Hattingen. Die Entscheidung im Vatikan, die Segnung homosexueller Paare zu verbieten, sorgt auch in Hattingen für Unmut. Das sagt Stadtpfarrer Andreas Lamm.

In den katholischen Gemeinden brodelt es. Die Entscheidung der Glaubenskongregation im Vatikan, die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare zu verbieten, bewegt die Gemüter und das kirchliches Leben.

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Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hat nach dem Verbot eine Neuorientierung bei diesem Thema angesprochen. Die kirchliche Lehre verlange „dringend eine erweiterte Sichtweise auf die menschliche Sexualität“, schreibt Overbeck in einem Brief an alle Pfarreien im Bistum, zu denen auch die Stadtpfarrei St. Peter und Paul Hattingen gehört. Dabei brauche es „eine ernsthafte und zutiefst wertschätzende Neubewertung der Homosexualität“.

Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck, hier bei einer Messe im Mauritiusdom in Hattingen-Niederwenigern.
Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck, hier bei einer Messe im Mauritiusdom in Hattingen-Niederwenigern. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Kreisdechant Norbert Dudek, Propst in St. Marien (Schwelm/Ennepetal/Gevelsberg), Hattingens Stadtpfarrer Andreas Lamm sowie Holger Schmitz, Pfarrer in St. Peter und Paul (Witten/Sprockhövel/Wetter) berichten von Unverständnis und Wut bei den Gläubigen vor Ort – und sie selbst empfinden es ähnlich.

Mit Hochachtung und Herzlichkeit begegnen

Paaren, die in „gleichgeschlechtlicher Verbundenheit“ leben wollen, sei mit derselben Hochachtung und Herzlichkeit zu begegnen wie Menschen in heterosexuellen Beziehungen, heißt es in einer Stellungnahme, die Stadtpfarrer Andreas Lamm gemeinsam mit seinen beiden Kollegen verfasst hat.

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Sie berufen sich auf Bischof Overbeck, der sich für eine ethische und theologische Neubewertung von Homosexualität ausspreche. Dazu gehöre es, liturgische Formen zu finden, die „am Beginn eines solchen gemeinsamen Weges stehen“.

Pfarrer wollen Freiräume für Segensfeiern nutzen

„Wo Menschen sich lieben, finden wir Möglichkeiten, Wege des Segens zu gehen“, sagt Andreas Lamm von St. Peter und Paul in Hattingen. Dies gelte auch für Geschiedene und Wiederverheiratete. Natürlich werden sich die Pfarrer nicht über das Kirchenrecht hinwegsetzen. „Trotzdem können wir Freiräume für eine Segensfeier nutzen“, meint Pastor Holger Schmitz.

Stadtpfarrei St. Peter und Paul gibt es seit 14 Jahren

Hattingens katholische Stadtpfarrei St. Peter und Paul wurde im Jahr 2007 ins Leben gerufen – sie besteht aus den Gemeinden St. Peter und Paul (Hattingen-Mitte), Heilig Geist (Winz-Baak), Maria Empfängnis (Bredenscheid), St. Joseph (Welper), St. Johann Baptist (Blankenstein), St. Mauritius (Niederwenigern), St. Engelbert (Niederbonsfeld) mit sieben Kirchen und der Klosterkapelle Bredenscheid.

Die Stadtpfarrei St. Peter und Paul ist die flächenmäßig siebtgrößte Pfarrei des Bistums Essen. Im Gebiet der Pfarrei leben nach den aktuellsten Zahlen rund 16.200 römisch-katholische Gemeindemitglieder (Jahreserhebung von Juni 2020 für 2019).

Zu dritt stellen sie klar, dass die Glaubenskongregation kein pastorales Organ sei. „Die Gestaltung eines unmittelbaren Gemeinde-Alltags gehört nicht zu ihrer Arbeit. Das birgt ein Konfliktpotenzial, wenn – so wie jetzt – in der Sache einander entgegenstehende Überzeugungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln und Positionen aufeinandertreffen. Das mag die einen ärgern. Die anderen dürfen in dieser Auseinandersetzung gerne ein Zeichen von lebendigem Christentum sehen, denn: Nur Tote können sich nicht streiten.“

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Deshalb sehen sie Auftrag darin, „den Menschen, die Gottes Nähe suchen, einen Ort der Begegnung zu schenken, in dem wir ihnen Gutes stets gut sagen“. Nichts anderes bedeute Segnen – „Segen verlangt nicht die ethische Vollkommenheit eines Menschen. Segen trifft immer auf eine bunte Welt voller Schönheit, Brüche und Widersprüche.“

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