Hattingen. Die Pläne für den Neubau eines Rewe-Marktes in Hattingen nehmen einen neuen Anlauf. Warum die Politik nun auch die größere Variante billigt.
Die unendliche Geschichte um die Ansiedlung eines Rewe-Marktes in Winz-Baak geht weiter. Der Stadtentwicklungsausschuss hat jetzt die zweite Stufe eines neuen Bauleitverfahrens gebilligt. Gegen die Stimmen der Grünen und der „Partei“ setzte eine breite politische Mehrheit durch, dass die neuen Pläne nun formal offengelegt werden.
Dass nach elf Jahren Planung nun komplett alles auf Anfang gestellt wird, wäre übertrieben. Von einem Neustart sprechen darf man schon. Das markierte im Fachausschuss auch die geballte Präsenz auf der Seite des Bauherren. Investor Stefan Lenk hatte gleich drei Gutachter mitgebracht, um Details des Projektes erläutern und kritische Fragen beantworten zu können.
Nahversorgung und Landschaftsschutz, Lärmbelastung und Verkehrsführung
Denn Kritik begleitet die Neuansiedlung von Beginn an. Neben den direkten Anwohnen am Helenenweg, die ihr Gartenland verlieren, stehen die Themen Nahversorgung und Landschaftsschutz, Lärmbelastung und Verkehrsführung im Blickpunkt.
Das gilt umso mehr, seit bekannt ist, dass Lenk den Rewe-Markt zwischen Wuppertaler Straße, Denkmal- und Helenenweg mit 1600 statt 1300 Quadratmetern Verkaufsfläche hochziehen möchte und statt der zunächst geplanten 72 Stellplätze nunmehr 132 auf zwei Parkdecks übereinander anbieten will. Zudem soll der Markt zur Denkmalstraße hin ein zweites Geschoss erhalten - für Büro- und Lagerräume.
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Alle Gutachten, die jetzt wegen des langen Zeitraums seit der ersten Fassung neu angefertigt wurden, haben keine Bedenken gegen den geplanten Rewe-Markt in Winz-Baak. So sieht das Handelsgutachten keine negativen Auswirkungen auf die Versorgungsbereiche.
Rücksicht auf den Feuersalamander
Selbst mit Blick auf den direkt benachbarten Aldi-Markt, der gerade eben mit 1300 Quadratmetern doppelt so groß wie vorher gebaut wurde, könnten negative Folgen für Hattingen wie für Nachbarstädte ausgeschlossen werden, wenn Rewe an dem Standort öffnet.
Die Planung begann 2010 mit einem Streit
Ab 2010 stritten Rewe und Edeka um den Standort. Bis zum Tag der Entscheidung überboten sich die Kontrahenten mit Offerten. Dann gab das Stadtparlament Rewe den Zuschlag. Doch es hakte überall. Zuerst warf Investor Dzykonski das Handtuch. Später sagte auch List Bau Nordhorn ab.
2016 stieg dann die Rewe-Kette Lenk in das Projekt ein. Das Unternehmen mit Sitz in Bochum betreibt dort fünf Rewe-Filialen und jeweils eine weitere Sprockhövel, Essen und Witten. In Hattingen ist Rewe Lenk in den Stadtteilen Blankenstein und Welper präsent.
Lärmschutzmaßnahmen seien nicht erforderlich, heißt es. Und: Auf den auf dem Areal ansässigen Feuersalamander werde Rücksicht genommen, auch durch Schutzzäune während der Bauphase.
Pläne werden nun formal offengelegt
135 Seiten stark ist das Protokoll der Einwände, die in einer ersten Bürgerbeteiligung gegen das Projekt eingereicht wurden. Zu jedem gibt es eine Stellungnahme. Zur Kritik hat jedermann jetzt noch einmal Gelegenheit, wenn die Pläne formal offengelegt werden.
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Fragen aus der Politik gibt es bereits. „Schafft der Denkmalweg die zusätzliche Belastung von 400 bis 800 Fahrzeugen pro Stunde“, will Manfred Lehmann (SPD) wissen. Die Verkehrsgutachter sehen dabei kein Problem, gehen allerdings auch nur von 60 bis 110 Fahrzeugen aus. „Die Verkehrsbelastung wird sicher nicht entspannter, aber auch nicht dramatisch schlechter“, meint dazu Baudezernent Jens Hendrix.
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Martin Fuchs von der „Partei“ kritisiert, dass sich keine Bushaltestelle in der Nähe befindet. Jens Hendrix will bei der nächsten Fahrplanänderung darauf hinweisen.