Sprockhövel. Die Reisebüros in Sprockhövel kämpfen wie die gesamte Branche gegen die Corona-Auswirkungen. Einige Reiseziele werden aber wieder nachgefragt.
„Wenn wir keine Kurzarbeit hätten, gäbe es uns schon lange nicht mehr“, sagt Andrea Drewermann vom Tui-Center in Haßlinghausen. Die gleiche Situation hat Gabriele Menzler, Büroleiterin des Haßlinghauser Reisebüros gegenüber auf der Mittelstraße 1. Sie kämpft genauso wie ihre Kollegen aus der Branche gegen die Auswirkungen der Corona-Pandemie. „Es ist einfach eine schwierige Zeit“, sagt sie und hofft wie alle, dass „ein Ende in Sicht ist“.
Gute Nachrichten sind noch Mangelware
Im Tui-Reisecenter sind die guten Nachrichten ebenfalls noch Mangelware. Aber auch da stirbt die Hoffnung zuletzt. „Wir haben so liebe Kunden“, sagt Andrea Drewermann dankbar. Nachdem das Reisebüro Anfang der Corona-Krise neun Wochen komplett geschlossen hatte, ist sie seit Juni wieder jeden Tag für drei Stunden im Geschäft. „Unsere Stammkunden sind so liebenswert, sie bringen Geschenke und sind auch flexibel, wenn mal wieder eine Reise umgebucht werden muss, weil sich die Bestimmung oder Situationen gerade mal wieder geändert haben.“
Viel Arbeit, wenig Verdienst
Fast alle Mitarbeiter der Reisebüros sind wegen der Corona-Pandemie in Kurzarbeit – und das schon seit Monaten. Im vergangenen halben Jahr waren sie in erster Linie mit der Rückabwicklung der Reisen beschäftigt, die die Kunden wegen Corona gar nicht antreten konnten.
Die meisten hätten so viel gearbeitet wie selten zuvor, sagen die Reisebüro-Mitarbeiter und Inhaber. Ein Einkommen hätten sie dadurch aber nicht gehabt. Denn selbst die Provisionen, die sie erarbeitet hatten, mussten sie wieder zurückzahlen. Die Branche ist ebenso gebeutelt wie die Gastronomie und die Kulturszene.
So musste sie Kunden, die eine Reise nach Belgien zu den Brüsseler Philharmonikern gebucht hatten, erklären, dass das Konzert wegen Corona ausfällt. Nur ein ähnliches Konzert in Hamburg konnte sie anbieten. Verbale Prügel hat sie dafür nicht bezogen. „Ach, das ist doch nicht schlimm. Dann fahren wir eben nach Hamburg“, sagten die Stammkunden ganz gelassen.
Das Deutschlandgeschäft läuft immer weniger
Das Haßlinghauser Reisebüro ist mit den Schwerpunkten etwas anders aufgestellt. „Das Deutschlandgeschäft läuft immer weniger“, sagt Gabriele Menzler. Da würden die meisten selbst mit den Vermietern vor Ort einen Vertrag machen. „Unser Kerngeschäft sind Flug- und Pauschalreisen. Was im Augenblick immer noch geht, ist Griechenland, zumindest so lange, wie das Land noch geöffnet hat.“
Aber auch da sei die Saison Ende Oktober, spätestens Mitte November vorbei. Portugal sei ein Ganzjahresreiseziel. Auch die Canaren, also Lanzarote, Gran Canaria und Fuerteventura würden nachgefragt. Madeira aber, das zu Portugal gehört, sei als Reiseziel mit ganz eigenen Einreisebestimmungen als Portugal dabei.
Fernziele gehen zurzeit überhaupt nicht
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Fernziele gingen zurzeit überhaupt nicht. „Thailand lässt im Augenblick niemanden ins Land. Cuba schon, aber da beginnt die Saison jetzt erst“, sagt Gabriele Menzler und hofft auf den Frühling.
Pauschalgeschäft für das nächste Jahr läuft wieder an
Das Pauschalgeschäft für das nächste Jahr läuft wieder an, weil man da versichert ist und kostenlos von Reisen zurücktreten kann, wennCorona-Gründe maßgeblich sind. „In jedem Fall ist natürlich eine Auslandskrankenversicherung dringend zu empfehlen, die die meisten Kosten abdeckt“, betont die Reisekauffrau.
„Ich war überzeugt, dass es nach der Pleite von Thomas Cook nichts Schlimmeres mehr geben kann. Aber das war ja nichts gegen diese Corona-Pandemie“, sagt sie und hofft, dass sich die Situation fürs Ostergeschäft ändert. Eins sei ganz klar: „Die Menschen drängt es, sie wollen endlich wieder reisen.“
Bei dringenden Fragen an den Veranstalter bekommt man niemanden ans Telefon
Andrea Drewermann vom Tui-Center kann das nur bestätigen, hat aber noch ein ganz anderes Problem. „Die Schwierigkeit ist, dass man bei dringenden Fragen an den Veranstalter niemanden ans Telefon bekommt. Es geht alles nur über E-Mail. Die sind ja auch alle in Kurzarbeit und haben überhaupt keine Kapazitäten, um telefonische Fragen zu beantworten.“ Das sei teilweise katastrophal.
Den WAZ-Newsletter für Sprockhövel abonnieren - So geht s%7besc#230094166}[newsSie habe einen Kunden gehabt, der drei Tage vor seiner Reise immer noch keine Unterlagen hatte. „Dann liegen die Nerven blank und wir können nicht helfen“, sagt sie. Es kämen auch verstärkt Kunden, die sonst im Internet ihre Reise buchen. „Aber die sind so sauer, weil sie bei den ständig wechselnden Corona-Vorschriften und Richtlinien immer nur unterschiedliche Ansprechpartner haben, die oft nicht wirklich wissen, welchen Rat sie geben sollen.“ Sie alle hoffen, dass „das Elend Pandemie“ im Frühjahr endlich aufhört.