Seit Jahren streiten Heimat- und Umweltschützer über die Renaturierung der Ruhr in Hattingen. Wie das Hochwasser die Debatte beeinflussen kann.

Die Renaturierung der Ruhr am Ruhrbogen ist seit Jahren heftig umstritten. Die Befürworter wollen durch den Rückbau der Buhnen erreichen, dass sich die Ruhr wieder eigenständig entwickelt, so dass Fluss und Aue eine Einheit bilden. Gegner sehen die aktuelle Flusslandschaft als Wahrzeichen der Stadt und identitätsstiftendes Merkmal und wollen die Tierwelt über und unter Wasser so erhalten, wie sie jetzt ist.

Im Februar 2019 ist das Genehmigungsverfahren für den Ruhr-Umbau gestartet. Gehört hat man von der zuständigen Bezirksregierung in Arnsberg bisher nichts. Das könnte sich jetzt ändern.

Ein Brief an die Umweltministerin

„Das Hochwasser zeigt uns ganz deutlich, wie wichtig die geplante Renaturierung auch für die Sicherheit der Menschen ist“, sagt Thomas Griesohn-Pflieger. „Das muss jetzt endlich angegangen werden.“

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Als Mitglied des Naturschutzbundes hat der Naturschützer und pensionierte Pressesprecher der Stadt Hattingen in dieser Woche einen Brief an Ursula Heinen-Esser, NRW-Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, geschrieben.

Auch parteipolitisch macht Griesohn-Pflieger Druck

„Seit 2013 wird die Renaturierung der Ruhr bei Hattingen geplant, diskutiert, zurückgestellt, wieder geplant, wieder zurückgestellt“, heißt es darin. Und: „Die jüngsten Ereignisse erinnern uns daran, dass es höchste Zeit wird, dieses Projekt endlich umzusetzen. Bitte informieren Sie uns über den aktuellen Sachstand.“

Planfeststellungsverfahren mit Bürgerbeteiligung

Der Antrag auf eine naturnahe Entwicklung des Ruhrbogens in Hattingen liegt der Bezirksregierung in Arnsberg seit Februar 2019 vor. Sie muss jetzt das Planfeststellungsverfahren durchführen. „Bisher haben wir als Naturschützer von der Behörde allerdings noch nichts gehört“, sagt Thomas Griesohn-Pflieger.Im Zuge des Planfeststellungsverfahrens ist auch eine Bürgerbeteiligung vorgesehen. Die Pläne werden dazu öffentlich ausgelegt. Den Plänen können Personen, Organisationen und Unternehmen widersprechen, die in ihren Rechten betroffen sind. Auch der Denkmalschutz wird dabei eine Rolle spielen.

Auch parteipolitisch macht Griesohn-Pflieger Druck. Per Mail bittet er Rainer Bovermann um Unter­stützung, den SPD-Landtagsabgeordneten aus Welper. „Ich möchte Sie dringend bitten, sich in Düsseldorf bei Frau Ministerin Heinen-Esser für den baldigen Baubeginn der Renaturierung der Ruhr bei Hattingen einzusetzen“, schreibt Griesohn-Pflieger.

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Und: „Die jüngsten Ereignisse erinnern uns daran, wie dringend es ist, nicht nicht zum Schutz der Bio-Diversität sondern auch zum Schutz der Menschen vor Flutwellen dieses Projekt endlich umzusetzen.“

Protest per Informationstafel: Gerd Walther vom Initiativkreis zum Erhalt des Ruhrbogens (links, mit Michael Ulrich) kämpft gegen die Renaturierung.
Protest per Informationstafel: Gerd Walther vom Initiativkreis zum Erhalt des Ruhrbogens (links, mit Michael Ulrich) kämpft gegen die Renaturierung. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Wird der Fluss breiter, sinkt die Fließgeschwindigkeit

Es gehe dabei eben nicht nur darum, Flusstieren mehr Raum zu verschaffen und die Seetiere zurückzudrängen“, macht Thomas Griesohn-Pflieger deutlich. „Es geht um Hochwasserschutz. Die Buhnen machen das Flussbett enger und den Fluss schneller, weil das Wasser in die Mitte gedrängt wird. Sind die Buhnen weg, wird der Fluss breiter, die Fließgeschwindigkeit sinkt, es gibt mehr Möglichkeiten, sich in die Fläche auszudehnen. Das hat bei Hochwasser eine große Wirkung, auch wenn es sicher nicht alle Folgen von Starkregen auffängt.“

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Die Gegner bleiben bei ihren Argumenten für den Heimatschutz. „Wir haben erreicht, dass der Ruhrbogen unter Denkmalschutz gestellt wird“, betont Gerd Walther, Sprecher des Initiativkreises zum Erhalt des Ruhrbogens. Dessen Belange müssen also auch im Planfeststellungsverfahren berücksichtigt werden.