Hattingen. Die Kleine Weilstraße in Hattingen wird seit Mitte Februar saniert. Einzelhändler beklagen seitdem weniger Kundschaft. Das sind die Gründe.
„Durch die Baustelle haben meine Kunden große Schwierigkeiten, in meinen Laden zu kommen“, sagt Livia Salvatore. Die Inhaberin des Kosmetikstudios „Medi Care Cosmetics- La Bellezza“ hat ihr Geschäft direkt an der Kleinen Weilstraße. Seit Montag darf sie wieder öffnen, viel Kundschaft hat sie trotzdem nicht.
Die Sanierungsarbeiten an der Kleinen Weilstraße, die am 10. Februar gestartet sind, haben Salvatore einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Ich kenne mich zwar aus und weiß, wie ich über Umwege zu meinem Laden komme. Viele meiner Kunden wissen das aber nicht.“ Besonders für ältere Kunden, die regelmäßig zur Fußpflege kommen, sei es durch die vielen Absperrungen schwierig, den Weg zu ihr zu finden.
Nichtsdestotrotz hält Salvatore das Sanierungsprojekt für wichtig. Früher seien viele Menschen über die Schlaglöcher in der Straße gestolpert. Die Planung der Baustelle hätte laut der Inhaberin jedoch besser laufen sollen. Sie fordert: „Die Stadt muss Wege organisieren, damit die Menschen die Läden weiterhin gut erreichen können.“
Senioren kommen durch zu enge Wege oft nicht zu den Geschäften
Auch der Hundesalon „Volkendog“ liegt direkt an der Kleinen Weilstraße und ist von den Sanierungsmaßnahmen betroffen. „Mit Corona und der Baustelle ist wirklich das Schlimmste eingetroffen, was man sich hätte vorstellen können“, sagt Inhaberin Kerstin Volkenhoff. Zu ihr komme seit den Sanierungsarbeiten so gut wie kein Kunde mehr.
Besonders für ältere Menschen mit Rollator sei es nahezu unmöglich, sich einen Weg, durch die zum Teil abgesperrte Straße, zu ihrem Geschäft zu bahnen. Genauso für Lieferanten, die Probleme hätten, ihre Ware anzuliefern.
„Mein blinder Hund versteht nicht, warum der Fußboden hier wackelt“
Stammkundin Petra hat ebenfalls große Mühe, den Hundesalon in Zeiten der Baustelle zu besuchen. „Wenn mein Mann mir nicht geholfen hätte, wäre es mir mit meinem Rollator nicht möglich gewesen, herzukommen.“
Trotzdem hält auch Inhaberin Kerstin Volkenhoff die Sanierungsmaßnahmen für notwendig. Nur der Zeitpunkt dafür stimme nicht: „Wir haben Corona nun fast überlebt und jetzt kommt die Baustelle.“ Die Lautstärke sei zu dem unerträglich. „Mein blinder Hund versteht nicht, warum der Fußboden deshalb hier wackelt.“
„Wir sitzen in einer Sackgasse“
Auch Andrea Rudolph, Inhaberin der „Potteery“ verzeichnet seit Beginn der Sanierungsarbeiten einen deutlichen Umsatzeinbruch. „Wir sitzen in einer Sackgasse.“ Viele Kunden würden nicht mehr kommen wollen, weil sie durch die Baustelle ihre gewohnten Parkmöglichkeiten nicht nutzen könnten. Durch den Baulärm könne man trotzdem sein eigenes Wort nicht verstehen.
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So geht es auch Fußgänger Roland. „Ich wollte mir in der Bäckerei einen Kaffee zum Mitnehmen bestellen, aber die Verkäuferin hat mich wegen der Lautstärke nicht verstanden.“ Nachdem er seinen Kaffee nach mehreren Anläufen nun doch bekommen hatte, stand er vor der nächsten Hürde: „Die Kleine Weilstraße ist durch die aufgestellten Zäune so schmal, dass man den nötigen Corona-Abstand nicht einhalten kann.“
Obwohl die Einzelhändler die Sanierungsmaßnahmen für dringend notwendig halten, ist der Zeitpunkt gepaart mit der Corona-Pandemie ein schwieriger für sie. Andrea Rudolph von der Potteery blickt jedoch positiv in die Zukunft: „Ich hoffe sehr, dass die Kleine Weilstraße bald wieder in ihrem vollen Glanz erstrahlen kann.“
Weitere Informationen zu den Sanierungsarbeiten
Die Sanierungsarbeiten der Kleinen Weilstraße sind am 10. Februar gestartet und sollen sieben Monate andauern. Insgesamt kostet die Maßnahme rund 640.000 Euro.
Laut der Stadt sollen bei den Bauarbeiten die Rohre erneuert und der Straßenbelag ausgetauscht werden, denn die Kanäle sind über 90 Jahre alt und die Straßendecke stammt aus dem Jahr 1972. Zudem war die Straße von Schlaglöchern betroffen.
Die Arbeiten erfolgen Abschnittsweise, beginnend im Bereich der Großen Weilstraße bis zum Krämersdorf. Die Erreichbarkeit der Gebäude soll zu jederzeit gewährleistet sein, teilt die Stadt mit. Teilweise ist mit Einschränkungen zu rechnen.
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