hattingen. . Das Team der Hattinger Stahlbus GmbH hat für seine Entwicklungen schon mehrere Patente erhalten. Und einmal gab es in der Firma Industriespionage

„Alles, was die Industrie nicht machen kann, entwickeln wir. Wir beschäftigen uns mit Technologien, wo keiner weiterkommt“, erklärt Martin Maszull (55). Der Diplom-Ingenieur leitet mit dem Diplom-Informatiker Thomas Wittrock (55) das Hattinger Unternehmen Stahlbus GmbH – das längst weltweit bekannt ist und diverse Patente erhalten hat. BMW, Porsche, die Bundeswehr – viele große Unternehmen zählen längst zu den Kunden. „In den USA dürfen wir nach einer strengen Prüfung sogar das Government und den Militärbereich beliefern“, sagt Maszull. Und mit Industriespionage hatte das Unternehmen auch schon zu tun.

Weltweit patentiert ist etwa die erste Erfindung des kreativen Teams: das Stahlbus-Entlüftungsventil. „Wir haben immer viele Oldtimer repariert. Da passiert es, dass beim Entlüften von hydraulischen Systemen wie Bremsen oder auch Kupplungen das Gewinde der Entlüfterschraube nicht dicht ist, Luft eindringt oder Flüssigkeit hinausläuft“, erörtert Maszull. Das neue Ventil verhindert beides.

Unternehmen will expandieren

Zweite Innovation: das Stahlbus-Ölablassventil. „Beim herkömmlichen Ölwechsel gibt’s immer eine Riesensauerei. Mit unserem Ventil geht das ganz sauber. Die Ölablassschraube wird ausgetauscht, ersetzt durch das Ventil. Über einen Schlauch kann Öl einfach abgelassen werden“, so Maszull. Frisches Öl kann so übrigens auch wieder eingefüllt werden. Das Produkt kommt in Landmaschinen, Fahrzeugen, Flugzeugen zum Einsatz.

Ursprünglich für Rennwagen entwickelt hat die Firma die Schnelltrenn-Kupplung. „Damit können Leitungen Leckage-frei getrennt werden.“ Das Porsche-Rennteam wisse die Vorteile zu schätzen, ganze Bremseinheiten seien so leicht austauschbar. Entwickelt hat Stahlbus auch zwei elektrische Heber für Motorräder: einen, der Harley-Davidson-Maschinen von unten anhebt – und einen, in den Zweiräder anderer Marken eingespannt werden.

„Die Maschinen werden bis zu 60 Zentimeter stufenlos auf die gewünschte Höhe angehoben. Das schaffen die bisherigen hydraulischen Systeme nicht. Der Vorteil bei elektrischer Funktionsweise ist, dass eine Steckdose oder ein Akku reicht, um den Heber einzusetzen“, sagt Diplom-Ingenieur Sven Ladwig (55). Eine Weiterentwicklung zur Hebebühne ist schon geplant.

Team kennt sich teils schon aus der Jugend

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F © Bastian Haumann

Stahlbus ist in der Region gut vernetzt – mit Hochschulen wie mit kleineren Firmen. „Wir schätzen die Flexibilität und Fertigungstiefe kleiner Unternehmen wie etwa Medes in Sprockhövel. Denn sie bauen für uns auch Prototypen.“

Das Team kennt sich teils schon aus der Jugend. Die Verwurzelung in Hattingen ist allen wichtig. Doch nicht einfach. Denn der Platz im Technologie- und Gründerzentrum an der Werksstraße 15 reicht nicht mehr. „Wir müssen umziehen, suchen dringend einen geeigneten Ort“, sagt Thomas Wittrock – und hofft auf Rückmeldungen. „Wir möchten in den nächsten zehn Jahren gesund expandieren, wollen in Hattingen bleiben“, ergänzt Maszull.

Die räumliche Enge bringt viele Nachteile mit sich. Wie den: „Hier liegt aus Platznot viel rum. Der Prototyp einer Innovation, noch nicht zum Patent angemeldet, fehlte letztens nach einem Firmenbesuch“, berichtet Maszull. Industriespionage gibt’s eben auch in Hattingen.

>>> MITARBEITER, BÜROS UND PRODUKTION

80 Mitarbeiter beschäftigt das Ende 2008 gegründete Unternehmen in der Produktion in Remscheid. „Alles ist made in Germany“, betont Martin Maszull.

In Hattingen arbeiten zehn Menschen für Stahlbus. Die Firma bildet auch aus. Drei Mitarbeiter sind außerdem in Frankreich aktiv und vier in den USA. In Karlsruhe sitzt ein Maschinenbaumeister für Kleinstserien und Prototypen-Bau.

„Der Standort ist günstig, weil wir nah an den großen Automobilherstellern sind“, sagt Thomas Wittrock.