Hattingen. Nach nur sieben Monaten sind die Dach- und Sanierungsarbeiten am Mauerwerk von St. Peter und Paul in Hattingen abgeschlossen. Was das kostet.

Die Dach- und Sanierungsarbeiten am Mauerwerk an der 150 Jahre alten Kirche in der Bahnhofstraße 13 zu Ende. Nach nur sieben Monaten Arbeitszeit. Das sei wirklich sensationell, sagen alle Beteiligten. 1,2 Millionen Euro sind bislang investiert worden.

„Ich freu mich riesig, dass die Arbeiten so zügig und großartig voran gegangen sind und unsere Kirche jetzt äußerlich in eine gute Zukunft gehen kann“, sagt Andreas Lamm , Pfarrer von St. Peter und Paul, strahlend. „So eine große Sanierung kann nur so gut klappen, wenn man ein richtig gutes Team hat“, freut sich auch Jürgen Uphues, Denkmalpfleger der Stadt Hattingen.

Bauarbeiten an der Kirche St. Peter und Paul in Hattingen sind abgeschlossen

Es hat in diesem Fall alles funktioniert, auch der Kostenrahmen sei eingehalten worden. Die Handwerker, die die 1300 Quadratmeter große Dachfläche komplett mit neuem Schiefer belegen, verstehen ihr Handwerk, sagt der Denkmalschützer. „Es sieht hervorragend aus, sehr ästhetisch.“

Entstehung der Kirche

Die Kirche St. Peter und Paul wurde von 1868 bis 1870 als neugotische Hallenkirche nach einem Entwurf von Gerhard August Fischer errichtet. Im 19. Jahrhundert stieg die Zahl der Katholiken, die Arbeit auf der neu errichteten Henrichshütte suchten, durch starken Zuzug aus dem Osten an.

Ein ganzes Pfarrzentrum entstand neu . Die Ziegelsteine für die Kirche wurden direkt vor Ort gebrannt. Der First des Kirchenschiffs misst etwa 24 Meter, die Kirchturmspitze 60, die Firsthöhe der unteren Chordächer sechs Meter. Das Ende der Bauarbeiten soll Mitte Dezember sein. Nur die Chordächer Richtung Pfarrhaus müssen 2021 noch saniert werden.

So eine Reparatur werde immer „nach Befund“ gemacht. Und nach dem Befund stand fest: Das Dach muss vollkommen neu gedeckt werden. Luisa Puls, Planerin und Bauleiterin vom Ingenieurbüro ptd und Inhaber Günter Reinz sind sich sicher: Auch wenn die Kirche selbst im zweiten Weltkrieg keine Bombe abbekommen hat, so wird sie doch mächtig in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Denn direkt daneben ging eine Bombe runter.

Der Schiefer für das Dach kommt aus Spanien und nicht mehr aus dem Sauerland

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Der Schiefer, der früher immer aus dem Sauerland kam, erzählen sie, kommt heute mit guter Qualität aus Spanien. Denn die Schiefergruben im Sauerland seien mittlerweile leer. Schiefer müsse von guter Qualität sein, denn die Temperaturen, die auf den Stein einwirken, sind schon enorm. Um die 30 bis 40 Grad im Sommer und auch schon mal bis zu minus 10 Grad im Winter.

Eine so gennannte Kehle des Daches der Kirche St. Peter und Paul in Hattingen. Das Dach ist neu gedeckt worden, die Schieferplatten stammen aus Spanien.
Eine so gennannte Kehle des Daches der Kirche St. Peter und Paul in Hattingen. Das Dach ist neu gedeckt worden, die Schieferplatten stammen aus Spanien. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

„Die alten Schieferplatten auf dem Kirchendach haben schon die Schichten weggeschmissen, die Nägel rosteten“, erklärt Günter Reinz. Und ein preiswerteres Ziegeldach sei nicht in Frage gekommen, weil der Dachstuhl das Gewicht nicht getragen hätte. Für die nächsten 50 bis 60 Jahre müsse man an dem Dach jetzt nichts mehr machen.

831 Ziegelsteine der Kirche sind ausgetauscht worden

Gestartet waren die Fassadenarbeiten an der Westseite zum Pastor-Schoppmeier-Haus. Diese Außenhülle des Sakralbaus war am stärksten betroffen. Auf den insgesamt etwa 750 Quadratemter Fassadenfläche, die in den vergangenen Monaten saniert wurden, mussten 831 Ziegelsteine ausgetauscht werden. Die meisten Steine waren in der Mitte durchgebrochen.

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Sie hatten dem betonähnlichen Fugmörtel nicht standgehalten, der beim Verfugen benutzt worden war. „Die zum Teil drei bis vier Zentimeter breiten Fugen auszustemmen, um sie neu zu verfugen, war selbst mit einem Pressluft-Stemmhammer ein echter Knochenjob für die Arbeiter“, erzählt die Ingenieurin.

Auch die Scheingiebel der Kirche St. Peter und Paul in Hattingen mussten saniert werden

Viele Fugen der Kirchenfassade von St. Peter und Paul in Hattingen mussten erneuert werden.
Viele Fugen der Kirchenfassade von St. Peter und Paul in Hattingen mussten erneuert werden. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Sanierungsbedarf gab es auch bei den Scheingiebeln. Das sind die Vorbauten rechts und links des Kirchturms, auf der Höhe des Dachs und über den Eingängen der Kirche, die das Gebäude größer wirken lassen, als es ist. „Diese Giebel waren in den 1970er Jahren neu verputzt worden, aber der Putz war rissig, wirklich desolat, so dass das Wasser in die Konstruktion gedrungen ist.“

Erfreut über die gelungenen Arbeiten an der Kirche St. Peter und Paul in Hattingen: (v.l.) Pfarrer Andreas Lamm, Guido Friderici, katholische Gemeindeverwaltung, Jürgen Uphues, Denkmalpfleger und Luisa Puls, Bauleiterin.
Erfreut über die gelungenen Arbeiten an der Kirche St. Peter und Paul in Hattingen: (v.l.) Pfarrer Andreas Lamm, Guido Friderici, katholische Gemeindeverwaltung, Jürgen Uphues, Denkmalpfleger und Luisa Puls, Bauleiterin. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Für das kommende Jahr steht noch eins an: die Dachentwässerung an das Kanalnetz. In Zukunft soll das Regenwasser von den Fallrohren in den Kanal geleitet werden. Von den rund 1,2 Millionen Euro, die die Pfarrei St. Peter und Paul bisher in die Sanierung investiert hat, lagen die Kosten fürs Dach allein bei rund 572.000 Euro, für die Fassade bei 285.000 Euro.

Das Bistum Essen unterstützt die Finanzierung der Arbeiten durch ein Langzeitdarlehen

Unterstützt wird die Gemeinde bei der Finanzierung durch das Bistum Essen. „Es stellt 770.000 Euro als zinsloses Langzeitdarlehen zur Verfügung“, erklärt Guido Friderici von der katholischen Gemeindeverwaltung.