Hattingen. Das Amtshaus I wurde im Jahr 1840 gebaut. Die erste Ratssitzung dort musste stehend stattfinden. Im Anbau wurden aus Zellen Büroräume.
Apotheke, Wohnung, Hotel-Restaurant, Gefängnis, dann Verwaltungssitz und heute Museum: Die Häuser am Marktplatz wurden vielfach genutzt. Lange Jahre waren sie aber vor allem Amtshäuser – erst für das Amt Blankenstein, dann auch für die neue Stadt Hattingen. Bis die alten verschachtelten Gebäude aus allen Nähten platzten, für den gestiegenen Personalbedarf der Verwaltung einfach kein Platz mehr war und die Stadtbediensteten vor 20 Jahren umzogen.
Die Geschichte der Amtshäuser ab dem Jahr 1824 haben Ellen und Karl-Heinz Breitenbach nachgezeichnet. Zu diesem Zeitpunkt standen am heutigen Marktplatz 1-3 noch „vier einzelne Fachwerkhäuser unterschiedlicher Größe“. Am Marktplatz 1 stehen der jüngste und der älteste Teil des Ensembles direkt nebeneinander – das Rathaus Blankensteins.
Außen Sandstein, innen Fachwerk
Ursprünglich stand hier das alte und inzwischen reparaturbedürftige Striebecksche Haus. Unter anderem Carl Friedrich Gethmann schlug vor, an dieser Stelle das Rathaus für Blankenstein zu errichten. Und so erwarb die Stadtgemeinde das Grundstück für 310 Taler, riss das alte Haus ab und baute ab 1840 neu – aber nur äußerlich aus massivem Sandstein. Für das Innere griff man auf Fachwerk zurück. Die Balken dafür, so stellte man bei der Entkernung des Hauses zuletzt fest, waren übrigens nicht zum ersten Mal verwendet worden. Möglicherweise stammten sie zum Teil noch aus dem Striebeckschen Haus.
Der Gemeinderat musste seine erste Sitzung im neuen Haus dann allerdings im Stehen abhalten – denn Sitzgelegenheiten waren kaum vorhanden und auch ein geeigneter Ofen fehlte. Nur unter Bedenken stimmte der Landrat dem Kauf von 16 so genannten Gladbacher Stühlen zu, die mit 15 bis 18 Silbergroschen pro Stück sehr teuer waren. Immerhin müssten sie einige Jahre halten, begründeten die Blankensteiner die Ausgabe.
Der Anbau mit dem Giebel wurde erst Ende des Jahrhunderts errichtet. Er trug ein Wappen mit Adler und im zweiten Obergeschoss hielt dann der Rat seine Versammlungen ab. Darunter mussten übrigens so manche Blankensteiner Nachtschwärmer ausnüchtern, denn im Erdgeschoss und in der ersten Etage befanden sich Arrestzellen. Zudem gab es im Anbau eine Wohnung für den örtlichen Polizisten mit seiner Familie. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Zellen im Erdgeschoss umfunktioniert – ab sofort lagerten dort Akten. In der 1950er Jahren wurden die übrigen Zellen zu Büros.
Von den ursprünglichen Gebäuden ist nach dem Umbau zu Stadtmuseum nicht mehr viel übrig geblieben – das betrifft auch das benachbarte Amtshaus II. Um die Häuser als Ausstellungsfläche nutzen zu können, mussten vor allem die Böden massiv verstärkt werden. „Für einen Wohnraum ist eine Deckennutzlast von etwa 150 Kilogramm je Quadratmeter erforderlich, für ein Museum sind es 500“, verdeutlicht Denkmalpfleger Jürgen Uphues. Zudem musste aus den zahlreichen Kämmerchen eine große Fläche werden. In der Fassade allerdings hat man Spuren der alten Amtshäuser erhalten – zum Beispiel sind noch die Balkone sichtbar.