Hattingen. Im Jahr nach dem Musikschuljubiläum in Hattingen sieht der Leiter besseren Umgang mit Corona-Beschränkungen. Manche aber könnten abgehängt werden.
50 Jahre Musikschule Hattingen. Das sollte im vergangenen Jahr eigentlich heißen: Viel gute Laune, unüberhörbar musikalische Feste, ein Podium für Musiker und Musikliebhaber. Alle diese Pläne wurden von der Corona-Pandemie durchkreuzt. „Aber anders als im ersten Lockdown, gehen wir mit den Einschränkungen gut um. Wir haben kaum noch Stress“, sagt Musikschulleiter Peter Brand.
Wunsch nach uneingeschränktem Musikleben
Trotzdem wünscht er sich natürlich ein uneingeschränktes Musikleben für die Stadt zurück. Große Veränderungen habe es bei der Musikschule immer mal gegeben. Das sei nicht ungewöhnlich und bringe neue Impulse. „Vor 50 Jahren haben die Anfänger alle Blockflöte gespielt. Als ich dann vor 20 Jahren die Leitung übernahm, habe ich die instrumentelle Popmusik eingeführt und die Kooperation mit dem Gymnasium Holthausen begonnen. Auch das war absolutes Neuland. Man muss eben Musikschule immer wieder neu denken.“Aus der Pandemie wird eine zweite Ebene für die Musik hervorgehen. „Man kann Empathie auch digital rüberbringen, aber für physisch gemeinsames Musizieren wird das nie ein Ersatz sein.“
Dynamischer Prozess mit vielen Impulsen
Brand sieht die Entwicklung in den 50 Jahren Hattinger Musikschule als dynamischen Prozess, in dem es immer wieder neue, aufregende Impulse gab. Was ihm wichtig war und wichtig bleibt, sind die niederschwelligen Angebote für Einsteiger – Kinder wie Erwachsene.„Musik muss ein Tor für alle sein, es muss einfache Wege geben, Musik für alle erfahrbar zu machen, denn sie bereichert das Leben.“ Den relativ neuen Weg, schon in der ersten Stunde zusammenzuspielen, wenn man ein neues Instrument lernt, hält er für ideal. „Das bedeutet natürlich nicht, dass Musik zu machen nicht auch Üben und Anstrengung bedeutet“, sagt er.
Aber seine Sicht ist eben keine elitäre. Musiker müssen raus, die Menschen abholen, die keinen leichten Zugang zur Musik haben oder gänzlich davon ausgeschlossen sind. Daher gibt es natürlich auch viele Entwicklungen, die er durch die Pandemie als bedrückend und besorgniserregend empfindet. „Ich habe Sorge, dass viele durch Corona abgehängt werden. Die Ensembles können nicht mehr zusammenspielen, für die Bigband der 50- bis 80-Jährigen ist die Pause viel zu lange, wir können nicht in die Kindergärten und nicht mit Flüchtlingsgruppen musizieren“, bedauert er. „Aber genau das ist für mich Musikschule.“ Brand fürchtet einen großen Identitätsverlust bei vielen Menschen.
Kooperation mit Gymnasium Holthausen
„Raus auf die Bühne. Open Stage“, soll es in Zukunft viel öfter für alle Schülerinnen und Schüler heißen, die das Gymnasium Holthausen besuchen. „Wir wollen neue Wege gehen und allen Kindern und Jugendlichen, die ein Instrument spielen, mehr Gelegenheit geben, ihr Können einer Öffentlichkeit zu präsentieren. Eben nicht nur zu den traditionellen Sommer- und Weihnachtskonzerten“, sagt Gunnar Wirth, Musiklehrer an dem Gymnasium.
Bühnenerfahrung sammeln
Die Kooperation zwischen der Musikschule und dem Gymnasium wird in Zukunft noch enger verzahnt. Denn alle Kinder und Jugendlichen erhalten in Holthausen die Möglichkeit, kostenlos ein Instrument zu erlernen. Viele sind ja gleichzeitig auch Schüler und Schülerinnen der Musikschule und sollen Bühnenerfahrung sammeln. „Denn es gibt kein besseres Gefühl, als auf der Bühne zu stehen und Musik zu machen“, sagt Musikschullehrer Peter Brand.