Hattingen. Das Pandemie-Jahr bringt viele Hindernisse – aber auch mehr Ausbildungsplätze: 243 Stellen sind für Hattingen und Sprockhövel gemeldet.
Corona hat die Ausbildungswelt kräftig durchgeschüttelt. „Auf dem gesamten Markt herrscht immer noch Verunsicherung und Verzögerung“, berichtet Ulrich Brauer, Pressesprecher der Agentur für Arbeit in Hagen, die auch für die Geschäftsstelle Hattingen im Henrichspark verantwortlich ist. Und dennoch gibt es mehr Ausbildungsstellen als im vergangenen Jahr.
Persönliche Vorstellungsgespräche waren oft gar nicht möglich
Die Wucht, mit der die Pandemie über das Land hereinbrach, war für die Arbeitgeber eine nie gekannte Herausforderung. Da habe erst einmal die Organisation der täglichen Arbeit im Vordergrund gestanden und dann sei noch der veränderte Umgang mit den Azubis hinzugekommen. „Es hat sich alles zeitlich enorm nach hinten verschoben“, sagt Ulrich Brauer.
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Die Schulen hätten überhaupt nicht gewusst, wie sie mit der Situation umgehen sollten. Abschlussprüfungen fanden zum Teil zwei Monate später als vorgesehen statt. Bewerbungen hätten auch in Hattingen und Sprockhövel nicht so vonstatten gehen können wie üblich, persönliche Vorstellungen der Kandidaten seien oft gar nicht möglich gewesen.
Neun Ausbildungsstellen mehr als im vergangenen Jahr
„Da Corona alle Zeiten und Strukturen durcheinandergewirbelt hat, sind die Zahlen umso erstaunlicher“, erklärt der Pressesprecher. Mit 243 Ausbildungsstellen in beiden Städten gebe es sogar neun mehr als im Jahr 2019. Ein Drittel davon befindet sich im Gesundheitsbereich und im Einzelhandel, erst dann folgt das Handwerk.
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Der befürchtete Knick auf dem Ausbildungsmarkt komme möglicherweise erst dann, wenn die Öffentliche Hand weniger Aufträge vergeben könne. Zurzeit sei davon aber nichts zu spüren. Man merke allerdings, dass die geburtenstarken Jahrgänge wegfallen. Mit 277 Auszubildenden in Hattingen und Sprockhövel gebe es in diesem Jahr 56 Interessenten weniger als im vergangenen Jahr.
Möglichkeiten der Berufsberatung deutlich eingeschränkt
Man merke, so Brauer, dass die Möglichkeiten der Berufsberatung deutlich eingeschränkt waren. Die Ausbildungsmessen, wie sie seit Jahren üblich sind und offensichtlich den Jugendlichen gute Orientierung verschaffen, fielen weg. Stattdessen griffen die Berufsberater zu völlig ungewöhnlichen Methoden. „Beim Walk and Talk spazierten die Berater mit den Schulabgängern durch die frische Luft und halfen ihnen, den richtigen Weg fürs Berufsleben einzuschlagen.“
Dringend gesucht: Azubis in Handwerks-Sparten
Nach wie vor gibt es eine enorme Nachfrage nach Jobs im Gesundheitsbereich und beim Einzelhandel. Immer schwieriger wird es dagegen in einigen Sparten des Handwerks.
Dringend gesucht werden zum Beispiel Köche, Fleischer, Bäcker und Konditoren. Die Gastronomie klagt seit Jahren über mangelnden Nachwuchs. Aber nach wie vor machen junge Menschen genau um diese Berufe einen großen Bogen – wohl auch wegen der Arbeitszeiten.
Durch die anhaltend schwierige Situation hätten die Jugendlichen auch jetzt noch Chancen für den Einstieg ins laufende Ausbildungsjahr. Natürlich müssten sie dann einiges nacharbeiten, aber es sei auf jeden Fall noch möglich. Sogar bis Ende Januar bekomme man noch „ein Ticket“ für dieses Lehrjahr. „Wir sprechen hier schon vom fünften Quartal, das es für die Auszubildenden in diesen Zeiten noch gibt.“
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Erstaunlich sei allerdings, dass sich in der Beliebtheit der Berufe bei den jungen Männern und Frauen in den vergangenen Jahren kaum Veränderungen ergeben. „Es gibt Hunderte von Ausbildungsberufen, die man ergreifen kann, aber das scheint überhaupt keine Auswirkung auf die Berufswünsche der Azubis zu haben“, stellt der Pressesprecher fest.
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