Mülheim. Mülheimer HRW-Studenten brauen ihr eigenes Bier. Aber nicht nur für den Genuss: Ziel ist es, eine teilautomatisierte Bierbrauanlage herzustellen.
Obergärig, untergärig, hell, dunkel, alt. Klar – es handelt sich um Bier, der Deutschen liebstes alkoholisches Getränk. In über 1300 deutschen Brauereien werden etwa 6000 Biere hergestellt. Im April 2021 kommt ein weiteres dazu: das HRW-Bier vom Mülheimer Campus der Hochschule Ruhr-West.
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Auftraggeber sind Prof. Dr. Kai Daniel, Leiter des Instituts Mess- und Sensortechnik, und Torsten Sprenger vom Referat für Hochschuldidaktik. Umgesetzt wird die Bierbrauanlage im Modul Automatisierungstechnik von Studenten der Studiengänge Mechatronik und Elektrotechnik. Ziel des Projektes sind Aufbau und Inbetriebnahme einer Bierbrauanlage, mit welcher der Prozess des Bierbrauens teilautomatisiert funktionieren soll.
Studenten bauen fertige Anlage um
Die Studenten bauen eine fertige Anlage unter Berücksichtigung der Teilautomatisierung um. Gebraucht werden ein Heizkessel, ein Motor für das Rührwerk, jede Menge Messtechnik zur Kontrolle des Brauprozesses, etwa der Temperatur und Inhaltsstoffe. Da diese Komponenten für ein Bier nicht reichen, kommen Wasser, Hopfen, Malz und Hefe dazu.
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Nun trinken Professoren und Studenten gern Bier – doch fundiertes Wissen über die Anlagen, die Verfahrenstechnik, den Prozess des Bierbrauens hatten sie zum Projektstart im November 2020 noch nicht. Also organisierten die studentischen Projektleiter Melvin Batalla und Julian Hentschel die Besichtigung der Aspera Riese Brauerei in Mülheim. Betriebsleiter Kai Kamphausen führte Student Maximilian Werner durch die Produktion und verriet das eine oder andere Brau-Geheimnis.
Automatisierung sorgt für höheres Maß an Prozessstabilität
Nach Aufbau und Einrichtung der Anlage wird ihr mit viel Mess- und Verfahrenstechnik Schritt für Schritt gezeigt, was zu tun ist: Erhitzen des Wassers, Zugeben der Zutaten, Auslesen bestimmter Sensorwerte wie der Temperatur im Kessel. Die Brauer müssen die Arbeitsschritte bestätigen und auf mögliche Probleme reagieren. Die Automatisierung sorgt dabei für ein höheres Maß an Prozessstabilität.
„Wir bringen hier Automatisierungs- und Verfahrenstechnik mit Projektmanagement zusammen und bilden ein realistisches Szenario ab“, erklärt Professor Daniel. Die Studenten müssen sich in verschiedene Rollen einfinden (als Projektleitung oder als Teammitglied), müssen verschiedene organisatorische und technische Aufgaben umsetzen und das alles nach einem Zeitplan. „Sie lernen also anwendungsorientiert und praxisnah“, so Daniel.
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Aufgrund von Corona arbeiten die Studenten daheim, haben aber Zugriff auf die Hochschulsysteme. Weitere Unterstützung erhalten sie von Firmen in der Region, etwa dem Ingenieurbüro Hebmüller in Düsseldorf, das weltweit Brauanlagen konstruiert. Ob das Bier am Ende auch schmeckt? Diese Antwort bleibt offen – bevor es getrunken werden kann, muss das Bier lagern.