Hattingen. Nach einem Klebefallen-Unfall Anfang März wird Schleiereule Paula in Hattingen gepflegt. Ein Jahr wird sie in der Paasmühle bleiben müssen.

Paula hat Glück gehabt. Als die kleine Schleiereule Anfang März in Herne in eine Klebefalle geraten war, hätte das auch ihr Ende sein können. Doch sie wurde gefunden, in die Tierklinik nach Recklinghausen gebracht und von dort an die Paasmühle in Hattingen verwiesen. Seitdem wird sie liebevoll von Thorsten Kestner gepflegt.

Kleber verklebt die ganze Eule

Als Paula in die Paasmühle gebracht wurde, saß der Kleber in dicken Schichten auf ihrem Federkleid. „Die ganze Eule war verklebt“, beschreibt der Vogelpfleger. Dabei habe auch der Schnabel am Hals festgeklebt und ein Flügel am Bein. „Je mehr die sich bewegen, umso mehr fuckeln die sich da rein“, erläutert er die Problematik zwischen Eule, Falle und Klebstoff.

„Schön ist, wenn die Fallen noch dabei sind, dann wissen wir, welchen Gegner wir haben“, erklärt Thorsten Kestner, der die Pflegestation für Eulen, Greif- und Wasservögel betreibt. In Paulas Fall sei das aber nicht so gewesen. Deshalb wurde eine Kleberprobe genommen und zur Analyse an ein Labor gesendet. Dahinter steht die Hoffnung, so den Hersteller zu ermitteln zu können und bei ihm das korrekte (und tierverträgliche) Reinigungsmittel zu erfragen.

Mit Asche werden die Federn gereinigt

Bis dahin bleibt Asche das einzige Mittel, um das Federkleid zu säubern. „Wir haben zwei Stunden gebraucht, um sie wieder stehfähig zu bekommen“, sagt Thorsten Kestner. Mittlerweile seien 90 Prozent des Klebers weg, schätzt er. Allerdings sehen die Flügel noch immer ramponiert aus und fühlen sich wegen Kleber und Asche hart und rau an.

Ungefähr ein Jahr wird Paula in der Paasmühle verbringen müssen. So lange dauert es, bis ihr Gefieder wieder in tadellosem Zustand ist.
Ungefähr ein Jahr wird Paula in der Paasmühle verbringen müssen. So lange dauert es, bis ihr Gefieder wieder in tadellosem Zustand ist. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Unter den rund 1700 Vögeln, die jährlich in der Paasmühle gepflegt werden, gehören Eulen mit verklebtem Gefieder nicht zu den häufigsten Patienten, sind aber regelmäßig dabei. Etwa drei Mal im Jahr, schätzt Kestner, hat er solche Fälle. In diesem Jahr ist Paula die erste verklebte Eule, um die er sich kümmert.

Klebefallen, Gift und andere Gefahren

„Man sollte sich Gedanken über das machen, was man auslegt“, findet der Paasmühlen-Betreiber. Und dafür sind Klebefallen, mit denen Mäuse oder Ratten gefangen werden, nur ein Beispiel. Auch wer Gift auslegt, um Nager zu beseitigen, riskiert dabei Vogelleben – denn hat die Maus das Gift gefressen und wird dann ihrerseits gefressen, ist das Gift im Vogel. Und auch über liegengelassene Angelhaken, an denen Vögel sich verletzen, hat Kestner sich schon geärgert.

Neben solchen Fällen gibt es unter Kestners Patienten aber auch solche, die einen klassischen Unfall hatten, beispielsweise mit einem Auto zusammengestoßen sind oder sich in Stacheldraht verfangen haben. Und auch verölte Vögel kommen vor. „Öl gibt es ja überall, nicht nur bei Öltankerunglücken“, erläutert der Vogelpfleger. Die Tiere fallen beispielsweise in Fettbecken bei Schlachtereien, in offene Ölfässer oder Klärbecken in Kläranlagen.

Waldohreule in Legenot

Ganz akut meldet sich an diesem Morgen eine Frau aus Ratingen, die auf dem Gelände ihrer Hundepension eine Waldohreule gefunden hat, die am Boden sitzt und nicht wegfliegt. Diagnose: Legenot. Das Ei steckt fest und drückt auf den Rücken, weshalb das Tier sich nicht mehr rühren kann, erläutert Kester mit erfahrenem Blick während einer kurzen Untersuchung.

Eine Waldohreule hat Legenot. Sie darf jetzt in der Paasmühle bleiben, bis das Ei draußen ist.
Eine Waldohreule hat Legenot. Sie darf jetzt in der Paasmühle bleiben, bis das Ei draußen ist. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Die Eule darf nun ein paar Tage in der Paasmühle bleiben. Ist das Ei raus, wird sie zurück nach Ratingen gebracht. Denn dort – so ist Thorsten Kestner sicher – wartet noch ein Nest mit weiteren Eiern, die bebrütet werden müssen.

Die kleine Schleiereule Paula indes wird wohl nicht so schnell zurück in die Wildnis kommen. Zuerst muss ihr Gefieder wieder in tadellosem Zustand nachwachsen. „Eulen müssen perfekt sein“, erläutert Kestner, sonst könnten sie nicht so leise fliegen, wie sie es auf der Jagd müssen, und verhungern. Etwa ein Jahr wird Paula wegen ihres Klebefallen-Unfalls nun in der Paasmühle bleiben müssen. „Den Tag“, da ist Thorsten Kestner sicher, „hatte sich die Eule anders vorgestellt.“

Wohnungsmangel bei den Schleiereulen

Die Schleiereule gehört zu den Eulenarten, die auch in Hattingen heimisch sind. Allerdings hat sie, wie viele andere Tiere, das Problem schwindenden Wohnraums.„Schleiereulen sind relativ menschenbezogen“, weiß Thorsten Kestner. Früher hätten sie häufig in Scheunen oder auf ungenutzten, offenen Dachböden gebrütet. Die aber gibt es kaum noch.