Hattingen. Trotz der Appelle des Bürgermeisters sind am Wochenende Ausflügler im Hügelland in Hattingen unterwegs. Zumindest Abstand können sie halten.
Mit Rucksack und Hut, mit Wanderstock und Hund, mit Kind und Kegel kamen Frischluftliebhaber aus ganz Nordrhein-Westfalen am Samstagnachmittag ins Hügelland. Treffpunkt war unter anderem der Wanderparkplatz an der Ecke Elfringhauser Straße/Felderbachstraße.
44 Autos standen schon um 14 Uhr dicht an dicht. Für Fahrzeuge mit Nummerschildern aus K und DO, aus E und BO, aus D und DU, aus GE und ME war das Hügelland das Ziel. Nicht zu vergessen der Niederländer, der sich wohl wie in Tirol fühlte.
„In der vergangenen Woche waren wir in Winterberg, kurz bevor das ganze Chaos anfing. Wir sind mit unseren zwei Kindern auf dem Rückweg in einen großen Stau gekommen. Das wollten wir nicht noch einmal erleben, darum sind wir hierher gefahren. Aber dass das hier so voll ist, hätten wir nie gedacht“, sagt die Mutter von Anton (6) und Anika (8).
Atemberaubende Ausblicke und Burgen wie aus dem Märchenbuch
Die beiden sitzen vergnügt schon angeschnallt auf dem Rücksitz, glücklich geschafft vom langen Wandern. „Wir haben uns einfach irgendwas aus diesem Wanderführer herausgesucht und sind hier gelandet. Ganz toll“, sagt der Vater und hält den Wanderführer „52 kleine und große Eskapaden. Ab nach draußen“, hoch. Das kleine Buch will Lust aufs Wochenende machen.
Traumhafte Seen, dichte Wälder, atemberaubende Ausblicke und Burgen wie aus dem Märchenbuch warten direkt vor der Haustür, verspricht der Reiseführer und hat in Hattingen in fast allen Punkten Wort gehalten.
„Das ist ja wunderschön hier und wir sind von Mettmann aus nur eine halbe Stunde gefahren“, schwärmen die Eltern. „Man muss die Kinder ja bewegen in diesen Zeiten“, sagen sie und freuen sich über Begegnungen, die ausschließlich mit Abstand und sehr viel Respekt vonstatten gingen.
„Wir mussten jetzt einfach mal raus, um eine kurze Runde zu drehen“
Ganz offensichtlich sind die Appelle von Bürgermeister Dirk Glaser, doch bitte während dieser akuten Corona-Pandemie zu Hause zu bleiben, außerhalb der Stadtgrenzen nicht gehört worden. Denn die meisten Besucher kommen gar nicht aus Hattingen. „Wir mussten jetzt einfach mal raus, um eine kurze Runde zu drehen“, sagen die beiden Studenten aus Essen.
Sie lieben die Elfringhauser Schweiz. „Aber dass man jetzt auch hier nicht mehr spazierengehen soll, haben wir nicht gewusst“, sagten sie und sind sichtlich froh, an der frischen Luft in schöner Umgebung zu sein.
+++ Aktuelle Nachrichten zur Corona-Lage in Hattingen finden Sie in unserem Newsblog. +++
Ein seltener Anblick an diesem Samstagnachmittag sind Wagen mit EN-Kennzeichen. Aus einem steigt eine Familie mit zwei Mädchen im Alter von sieben und zehn und einem vier Monate alten Labrador.
Die Familie fühlt sich im Wald sicher
Während die Mutter erklärt, dass die vier Hattinger hier immer in der Natur entspannen und sich im Wald sicher fühlen vor dem grassierenden Virus, schlürft der Welpe erst einmal nach Lust und Laune aus dem plätschernden Felderbach. Der kleine Labrador hat für das schmuddelige Wetter genau die richtige Farbe: schwarz.
Ein paar Meter weiter genießt ein Ehepaar die Natur mit einem eigentlich schneeweißen vierbeinigen Begleiter. Das war er vielleicht vor dem Spaziergang. Mittlerweile ist er bis zum Bauch mit brauner Matsche eingesuhlt. Ein klarer Fall für ein anschließendes Duschbad.
"Es ist wirklich wunderschön hier und man hat viel Platz"
Auffallend gut gelaunt und sehr respektvoll begegnen sich die Menschen. Ein Ausweichmanöver schon weit vor den Begegnungen scheint für alle eine Selbstverständlichkeit geworden zu sein. Auch Andrea und Klaus Bruhn aus Mettmann sind begeistert vom Hügelland. „Wir haben uns von einer Wander-App eine Tour vorschlagen lassen und sind hier gelandet. Es ist wirklich wunderschön hier und man hat viel Platz, so dass man sich gut aus dem Weg gehen kann.“
Dass sie mal vom Wandern begeistert sein würden, hätten die beiden Versicherungsmakler nie gedacht. „Wir wollen die schlimme Pandemie wirklich nicht verharmlosen, aber durch die Corona-Zeit sind wir zu begeisterten Wanderen geworden“, sagt das Ehepaar und putzt sich die Schlammschuhe ab, bevor beide ins Auto steigen und Richtung Mettmann zurückfahren.
>>> Info: Matschwege statt Schneelandschaft
Wer am Wochenende zum Wandern in die Elfringhauser Schweiz gefahren ist und auf ein Hügelland mit Schnee hoffte, lag falsch. Man brauchte schon eine Lupe, um die Reste von weißer Landschaft auf manchen Grashalmen zu entdecken. Aber das hat selbst die Kinder nicht gestört.
Gummistiefel und Regenhose angezogen und ab auf die Matschwege. Die größte Gefahr lag definitiv nicht in einer Begegnung mit Wildschweinen, vor denen gelbe Schilder warnen. Gefährlicher waren eindeutig die glitschigen Pfade, die die Spaziergänger bei einem unachtsamen Tritt schnell zu Fall bringen konnten.
Mehr Nachrichten aus Hattingen und Sprockhövel.