Hattingen. In Holthausen gibt es jetzt Schaf-Fleisch aus dem Automaten. Doch Martin Maszull, Züchter der Shropshire-Schafe aus Hattingen, plant noch mehr.
Das Herz von Familie Maszull schlägt für eine ganz besondere Schaf-Rasse: Shropshire. Zucht, Direktvermarktung, die Förderung der Wertschätzung für das Lebensmittel Fleisch, die Zusammenarbeit mit Landwirten und Akteuren vor Ort, sogar mit Kindergärten liegen ihr am Herzen. Ein erster Schritt ist jetzt gelungen – mit einem Gourmet-Automaten. Und: Familie Maszull hat soeben einen neuen Stall gebaut für die derzeit 22 Lämmer, 14 Muttertiere und zwei Böcke.
+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Hattingen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++
Gemeinsam mit dem Koch und Jäger Marius Krüpe vom Restaurant An de Krüpe hat Martin Maszull den Gourmet-Automaten an der Dorfstraße 27 aufgestellt. Dort gibt es fertig Gekochtes, Soßen wie auch frisches Lammfleisch. Die Preise reichen von 2,50 Euro für gemischtes Gemüse bis hin zu Fleisch für an die 50 Euro. „Wir erweitern und verändern das Angebot laufend“, sagt Marius Krüpe.
Martin Maszull und Marius Krüpe bestücken in Hattingen einen Gourmet-Automaten
Dabei ist die Fleischvermarktung nur ein Nebenprodukt der Schafhaltung für Martin Maszull. Für ihn steht die Zucht im Vordergrund. Er und seine Frau Anja hängen an den Tieren. Einige Lämmer haben sie mit der Flasche aufgezogen, wenn es Probleme gab.
Eingesetzt werden die Schafe als „Arbeitstiere“. Sie beweiden in Christbaumkulturen oder Weinbergen den Unterbewuchs schonend. „Ein Tier wird beispielsweise mal geschlachtet, wenn es doch zu Verbissen an den Bäumen neigt.“ Dann bringt er die Tiere zur Schlachtung zu einem befreundeten Züchter nach Dortmund. „Bis dahin hat das Schaf ein gutes Leben gehabt.“
Martin Maszull will, dass Fleisch wieder einen anderen Stellenwert bekommt
Maszull will, dass das Lebensmittel Fleisch wieder einen anderen Stellenwert bekommt. Massentierhaltung, das Wegwerfen von Fleischprodukten: Alles das ist ein Graus für ihn. „Wenn wir in den nächsten Jahren zehn Prozent der Menschen vor Ort zum Umdenken bringen könnten, wäre das schon ein Erfolg.“
Über die Shropshire-Herdbuchzüchter
Die Gemeinschaft der Shropshire-Herdbuchzüchter hat ihren Sitz in Hattingen. Zu ihr haben sich 2017 mehrere Herdbuchzüchter zusammengetan und die Züchtergemeinschaft aus der Taufe gehoben.
Ziel ist vorrangig, die Bekanntheit des Shropshire-Schafes im In- und Ausland zu steigern, um dadurch eine bessere Vermarktung der Zucht- und Schlachttiere zu erreichen. Es soll aber auch der Kontakt der Züchter untereinander gefördert werden. Informationen gibt es im Internet auf www.shropshire-schaf.de
Die Zucht in Hattingen ist erfolgreich. „Wir spielen ganz oben mit“, freut sich Martin Maszull. Er hat schon Tiere nach Polen und nach Tschechien verkauft. In Deutschland leben Schafe aus Hattingen bereits in Thüringen, Bayern, Schleswig-Holstein und „natürlich in NRW“.
Grün erhebt sich der neue 30 mal 15 Meter große Stall an der Straße Zur Goldenen Kuhle. Nötig ist er geworden, weil die Herde stetig wächst. „Platz ist darin für über 100 Schafe“, sagt Maszull, der den Stall dank flexibel gestalten kann dank eines flexiblen Zaunsystems. Auf 15 Hektar Weideland kann Maszull zurückgreifen. An speziellen Futtertrögen hat er selbst getüftelt.
Am Stall prangen Silhouetten der eiigenen Shropshire-Schafe
Am Stall mit eigenem Brunnen prangen die Silhouetten der eigenen Schafe. „Ich habe ein Foto gemacht und danach haben wir die Silhouetten in meiner Firma Stahlbus gefertigt. Sie leuchten hoch bis zur Hauptstraße.“ Auch die Schilder sind selbst gestaltet und gefertigt. „Shropshire Schafzucht Familie Maszull“ steht darauf.
Seit 2016 hatte Martin Maszull den Stall geplant. „Die bürokratischen Hürden waren hoch.“ Im August 2020 begann dann der Bau. Jetzt sind die Schafe eingezogen. „Und der WDR war jetzt beim Scheren der Tiere auch da.“
Bienenfreundliche Kräuter will die Familie noch auf den Weiden aussäen
Nun sät die Familie noch gesunde, bienenfreundliche Kräuter auf den Weiden aus – für die Umwelt, für die Schafe. Mittelfristig plant die Familie ein kleines Direktvermarktungslädchen am Stall. „Wir wollen dort die naturgegerbten Felle anbieten, vielleicht auch noch andere Produkte.“ Denn viele Obstbäume wachsen auf dem Grundstück.
>>> Mehr Nachrichten aus Hattingen und Sprockhövel
Kooperationen sind Marin Maszull wichtig. Gut ist der Kontakt zum Kneibel-Hof. „Wir tauschen Geräte aus und arbeiten auch, was die Flächen angeht, zusammen.“ Gerade die Corona-Zeit mache deutlich, wie wichtig es sei, dass Menschen mehr nach lokalen und regionalen Angeboten Ausschau hielten. „Wir richten gerade einen Hühnerstall ein. In Sprockhövel gibt es einen tollen Orpington-Züchter, von dem nehmen wir die Küken.“
Auch mit Kinder möchte Familie Maszull arbeiten, um Tierhaltung zu erklären
Das alles reicht der Familie noch nicht. Sie wollen Kinder erreichen. „Wir hatten schon mal Schafe in einer Kita in Bochum, das war toll.“ Doch jetzt planen sie, dass Kinder zu den Tieren kommen. „Damit sie sehen, wie die Tiere groß werden, damit ihnen bewusst wird, was Tierhaltung bedeutet.“ Das Konzept dafür ist in Arbeit.
>>> Folgen Sie unserer Redaktion auf Facebook – hier finden Sie uns