Sprockhövel. Die Evangelische Kirchengemeinde in Herzkamp in Sprockhövel plant ein neues Gemeindehaus. Die Gegner führen zahlreiche Gründe dagegen an.

Die evangelische Kirchengemeinde in Herzkamp unternimmt nach 2011 einen weiteren Versuch, gleich neben der Kirche ein Gemeindehaus zu errichten, es soll ein Zuhause werden für alle Gemeindegruppen, aber auch für das Kulturleben im Ortsteil Sprockhövels. Doch es gibt Gegner, die sich bereits zusammengeschlossen haben und das Projekt wie schon vor zehn Jahren unbedingt verhindern wollen.

Nüchternes Gebäude mit Flachdach

Pfarrer Ortwin Pfläging zeigt eine Ansicht der Kirche aus der Vogelperspektive: da, wo jetzt Kinder und Jugendliche auf dem Spielplatz spielen, ist mit Computerhilfe eine Ansicht des neuen Gemeindehauses zu sehen, ein nüchternes Gebäude mit Flachdach, das sich an den Körper des Sakralbaus schmiegt. Der evangelische Geistliche hat viele Argumente, die die Notwendigkeit eines Neubaus untermauern sollen. „Herzkamp insgesamt ist stark überaltert, und auch für die Kirchengemeinde ist es dringend notwendig, Angebote für eine gute Gemeindeentwicklung zu machen.“ Es fehle an Versammlungsraum für quasi alle Gemeindegruppen, für Kinder und Jugendliche, für Ältere, fürs Gemeindefrühstück und das Kirchcafé ebenso wie für ein Trauercafé im Anschluss an Beerdigungen, „denn wir haben in Herzkamp nichts dergleichen.“

Wichtig für die Gemeindeentwicklung

Ortwin Pfläging nennt es ein „Gegenüber zur Kirche“, wo barrierefrei direkt an der Kirche das Sozialleben der Gemeinde, aber auch abendliche Empfänge im Rahmen des Kulturprojektes (kultur.kirche.herzkamp) stattfinden könnten – mit der nötigen Umgebung aus Foyer, Garderobe, Catering und barrierefreier Toilettenanlage.

Bislang hat die Gemeinde ein rund zweihundert Meter entferntes Vereinsheim genutzt. „Es hat sich aber gezeigt, dass diese Immobilie dem Anspruch eines modernen Gemeindehauses nicht gerecht werden kann“, wendet Pfläging ein. Spätestens hier heben die Herzkamper, die einen Neubau im Zentrum verhindern wollen, die Hand zum Einspruch. „Schon vor 15 Jahren war das Haus an der Barmer Straße in schlechtem Zustand, und es gab eine Initiative auch von Handwerkern, das Vereinsheim für die Gemeinde zu renovieren“, sagt Anwohner Mark Koch. Damals hatte Pflägings Vorgänger im Amt, Pfarrer Kai Hegemann, ein Neubauprojekt mit viel Engagement vorangetrieben, doch angesichts des Widerstandes aufgegeben. Das Sanierungsangebot habe die Kirche damals ausgeschlagen, so Koch.

Verschandelung der Dorfansicht

Mark Koch und seine Mitstreiter, viele aus der Bürgergemeinschaft Herzkamp, die sich in einer Bürgerinitiative zusammengefunden haben, sehen die stichhaltigen Argumente auf ihrer Seite. „Abgesehen davon, dass das geplante Gemeindehaus neben dem historischen Kirchbauwerk eine Verschandelung der Dorfansicht bewirken würde, haben wir doch genügend öffentlichen Versammlungsraum in Herzkamp“, betont Koch und zählt das Schützenhaus als Dorfbegegnungsstätte, das Gebäude des VfL Gennebreck und das der Freiwilligen Feuerwehr auf.

Spielplatzfläche würde verkleinert

Sehr erbost haben die Gegner auf das Detail der Planung reagiert, wonach der Spielplatz um einige Meter versetzt werden soll – „und deutlich kleiner wird“, wendet Koch ein. Der Platz diene den jungen Herzkampern bislang als Jugendtreff auch zum Fußballspielen, das ginge alles verloren. „Die Dorfgemeinschaft ist sehr aktiv im Umweltschutz, durch das Projekt würde eine weitere Grünfläche ohne Not versiegelt.“

Noch kein Baurecht

Es besteht noch kein Baurecht für das Projekt. Pfarrer Pfläging betont: Wir streiten nicht um das Ob, gerne aber über das Wie – das Gemeindehaus soll also kommen.

Die Bürgerinitiative sammelt derweil Unterschriften, die sie an das Baudezernat Sprockhövels einreichen will. Die Prognose von Mark Koch: 80 Prozent der Herzkamper lehnen das Projekt ab.