Hattingen. SPD und CDU setzen den Anbau der Gesamtschule in Hattingen-Welper durch, für den Bäume gefällt werden müssen. Warum der Protest gescheitert ist.

Der Erweiterungsbau der Gesamtschule Hattingen am Standort Lange Horst kommt, wie ihn die Politik im April 2021 einstimmig beschlossen hat - mit einem Baukörper auf dem Schulhof, für den nach jetzigem Stand sieben große und drei kleine Bäume gefällt werden müssen. Und mit einer Kostenexplosion auf zuletzt acht Millionen Euro.

Zweieinhalb Stunden haben Rat, Verwaltung und die Bürgerinitiative Welper am Donnerstagabend noch einmal leidenschaftlich um das Thema gerungen. Vor allem wegen der Platanen, die der Schulerweiterung weichen müssen, haben die Menschen in Welper seit April vehement protestiert. Und aufseiten der Politik am Ende die Grünen, die FDP und „Die Partei“ für sich gewonnen. Doch das reichte bei der Abstimmung im Stadtrat nicht.

Protestplakate und Wortbeiträge in der Sitzung

30 Stimmen für den Erweiterungsbau, 16 dagegen, drei Enthaltungen - am Ende kommt eine deutliche Mehrheit für die aktuellen Pläne zusammen. Vergeblich also die Protestplakate, die die Welperaner den Politikern vor der Ratssitzung entgegenstrecken. Vergeblich die sieben Wortbeiträge in der Sitzung, bei denen Anwohner ihren Protest in eine Vielzahl kritischer Fragen kleiden.

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Vergeblich die dringende Bitte von Anne Hofmeister von den Grünen, mit Blick auf den Klimaschutz „mutig nach alternativen Lösungen zu suchen“. Vergeblich der eindringliche Appell von FDP-Fraktionschef Gilbert Gratzel, aus ökologischen, aber auch aus pädagogischen Gründen auf einen Komplettneubau des Gesamtschulstandortes Lange Horst umzuschwenken. „In diesem Fall hätten wir Bildung und Bäume gestärkt“, so Gratzel.

Die Schule verliert eine Außenfläche

„Die Partei“ kritisiert einen Flächenverlust. „Wenn der Anbau so errichtet wird, verliert die Schule eine wichtige Außenfläche“, so Martin Wagner.

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Zu spät, zu teurer - das sind die Argumente von SPD und CDU gegen eine Änderung der aktuellen Pläne. „Wenn wir jetzt komplett neu planen würden, wirft und das um vier bis fünf Jahre zurück. Das geht nicht, die Schule wartet dringend auf die zusätzlichen Räume“, sagt SPD-Fraktionschef Achim Paas. Und: Mit Kosten von 25 bis 30 Millionen Euro sei ein Komplettneubau schlicht nicht finanzierbar.

Fristgerecht den Zuschlag erteilen

So sieht das auch die CDU. „Die Schulerweiterung muss jetzt endlich gebaut werden“, fordert Fraktionschef Gerhard Nörenberg.

SPD und FDP waren 2018 für einen kompletten Neubau

Der Streit um die Erweiterung der Gesamtschule hat eine Vorgeschichte. Im Sommer 2018 haben SPD und FDP in einem gemeinsamen Antrag gefordert, die bestehenden Gebäude an der Langen Horst komplett abzureißen und eine neue Schule zu bauen. Zwei Tage vor der Ratssitzung zogen die beiden Fraktionen ihren Antrag zurück.

Begründung: Die Verwaltung habe dargelegt, dass ein Neubau des Schulgebäudes Lange Horst finanziell nicht ausreichend gefördert würde. Die aktuelle Raumnot erfordere aber schnelle Maßnahmen. Damit war der Weg frei für den Vorschlag der Schulverwaltung, der einen Erweiterungsbau neben dem bestehenden Gebäude vorsieht.

Baudezernent Jens Hendrix ist froh, dass dem Bauunternehmen jetzt fristgerecht der Zuschlag erteilt werden kann. Das günstigste der drei Angebote aus dem Bieterverfahren liegt bei 7,5 Millionen Euro. Dazu rechnet die Stadtverwaltung 500.000 Euro für Maßnahmen zur Erhaltung und Verlagerung von Bäumen und Grünflächen ein.

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Apropos Bäume: SPD und CDU fordern verbindlich, dass für jeden gefällten Baum drei neue gepflanzt werden. Dem haben sich dann auch Grüne, FDP und „Die Partei“ angeschlossen.