Hattingen. Bei ihrem Plan, die Gewerbefläche an der Nierenhofer Straße komplett selbst zu kaufen, bekommt die Stadt Hattingen jetzt Unterstützung vom Land.

Seit Jahren versucht die Stadt Hattingen, dem riesigen Gewerbeareal entlang der Nierenhofer Straße neues Leben einzuhauchen. Mit mäßigem Erfolg.

Nach dem Bezug der neuen Polizeiwache fällt mit dem Kauf des ehemaligen O&K-Verwaltungsgebäudes durch die Stadt jetzt zwar der Startschuss für ein zweites Projekt an dem Standort nahe der Innenstadt. Für den Großteil der 100.000 Quadratmeter großen Fläche ist die Zukunft aber ungewiss.

2014 wurde Hattingen in den Flächenpool NRW aufgenommen

Dass soll sich jetzt ändern. Die Stadt will das Grundstück komplett kaufen und als Gewerbegebiet selbst entwickeln. Zu der Absicht gesellt sich nun die Zusage, dass das Land Nordrhein-Westfalen helfen will. Mit Rat und Tat.

Im Jahr 2014 bereits wurde Hattingen in den Flächenpool NRW aufgenommen, mit dem das Land die Kommunen bei der Mobilisierung brachliegender Flächen unterstützt. Messbare Erfolge sind allerdings bisher ausgeblieben.

Ein Vier-Sterne-Hotel sollte kommen

Zwar hatte die Cording Real Estate Group, der die Fläche gehört, vor einem Jahr ihre Vorstellungen für eine Entwicklung präsentiert. Ein Vier-Sterne-Hotel sollte kommen, ein Gesundheits-Campus, Autohäuser und Kleingewerbe.

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Doch schon das dazu vorgestellte Verkehrsgutachten wies eklatante Mängel auf, weil es stadtbekannte Gegebenheiten nicht berücksichtigt hat, etwa den Umzug der Stadtverwaltung.

Grund genug für die Stadtspitze, das Heft nun selbst in die Hand zu nehmen. "Wir wollen die Fläche komplett kaufen und selbst entwickeln", hat Bürgermeister Dirk Glaser angekündigt. Und kann der Politik im neuen Jahr zwei Neuigkeiten auf dem Weg dorthin präsentieren.

Im Jahr 2005 hat Kone den Standort aufgegeben

"Die Landesentwicklungsgesellschaft NRW Urban wird uns jetzt ganz konkret bei den Vorbereitungen für einen Kauf und eine spätere Entwicklung helfen", kündigt Glaser an. "Und sie hat in Aussicht gestellt, dass dabei auch Fördermittel des Landes fließen können. Gespräche darüber wird es schon im Januar geben."

Damit könnte endlich Bewegung in die Gestaltung der riesigen Brache direkt neben der Reschop-Kreuzung kommen. Im Jahr 2005 hat Kone den Standort aufgegeben, Ende 2015 zog O&K in den Hüttenpark um. Für eine kurze Zeit haben noch Flüchtlinge in ehemaligen O&K-Gebäuden gewohnt, die die Verwaltung angemietet hatte.

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Seit Mitte Dezember 2020 ist die Stadt Hattingen nicht mehr Mieterin, sondern Eigentümerin jener rund 5000 Quadratmeter großen Fläche. Sie will die Gebäude sanieren und dort ein neues Verwaltungszentrum einrichten.

Das hatten Rat und Verwaltung im Sommer 2019 nach heftigen politischen Diskussionen auf den Weg gebracht. Ein wesentlicher Grund dafür: An der Bahnhofstraße 48 ist es zu eng geworden.

Eine ganz neue Büro- und Arbeitswelt

Dort sind Teile des Fachbereichs Jugend, Schule und Sport untergebracht, der Fachbereich Bürgerservice-, Rechts- und Ordnungsangelegenheiten sowie das Bürgerbüro. Vor allem die Personalaufstockung im Jugendbereich hat dazu geführt, dass die Mitarbeiter immer enger zusammenrücken mussten. Zudem sind die Gebäude alt und nicht mehr zeitgemäß ausgestattet.

An der Nierenhofer Straße will die Stadtverwaltung nicht nur räumlich näher an die Bürgerinnen und Bürger rücken, sondern sich auch arbeitstechnisch ganz neu aufstellen. "Wir sind dabei, ein Raumprogramm für eine ganz neue Büro- und Arbeitswelt zu entwickeln, die auch mobiles Arbeiten mit einbezieht", erklärt Baudezernent Jens Hendrix.

700 Arbeitsplätzen für 900 Mitarbeiter

Vor einem Jahr schon hat man sich in Venlo umgesehen, wo so ein Konzept bereits umgesetzt wurde: mit 700 Arbeitsplätzen für 900 Mitarbeiter.

Auch für den Kauf des kompletten Areals hat die Stadt bereits Pflöcke eingerammt. Kämmerer Frank Miele hat im Entwurf für den Gesamtfinanzplan 2021 der Stadt 4,5 Millionen Euro für den Posten "Grunderwerb Gewerbegebiet Nierenhofer Straße" eingestellt.

Kosten für Altlasten, Erschließung und Lärmschutz

"Vorsichtshalber", wie die Stadtspitze betont. Sie geht davon aus, dass sich der Kaufpreis deutlich nach unten verhandeln lässt. Dazu soll jetzt zunächst einmal geklärt werden, ob es noch Altlasten im Boden gibt. Und was Erschließung und Lärmschutz später kosten.

Wenn diese Zahlen auf dem Tisch liegen, will man mit der Cording Real Estate Group über den Endpreis reden, heißt es.

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