendenz ist, dass sich alle Lehrer testen. Das halte ich auch für sinnvoll.“

Über die Richtlinie, dass Geräte nur für schlecht zu lüftende Räume gefördert werden, schüttelt sie darum den Kopf. „Es wäre doch intelligent, jetzt Anlagen einzubauen, die zusätzlich einen Kühleffekt haben angesichts des Klimawandels – so dass auch in heißen Sommern unterrichtet werden kann.“

Mutter verärgert darüber, dass es nicht mehr Luftfilter-Anlagen gibt

Verärgert ist Anika Schröder, Mitglied der Schulpflegschaft der Grundschule Oberwinzerfeld, dass nicht vermehrt Luftfilter-Anlagen angeschafft werden, auch für gut lüftbare Räume. Sie sieht die Anlagen als zusätzlichen Sicherheitsfaktor – und sich inzwischen von vielen Experten darin bestätigt. „Im Bürgerbüro Hattingen gibt es doch auch eine Luftfilter-Anlage. Warum? Denn da ist das Lüften doch auch problemlos möglich und da sitzen die Menschen nicht so eng beieinander wie in der Schule.“

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Jürgen Ernst, Leiter der Realschule Grünstraße, gibt zu bedenken, dass Luftfilter-Anlagen Geräusche verursachen würden. „Dauerhaft bis zu 60 Dezibel, das ist auch nicht einfach.“ An seiner Schule gibt es vier Luftfilter-Anlagen. „Für die normalen Räume bin ich damit zufrieden. Aber für die Sporthalle haben wir eine Anlage, die bis zu 200 Quadratmeter Fläche ausgelegt ist. Allerdings bei normal hohen Räumen. Ob das in der Sporthalle und in der Aula reicht, wo die Räume sehr hoch sind?“

Schulleiterin: „Lassen uns den Spaß an Schule nicht nehmen“

Unsicherheit habe man nun schon lange ertragen müssen, sagt Bickert-Brenneken. Darum sei man gelassen, sagt auch Ernst. Bickert-Brenneken: „Wir warten ab, was auf uns zukommt. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Vom Virus und von Vorgaben lassen wir uns den Spaß an Schule nicht nehmen.“