Sprockhövel. Am Montag, 8. März, öffnen die Geschäfte wieder. In einigen Branchen geht Einkaufen aber nur mit Termin. Was Sprockhöveler Händler davon halten.
Ab heute sind alle Geschäfte wieder geöffnet, aber mit unterschiedlichen Auflagen. Wie finden das die Händler in Sprockhövel? Die WAZ hat nachgefragt.
„Logisch ist es für mich nicht, warum beispielsweise Friseure so öffnen dürfen, ich aber nur mit Termin“, sagt Katrin Körbi, Inhaberin des Modegeschäfts „Absolut Katrin“. Die Friseure kämen den Kunden nicht weniger nah als sie im Modeladen. Sie vermutet, dass Friseur und Blumenläden abgesehen von Hygienekonzepten ohne Auflagen öffnen dürften, da diese Waren nicht im Internet bestellbar seien, sie betont: „Ich gönne es allen Händlern, aber man muss auch verstehen, dass wir Modehändler einen großen Wareneinkauf haben, schon die Winterware ging schlecht weg und nun kommt schon die Frühlingsware.“
Während des Lockdowns habe sie allen interessierten Kunden ihre persönliche Telefonnummer für Bestellungen gegeben und sich auch persönlich um die Auslieferung gekümmert, erzählt sie. „Ich bin sehr berührt über den Zuspruch der Sprockhöveler, dabei bin ich erst drei Jahre mit meinem Geschäft vor Ort.“ Ab heute sei in ihren Laden Personal von Montag bis Freitag von 15 bis 18 Uhr erreichbar, um Termine zu vereinbaren – auch kurzfristige Termine seien möglich. „Natürlich werden wir mit den aktuellen Regelungen weniger Umsatz als früher machen, denn der so wichtige Spontan-Einkauf ist mit dieser Regelung unmöglich.“„
Dem Sportgeschäft fehlen die Sportvereine
„Wir müssen es nehmen, wie es ist“, meint hingegen Ulrich Meister von Sport Meister und klingt resigniert. Für ihn sei es zwar kein Problem, Termine mit den Kunden auszumachen, mit dem eigentlichen Betrieb seines Geschäfts habe das aber wenig zu tun. „Bei ungefähr 90 Quadratmeter Fläche darf ich nur etwa zwei Personen in den Laden lassen.“
Ein großes Problem sei für ihn, dass den Sportvereinen der Betrieb noch immer verboten sei, denn mit denen habe er umfassend zusammengearbeitet. „Ich hoffe, dass ich so schnell wie möglich wieder ganz normal öffnen kann und dass auch die Sportvereine diese Erlaubnis erhalten.“
Regelungen lassen keinen Umsatz wie 2019 erwarten
„Dass andere Läden keine Termine machen müssen, wir aber schon, kann ich nicht nachvollziehen“, sagt Annette Müller vom Modeladen „Mode pro te“. Schließlich halte sie genauso Abstand zum Kunden und trage Maske. „Unsere Hygienemaßnahmen sind exakt gleich, deshalb ist diese Termin-Auflage für mich einfach unlogisch.“
Sie halte sich aber natürlich daran und habe auch bereits viele Termine vereinbart, erzählt sie. Bereits vergangenen Donnerstagabend hätten sich Kunden bei ihr gemeldet, um einen der ersten persönlichen Termine zu erhalten und auch am Freitag habe das Telefon ununterbrochen geklingelt. „Die Kunden freuen sich richtig darauf, wieder in den Laden zu kommen und zu stöbern!“
Sie werde in ihr 120 Quadratmeter großes Geschäft zwei Personen gleichzeitig einlassen und erst mal einstündige Termine vergeben und schauen, wie es damit läuft. „Aber man muss es realistisch sehen: Natürlich werden wir mit den aktuellen Regelungen keinen Umsatz wie in 2019 generieren.“ Das mache ihr natürlich Sorgen. „Aber diese Öffnung ist schon mal ein Anfang!“
Schon vor Corona wäre Nachverfolgung kein Problem gewesen
„Ob das gerecht ist, dass manche Geschäftsinhaber Termine machen müssen und andere nicht, weiß ich nicht – denn eigentlich haben die Kunden ja überall gleich viele Kontakte“, meint auch Karl-Heinz Schepeler, Inhaber von „Seelenmöbel“. In seinem 200 Quadratmeter großen Geschäft mit Antiquitäten, Industriedesign und Kuriositäten seien zukünftig bis zu fünf Kunden gleichzeitig erlaubt. „Und diese Kundenanzahl ist für uns aufgrund der Größenordnung des Geschäfts auch vollkommen in Ordnung.“
Seine Kunden bekommen, abgesehen vom Kleinstwaren-Einkauf, übrigens auch immer eine ordentliche Rechnung, dafür schreiben sie ihre Daten auf einen Block, gibt Schepeler an. „Deshalb wäre bei uns auch schon vor Corona eine Nachverfolgung kein Problem gewesen.“
Diese Öffnungsregeln gelten ab Montag
In Nordrhein-Westfalen dürfen ab dem 8. März alle Blumengeschäfte, Gartencenter, Buchhandlungen und Schreibwarenläden öffnen – ohne Terminvergabe und ohne Begrenzung der Kundenanzahl. Für alle anderen Geschäfte gilt die Öffnungserlaubnis mit beschränkter Kundenanzahl: Ein Kunde auf 40 Quadratmeter Ladenlokal und ausschließlich mit zuvor vereinbarten Termin.Friseurgeschäfte, Fußpflege und alle anderen körpernahen Dienstleistungsbetriebe sowie Fahr-, Boots-, und Flugschulen dürfen mit entsprechenden Hygienekonzepten auch wieder öffnen. Wird der Mindestabstand von eineinhalb Metern unterschritten und können Kunden keine Maske tragen – beispielsweise bei Gesichtsbehandlungen – müsse der Kunde vor Behandlungsbeginn ein tagesaktuelles negatives Testergebnis vorlegen und eine regelmäßige Testung der Beschäftigten erfolgen.Voraussetzung für die Öffnungsregelungen ist, dass die landesweite Sieben-Tages-Inzidenz stabil bei unter 100 liegt.