Hattingen. Für Schulen ändern sich wegen Corona ständig die Unterrichtskonzepte. Das verlangt allen viel ab, so der Leiter des Berufskollegs in Hattingen.

Ab diesem Donnerstag (29. 4.) haben die meisten Schülerinnen und Schüler in Hattingen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis wieder Distanzunterricht. Ein Modell, das Holger Hoffmann, Leiter des Berufskollegs in Hattingen, angesichts der Corona-Pandemie sehr begrüßt. „Unsere Schüler kommen mit dem häuslichen Lernen gut zurecht.“ Der ständige Wechsel der Unterrichtsmodelle dagegen sei, so Hoffmann, „für alle sehr, sehr schwierig“. Und fordere auch Schulleitungen etliches ab.

Kurzfristig musste er gerade erst fertiggestellte Stundenpläne umwerfen

„In den ersten Monaten der Pandemie habe ich täglich so viel gearbeitet wie zuvor in 30 Jahren Berufsjahren nicht“, sagt Hoffmann. Immer wieder hat der 59-Jährige damals auf neue Mails aus dem NRW-Schulministerium reagieren, kurzfristig gerade erst fertiggestellte Stundenpläne umwerfen und neu konzipieren müssen. Zudem habe es regen Informationsbedarf aus dem Kreis der rund 80 Kollegen und 1300 Schüler gegeben – unter anderen, weil auch Verordnungen zu Masken oder Abstand immer wieder angepasst wurden. „16 bis 18 Stunden am Tag bin ich damals erreichbar gewesen.“

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Bis heute, mehr als ein Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie, sei der Gesprächsbedarf angesichts der immer wieder neuen Mails aus dem Schulministerium groß – nicht nur seitens der Kollegiums und der Schülerschaft. So etwa habe er zuletzt, als für die Schulen in Hattingen mal wieder das Wechselunterrichtsmodell galt, mehrere Anrufe von Chefs kleinerer Firmen erhalten, die ihn drängten, ihre Auszubildenden von den Berufsschultagen in Präsenz doch bitte zu befreien, „Die hatten Angst, dass die Schüler sich mit Corona infizieren, wenn sie bei uns mit zwei Dutzend anderen Jugendlichen den halben Tag über im Klassenraum sitzen. Und dass sie dieses Virus danach in den Betrieb einschleppen und diesen damit lahmlegen“, erklärt Holger Hoffmann.

Sein Wunsch: mehr individuelle Freiheit bei der Planung

Die Möglichkeit, solche Schüler dauerhaft in Distanz unterrichten zu dürfen, würde er ebenso begrüßen wie er eine solche Regelung auch für die Berufsschüler sinnvoll fände, die ihre Ausbildung in einer Kindertagesstätte oder einem Altenheim absolvieren. „Generell würde ich mir wünschen, das uns Schulleitungen in dieser Pandemie mehr individuelle Freiheit gegeben würde bei der Planung von Präsenz- und Distanzunterricht.“

Darum greift die Notbremse

Die Schulen in Hattingen gehen ab Donnerstag (29.4.) in den Distanzunterricht.

Der Grund: Die Inzidenz im EN-Kreis lag an drei aufeinanderfolgenden Tagen – von Sonntag bis Dienstag – jeweils über 165, daher greift nun die „Notbremse“.

Ausnahmen vom neuen bundesweit einheitlichen Infektionsschutzgesetzes gelten für Abschlussklassen und Förderschulen.

Dass NRW-Schulministerium Yvonne Gebauer trotz Pandemie möglichst viel Präsenzunterricht anbieten wolle, könne er zwar für jüngere Schüler nachvollziehen, ebenso, dass Abschlussklassen in den letzten Wochen vor ihren Prüfungen letzte Fragen noch einmal in Präsenz klären können. Aber sonst? „Unsere Schüler sind 17 bis 21 Jahre alt, die sind in der Regel in der Lage, auch allein zu Hause zu lernen.“

Gute Ergebnisse bei einer Schülerumfrage zum Distanzlernen

Dass „sein“ Berufskolleg bestens ausgestattet ist fürs Homeschooling, ist Holger Hoffmann dabei sehr wohl bewusst. So etwa habe der Ennepe-Ruhr-Kreis als Träger der Schule diese bereits nach wenigen Wochen der Pandemie mit gut 300 iPads ausgestattet – die sich vornehmlich bedürftige Schüler ausleihen können. Bestätigt für seinen Appell für einen länger andauernden Distanzunterricht gerade älterer Schülergruppen fühlt sich Hoffmann nicht zuletzt aber vor allem durch eine Schülerumfrage am Berufskolleg zum Distanzlernen vom Februar. Von gut 300 Teilnehmern gaben in der Umfrage fast 90 Prozent an, mit der häuslichen Situation insgesamt zufrieden zu sein, gut 80 Prozent sagten, sie seien nach wie vor motiviert.

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