Sprockhövel. Befürworter und Gegner eines neuen Gemeindehauses in Sprockhövel stehen sich unversöhnlich gegenüber. Eine Bauvoranfrage liegt noch nicht vor.

Die evangelische Kirchengemeinde im Bezirk Herzkamp betont in einem Newsletter zum Gemeindehaus-Neubau, es gebe bislang keine Vorentscheidung zur Form des Gebäudes und zur Gestaltung der Außenflächen des Projektes. Auch eine Bauvoranfrage sei noch nicht gestellt worden. Unterdessen nimmt die Stadtverwaltung zum weiteren Vorgehen bei dem Projekt Stellung.

Gesprächsangebot angeblich ausgeschlagen

Das Bezirkspresbyterium Herzkamp, also die verantwortliche Ebene für das Projekt, bedauert es, dass auf ein „ernst gemeintes, konstruktives Gesprächsangebot“ niemand von der Seite der gegen das Projekt argumentierenden Bürgerinitiative eingegangen sei. Und auch wenn bei der Bauverwaltung der Stadt bislang noch nichts Schriftliches zu den Planungen der Kirche eingegangen ist, sieht man dort grundsätzlich Bedarf, zwischen den beiden Parteien in Herzkamp zu vermitteln. „Wir haben als Stadt ein Interesse, dass städtebaulich relevante Vorhaben einvernehmlich entwickelt werden können“, sagt der zuständige Erste Beigeordnete Volker Hoven.

Verwaltung war zu Beratungsgespräch vor Ort

Hoven bestätigt, dass noch keine Unterlagen im Rathaus eingetroffen seien. Vor einiger Zeit habe jedoch bereits vor Ort ein Beratungsgespräch mit Mitgliedern der Kirchengemeinde stattgefunden. „Und da die Kirche als denkmalgeschütztes Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft zum geplanten Gemeindehaus steht, ist auch die Denkmalbehörde eingebunden“, sagt Hoven.

Bebauungsplan ist sehr alt

Die Stadt werde einen eingereichten Antrag prüfen und dabei allein gesetzliche Vorgaben berücksichtigen, versichert der Erste Beigeordnete. Das Verfahren sehe es im Übrigen vor, dass auch die Eingaben aus der Nachbarschaft gehört werden. Für die Fläche in der direkten Umgebung der Kirche existiere ein sehr alter Bebauungsplan noch aus der Zeit des Amtes Blankenstein. Von diesem Plan sei in der Vergangenheit bereits abgewichen worden, als dort die Genehmigung für den Bau von Wohnhäusern erteilt wurde. „Es ist möglich, dass eine Befreiung durch die Behörde nötig wird, um dort ein Gemeindehaus zu bauen“, sagt Hoven.

Positive Grundhaltung der Verwaltung zum Projekt

Der Beigeordnete sagt, es gebe in der Verwaltung nach besagtem Beratungsgespräch eine positive Grundhaltung zu den Plänen der Kirche, zumal nachvollziehbar sei, dass die Gemeinde ein Haus für das Gemeindeleben brauche, das den zeitgemäßen Anforderungen – wie etwa großzügige Raumausstattung, Nähe zur Kirche und Barrierefreiheit – entspreche.

„Verschandelung“ der Umgebung

Die Gegner, und darunter insbesondere der Mitbegründer der Bürgerinitiative Mark Koch, haben vielfältige Gründe vorgebracht, warum das Projekt gar nicht an den Start gehen dürfe. Ein Argument setzt gleich an der Kirche selbst an: Das denkmalgeschützte Gebäude wie auch der gesamte Dorfcharakter würden durch einen modernen Flachdachanbau „verschandelt“. Pfarrer Ortwin Pfläging kontert, die Pläne seien der oberen Denkmalbehörde in Münster vorgelegt worden, dort sei der Anbau als Aufwertung für die Kirche erachtet worden.

Vorwurf der Desinformation

Im Gegenzug wirft der Pfarrer der Bürgerinitiative vor, mit ihren Aufrufen zur Desinformation der Einwohnerschaft in Herzkamp beizutragen. „Da steht im Mittelpunkt ein Flugblatt mit einem ,Hilferuf der Kinder’ und dem Hinweis, dass der Spielplatz wegfallen soll“, berichtet Pfläging. Das aber sei falsch, der Spielplatz gehöre der Kirchengemeinde, stehe allen zur Verfügung und soll für den Fall des Gemeindehaus-Neubaus lediglich ein Stück verlegt werden. Richtig sei vielmehr, dass mit den Kindern Herzkamps gemeinsam geplant werden soll, wie der neue Spielplatz gestaltet werden könnte.

Frage der Finanzierbarkeit

Erste Pläne für ein neues Gemeindehaus in Herzkamp gab es bereits 2011. Damals kämpfte eine Bürgerinitiative erfolgreich gegen den Neubau, und die Pläne wurden fallengelassen.

Ein Argument der Gegner betreffen auch die Finanzierung. Der Haßlinghauser Erich Bühren schreibt in seinem Leserbrief: „Man sollte noch einmal zum alten Vereinssaal erfahrene Planer und Architekten für einen Umbau oder Erweiterungsbau hinzuziehen. Ein Neubau würde die Evangelische Kirche viel Geld kosten, was aber in der heutigen Zeit nicht so einfach zur Verfügung steht.“