Sprockhövel. Mit einem Kursus fing alles an: Drei Männer aus Sprockhövel brauen seither ein eigenes Bier. Und die Kundschaft fährt auf Wiegenbräu voll ab.

Die drei Sprockhöveler Stefan Fleischer, Matthias Gärtig und Ralf Scheuermann kennen sich seit ihrer Schulzeit und haben in den vergangenen Jahren ein eher seltenes Hobby für sich entdeckt: das Bierbrauen. „Angefangen hat alles mit einem Bierbrau-Kursus, den ich vor etwa sechs Jahren gemeinsam mit Ralf besucht habe. Das hat uns gut gefallen und wir haben uns in das Thema eingelesen“, erzählt Stefan Fleischer.

Der erste Sud war ungenießbar

Will man professionell brauen, braucht man offenbar einiges an Equipment und Platz: „Mittlerweile haben wir drei Kessel, eine Waage, eine Bierspindel, um die Stammwürze des Bieres zu messen, Kocher, Brenner, Kellen, Thermometer, Siebe und natürlich Hopfen, Bierhefe und Malz“, zählt er auf. Doch bis das erste trinkbare Bier hergestellt war, waren zahlreiche Brauversuche notwendig, wie Fleischer erzählt. Den ersten Sud, daran erinnert er sich gut, habe man einfach weggekippt. „Das war echt schlimm“, bestätigt auch Ralf Scheuermann und schüttelt sich bei dem Gedanken daran noch heute. Doch die beiden Bierbrauer ließen sich nicht entmutigen.

500 Liter in vier Wochen verkauft

Vor zwei, drei Jahren kam mit Matthias Gärtig der Dritte zum Team. Und so langsam entwickelte sich aus den Versuchen der erste richtige Biergenuss – geschuldet der angelesenen Expertise und dem Geschick, denn alle drei kommen aus dem Handwerk, haben Betriebsschlosser und Elektroinstallateur gelernt. Damit verdienen sie auch weiterhin ihr Geld, trotz des großen Erfolgs ihres „Wiegenbräu“-Biers unter den Sprockhövelern: Nach dem Rezept der drei Freunde seien 500 Liter von einer Lohnbrauerei zum 50-jährigen Stadtjubiläum gebraut worden, dann kam jedoch die Pandemie dazwischen und das Bier kam anstatt zum Stadtfest in den Exklusiv-Verkauf bei Trinkgut Uhe – „und wurde in nur vier Wochen komplett verkauft, damit hätten wir nicht gerechnet“, sagen die drei Hobbybrauer einstimmig und freuen sich natürlich sehr über den großen Erfolg.

Mehrere Wochen Reifung sind nötig

„In ein paar Wochen gibt es Nachschub, 1000 Liter werden gerade gebraut“, so Fleischer. Doch gut Ding will Weile haben: Kochen, filtern, kühlen, Hefe zugeben, gären lassen, abfüllen und lagern, Hektik wäre da völlig fehl am Platz. Wer glaubt, bereits wenige Stunden nach dem Brauen die Freunde zur Bierparty einladen zu können, wird enttäuscht: „Ein Bier muss reifen, in der Zwischenzeit altert man höchstens selbst vor lauter Neugier und Ungeduld“, sagt Gärtig. Immerhin könne man beim Brauen auch viel falsch machen. „Einige Wochen muss man sich gedulden, bis man die erste Flasche öffnen kann.“ Das erste Bier sollte naturtrüb sein, diese Biere werden nicht filtriert, deshalb enthalten sie noch die Schwebe- und Trübstoffe, die beim Brauen ganz natürlich entstehen. Es handelt sich dabei um die Reste von Hopfen, ein wenig Hefe und Eiweiße, die sich aus dem Malz bilden.

Die Wiege des Ruhrgebietes gibt den Namen

Für das selbst gebraute Bier musste auch ein Name gefunden und das Etikett designt werden: „Ich dachte, Sprockhövel als Wiege des Ruhrbergbaus, passt gut, 2020 ist das Jahr, in dem das Bier entstanden ist“, gibt Fleischer an. Dazu die Anfangsbuchstaben der drei Namen und als grafisches Element einen Kronenkorken mit dem Namen des Bieres im Innenkreis, ergänzt er. „Selbstverständlich steht auch das drauf, wofür unser Bier steht: unser Schluck Heimat.“

Demnächst ein Kellerbier

Wiegenbräu werde von einer Lohnbrauerei nach dem Rezept von Fleischer, Gärtig und Scheuermann gebraut, da es für den Bierverkauf viele gesetzliche Regelungen gebe, die für Hobbybrauer zu umfangreich seien, erläutert das Trio.

Derzeit wird viel experimentiert, denn als nächstes soll ein Kellerbier produziert werden, verrät Fleischer. Außerdem soll es ab September im Café Metamorphose jeden Monat ein Wiegenbräu-Event geben.

Infos zum Biernachschub und weitere Termine gibt es auf: www.wiegenbräu.de

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