Hattingen. Erstmals seit Wochen haben Hattingens Grundschüler wieder Wechselunterricht. Was die Leiterinnen der Grundschulen Bruchfeld und Holthausen sagen.

Zwischen den ersten Sonnenstrahlen und Vogelgezwitscher hört man auf dem Pausenhof der Grundschule Bruchfeld in der Hattinger Südstadt aufgeregte Stimmen von Erst- bis Viertklässlern. Denn die dürfen seit dieser Woche wieder wechselweise zum Präsenzunterricht in die Schule kommen - eine der neuen Lockerungsmaßnahmen in Zeiten der Corona-Pandemie.

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Die Kinder lachen unter ihren meist medizinischen Masken und erzählen sich über das Klettergerüst hinweg lautstark Geschichten. „Vor dem ersten Tag hatte ich großen Respekt und habe mich gefragt, ob alles mit der Planung klappt“, sagt Schulleiterin Anne Buschmann.

Doch es ist alles gut gelaufen: „Unser lieber Hausmeister war am Schulstart der Schülerlotse und hat aufgepasst, dass sich keine Menschentrauben bilden konnten“, so Buschmann. „Es ist so schön, dass jeder an der Schule mitdenkt, sowohl Eltern als auch Mitarbeiter. Das macht alles in schweren Zeiten gleich viel leichter.“

Grundschule Bruchfeld: Montags kommen alle Kinder nacheinander

Schulleiterin Anne Buschmann auf dem Schulhof der Grundschule Bruchfeld in Hattingen. Für den Wechselunterricht arbeitete sie mit dem Kollegium im Vorfeld ein Konzept aus.
Schulleiterin Anne Buschmann auf dem Schulhof der Grundschule Bruchfeld in Hattingen. Für den Wechselunterricht arbeitete sie mit dem Kollegium im Vorfeld ein Konzept aus. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Damit der Schulstart so reibungslos funktionieren konnte, arbeitete die Schulleiterin gemeinsam mit dem Kollegium im Vorfeld ein Konzept für den Wechselunterricht heraus. Die Gruppen A und B haben feste Wochentage, nur montags kommen beide Gruppen in die Schule – nacheinander natürlich. „So haben auch die Eltern feste Zeiten, nach denen sie sich richten können“, erläutert Buschmann die Idee dahinter.

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Montags werden unter anderem die Themen der Woche geklärt und Fragen der Schüler beantwortet. „Wir wollen allen Kindern nach dem Wochenende die Möglichkeit geben, ihre Lehrer zu sehen, bevor eine Gruppe dann wieder für einen Tag in den Distanzunterricht geht.“

„Es ist wichtig, dass die Kinder an der frischen Luft sind“

In der Grundschule Holthausen tummeln sich Jungen und Mädchen auf einer Drehscheibe auf dem Pausenhof. Die Haare vom Wind zerzaust, die Augen leuchtend, machen sie sich gegenseitig darauf aufmerksam, wenn einem von ihnen mal die Maske verrutscht.

Schulleiterin Susanne Bergmann guckt in den Himmel. „Ich hoffe, dass das Wetter gut bleibt. Es ist wichtig, dass die Kinder an der frischen Luft sind. Außerdem lüften wir alle 20 Minuten den Klassenraum, da ist Sonnenschein natürlich schön.“

Kinder müssen sich zum Teil erst wieder an die Schule gewöhnen

Auch an der Grundschule Holthausen ist der Start in den Wechselunterricht gut verlaufen. „Wir haben die Eltern frühzeitig darüber informiert, dass die Klassen gruppenweise im Wechsel in die Schule kommen“, sagt Bergmann. „Das tragen die Eltern sehr gut mit.“

Wechselunterricht an den weiterführenden Schulen

Die zehnten Klassen der Realschule Grünstraße und der Gesamtschule Hattingen-Welper werden jeweils in zwei Hälften geteilt und kommen wochenweise in den Präsenzunterricht.

Die Abiturklassen der Gymnasien Holthausen und Waldstraße sowie der Gesamtschule Hattingen-Welper kommen vollständig zum Präsenzunterricht – teilweise sind sie in Kleingruppen aufgeteilt.

Die Schüler des Berufskollegs Hattingen bleiben in der ersten Woche im Distanzunterricht. Danach wird über möglichen Wechselunterricht beraten. Die Abschlussprüfungen finden vor Ort statt.

Die Kinder wirken auch hier glücklich, wieder in der Schule zu sein. Sie spielen miteinander, lachen, es scheint, als könnten sie sich gar nicht voneinander loseisen. Doch mit den Glücksgefühlen schwinge bei einigen Kindern auch Angst mit. Bergmann erklärt: „Das sind zwar Ausnahmefälle, aber einige Schüler müssen sich erst daran gewöhnen wieder hier zu sein. Wir sehen fröhliche Kinder, aber beim ein oder anderen ist es innendrin nicht nur positiv.“

Hilfebedürftige Schüler sollen Förderunterricht bekommen

Beide Schulen haben es sich zur Aufgabe gemacht, alle Schüler auf den gleichen Lernstand zu bringen. So wollen Anne Buschmann und Susanne Bergmann zunächst schauen, ob es Kinder gibt, die besondere Unterstützung brauchen.

Im Lockdown konnten die Kinder der Grundschule Holthausen über Videokonferenz Kontakt zu den Lehrenden halten. „So konnten wir sehen, wie es den Kindern geht und auf welchem Stand sie sich befinden“, sagt Leiterin Bergmann.

Die Grundschule Bruchfeld arbeitet bereits an einem Förderprogramm für Schüler, die familiär wenig schulische Unterstützung im Lockdown bekommen haben. „Bei einigen Kindern sind Lernlücken entstanden“, stellt Schulleiterin Anne Buschmann fest. „Teilweise waren die Arbeitshefte der Kinder leer oder sie hatten erst gar keins dabei.“ Deshalb hängt die Schule ab nächster Woche Förderstunden an den regulären Unterricht.

Die Schulglocke der Grundschule Bruchfeld läutet. „Letzte Minute“, ruft die Pausenaufsicht. Die Stimmen der Kinder werden leiser, mit leuchtenden Augen kehren sie in den Unterricht zurück. „Das Positive in diesen Zeiten ist: Jeder freut sich total auf die Schule“, sagt Leiterin Buschmann und lacht. „Auch wenn man das sich so nicht hätte vorstellen können.“

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