Hattingen. Yoomakhan Yusufi ist im Jahr 2015 als Flüchtling nach Hattingen gekommen. Jetzt hat er seine Kochlehre abgeschlossen und ist “Azubi des Jahres“.

Für Yoomakhan Yusufi war das Jahr 2020 ein besonders erfolgreiches. Der 21-Jährige hat nicht nur seine Ausbildung zum Koch erfolgreich abgeschlossen, er hat auch unter allen Prüflingen die beste praktische Prüfung abgelegt und wurde zusätzlich von der IHK Mittleres Ruhrgebiet zum „Azubi des Jahres“ gekürt. Diese Auszeichnung würdigt nicht allein Yoomakhans Können am Herd, sondern auch unter welchen Umständen er diese Leistung erbracht hat.

Vor fünf Jahren war er aus Afghanistan nach Deutschland gekommen, ohne auch nur ein Wort Deutsch zu sprechen. Doch er lebt sich schnell ein und verfolgt seine Ziele. Schon in seiner Heimat hat er gerne gekocht, also macht er in Hattingen genau so weiter: Absolviert zunächst ein Praktikum in Diergardts Kühlem Grund und startet ebenda auch seine Ausbildung. „Er ist extrem engagiert – in der Schule und im Betrieb“, schwärmt Küchenchef Philipp Diergardt von seinem ehemaligen Lehrling, der mittlerweile in seiner Küche als Saucier für Fleisch und Soßen zuständig ist.

Sorge wegen der schriftlichen Prüfung

Drei Mal habe er sein Prüfungsmenü im Betrieb gekocht, erzählt Yoomakhan. Er wollte wissen, ob er mit den vorgegebenen vier Stunden hinkommt. Allerdings waren es nicht die Scholle mit Spargelsalat, die geschmorte Lammkeule oder das Rhabarberküchlein mit Vanillesoße, die ihn nervös gemacht haben. „Praktisch war ich mir sicher. Aber ich hab mir wegen des Schriftlichen Sorgen gemacht“, erklärt der junge Koch.

Beides hat er letztlich bestanden. Wenig überraschend: die praktische Prüfung besser als die schriftliche. Hier erkochte Yoomakhan sich eine Zwei und lieferte sogar die beste Prüfung seines Jahrgangs ab. Wieso es keine Eins geworden ist, erklärt Chef Philipp Diergardt so: „Eine Eins zu kochen ist extrem schwierig, da spielt auch der Schwierigkeitsgrad des Gerichts rein.“ Yoomakhan war, eben wegen der Sorgen um den schriftlichen Teil der Prüfung, auf Nummer sicher gegangen und hatte ein nicht ganz so aufwendiges Gericht gewählt.

Als gutes Vorbild voran

Die Lammkeule spielte ihm ein wenig in die Karten, denn auch privat isst er gerne Lamm – dann allerdings eher orientalisch, mit Reis und Rosinen. Manchmal, erzählt er, kocht er privat Gerichte aus seiner Heimat und bringt sie mit in den Betrieb. Und auch im Freundeskreis muss er oft den Kochlöffel schwingen. „Meine Freunde sagen immer: Yooma, du musst kochen“, erzählt der 21-Jährige lachend.

Unter seinen Freunden, mit denen er zeitweilig in einer Unterkunft in Bredenscheid wohnte, sei er bislang der einzige, der eine Ausbildung abgeschlossen hat. „Ich sage ihnen immer: Sucht euch eine Ausbildung“, erläutert er 21-Jährige ist. „In Afghanistan kann man nichts machen, keine Schule, keine Ausbildung. Man muss die Chance nutzen!“

Ziel: Ein eigenes Restaurant

Er selbst hat die Chance genutzt. „Ich habe viel erreicht, von dem was ich wollte“, resümiert er. Nachdem er mit 18 Jahren aus der Unterkunft in Bredenscheid ausgezogen ist, wohnte er zunächst ein Jahr in einer Wohnung in Welper – und mittlerweile in einer Wohnung gleich unter dem Restaurant, in dem er arbeitet. „Das ist voll praktisch, ich muss nie auf den Bus warten.“

Sein Job macht ihm Spaß, er versteht er sich gut mit Chef und Kollegen und ist besonders stolz in dem Betrieb zu arbeiten, der jüngst 15 Punkte im Gault&Millau bekam. Und auch für die kommenden Jahre hat er klare Ziele vor Augen: „Ich möchte gerne ein kleines Restaurant aufmachen, in sieben oder acht Jahren. Aber erst mal arbeiten und Geld ansparen.“

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