Hattingen. An den Schulen in NRW findet bis zum 31. Januar kein Präsenzunterricht statt. Schulleitungen und Eltern aus Hattingen zeigen dafür Verständnis.

An den Schulen in NRW findet bis zum 31. Januar kein Präsenzunterricht statt, das hat Landes-Schulministerin Yvonne Gebauer an diesem Mittwoch (6. Januar) bekanntgeben. Alle Schüler sollen vielmehr digital unterrichtet werden, lediglich eine Notbetreuung für die Klassen 1 bis 6 wird es geben. Schulleiter und Eltern in Hattingen zeigen für die Entscheidung Verständnis.

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"Die richtige Zeit, noch einmal eine radikale Lösung zu fahren"

"Ich bin zumindest froh, dass jetzt für alle Schüler eine einheitliche und klare Lernform gefunden worden ist, auch wenn ich für die Schüler sehr bedauere, dass sie derzeit keinen Präsenzunterricht haben", sagt Elke Neumann, Leiterin der Gesamtschule in Hattingen. "Wenn die Schulen aber schon weiter geschlossen bleiben müssen, dann ist jetzt die richtige Zeit, noch einmal eine radikale Lösung zu fahren - zur Eindämmung der Pandemie."

Die Moodle-Plattform zum digitalen Lernen, so Neumann, "hat sich dabei inzwischen gut etabliert, unsere Lehrer haben sich fortgebildet, die Schüler beherrschten den Umgang". Das Homeschooling klappe an ihrer Schule inzwischen "problemlos". Zudem seien alle Klausuren auch in der Oberstufe für das erste Halbjahr bereits geschrieben.

Für die Notbetreuung für die Jahrgangsstufen 5 und 6, die bereits am morgigen Donnerstag wieder anläuft, werden zwei Sozialpädagogen eingesetzt, Neumann rechnet für sie indes mit nur sehr wenigen Schülern.

Noch sind Fragen offen - gerade bezüglich der Notbetreuung

"Wir müssen umsetzen, was beschlossen ist": So kommentiert Andrea Müller-Feld, Leiterin der Grundschule Alt-Blankenstein, die anhaltende Schulschließung. Müller-Feld hält die Entscheidung der Schulministerin, derzeit komplett auf Präsenzunterricht zu verzichten, dabei grundsätzlich für "richtig, wir müssen die Pandemie ja endlich einmal in den Griff bekommen". Distanzunterricht bis Ende Januar nennt sie für ihre Schule "auch grundsätzlich machbar, aber auch in Blankenstein erreichen wir digital leider nicht alle Kinder". Man habe hierzu aber ein Konzept erarbeitet, "damit werden wir jetzt arbeiten".

Für die Kinder, denen durch die Schulschließung die so wichtigen Sozialkontakte fehlen, tue es ihr aber Leid. Und für sich und ihr Team sieht sie zudem noch Fragen offen - gerade bezüglich der Notbetreuung: Wie viele Kinder werden diese nutzen? Wer darf überhaupt kommen? Und was ist mit den Kindern mit Förderbedarf? "Da ist in den nächsten Tagen noch viel zu organisieren."

Wie genau es mit der Notbetreuung laufen soll, das ist auch Petra Schmidt, Schulleiterin der Weiltor-Grundschule, noch nicht klar. "Wen genau", fragt sie sich, "meint Schulministerin Gebauer mit sonstigem schulischem Personal?" Zudem fragt auch Schmidt sich, wie viele Kinder wohl in die Notbetreuung kommen werden - "davon hängt ja eventuell ab, mit wie vielen Personen auch wir Lehrer vor Ort sein müssen".

Homeschooling bedeutet auf Dauer auch für Eltern eine enorme Belastung

Was den Schul-Lockdown betrifft, so zeigt sie dafür aber Verständnis, angesichts der Corona-Lage könne man nicht einmal die Grundschulen sofort wieder öffnen. Am liebsten indes wäre Schmidt es dennoch gewesen, wenn es für die Grundschüler zumindest Wechselunterricht gegeben hätte. Denn gerade Kinder im Grundschulalter "sind nicht in der Lage, sich Lernstoff eigenständig ohne Hilfe von anderen digital zu erarbeiten". Homeschooling bedeute auf Dauer daher nicht zuletzt auch für die Eltern eine enorme Belastung - wenn sie es denn überhaupt leisten könnten.

Gut, dass in NRW jetzt für alle Schulen an einem Strang gezogen wird

Petra Küper vom Schulpflegschaftsteam des Gymnasiums Holthausen sagt: "Ich finde es gut, dass in NRW jetzt für alle Schulen das Gleiche gilt und an einem Strang gezogen wird - auch wenn es nicht für alle Familien einfach sein wird." Aber die Gesundheit aller sei "einfach zu wichtig, als dass eine andere Lösung jetzt sinnvoll gewesen wäre", betont die Mutter zweier Jungen in der Jahrgangsstufe 5 und in der Q1. Ab Februar sollte aber "für alle wieder Präsenzunterricht stattfinden", hofft Petra Küper. Auch wenn sie eher vermutet, dass es nach dem Schul-Lockdown zunächst noch für einige Zeit Hybrid-Unterricht geben wird.

Jedes Kind muss am Distanzunterricht teilnehmen können

Ulrike Brauksiepe, stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende des Gymnasiums Waldstraße, sagt, zwar könne für einige Kinder auch an den weiterführenden Schulen Homeschooling möglicherweise "schwierig werden - gerade auch, sich allein zu disziplinieren". Dennoch befürwortet sie die Entscheidung für den Schul-Lockdown. Denn Gesundheitsschutz müsse auch an den Schulen gelten - und gerade ältere Schüler könnten zum Infektionsgeschehen beitragen. "Daher ist es gut, dass der Schulbetrieb jetzt einmal komplett herunterfährt. Ich erwarte allerdings, dass auch jedes Kind am Distanzunterricht teilnehmen kann und es auch für diejenigen, die zu Hause kein WLan und / oder mobiles Endgerät haben, eine Lösung gefunden wird - entweder durch die betreffende Schule oder durch die Stadt."

Brauksiepe, die noch zwei schulpflichtige Kinder in der Jahrgangsstufe 9 und der EF hat, erwartet zudem, dass die Landesregierung "sich jetzt endlich einmal Gedanken darüber macht, wie man mit einem Jahr nicht regulärem Unterricht umgehen will - wie entweder Lernlücken gefüllt oder aber der Lernstoff für alle Stufen entschlackt werden kann".

Gruppenarbeit im reinen Distanzunterricht funktioniert am Gymnasium Holthausen sehr gut

"Diesen Beschluss habe ich genau so erwartet", sagt Thorsten Köhne, der Leiter des Gymnasiums Holthausen. Er begrüßt die Entscheidung für den kompletten Schul-Lockdown, dadurch könnten die Lehrer den Bedürfnissen der Schüler gerechter werden, als wenn sie zwischen verschiedenen Lernformen ständig hin- und herswitchen müssten. Gerade Gruppenarbeit im reinen Distanzunterricht funktioniere am Gymnasium Holthausen mit den digitalen Möglichkeiten der Schule dabei "sehr, sehr gut", betont Köhne. Und er fährt fort: "Es ist besser, die Schule vor Ort jetzt einmal komplett herunterzufahren, als ständig neue Regelungen zu finden - in der Hoffnung, dass wir danach wieder durchstarten können."

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