Hattingen. Nach der neuesten Coronaschutzverordnung müssen Feiern ab 50 Personen angemeldet werden. Die Stadt Hattingen plant Kontrollen auf den Festen.
Aus einem „herausragenden Anlass“ sind private Feiern außerhalb des privaten Bereichs aktuell mit bis zu 150 Menschen erlaubt – ohne Maske, ohne Abstand, wohl aber mit Listen zur Rückverfolgung. Das ist so weit nichts Neues. Neu ist allerdings, dass solche Feiern nun drei Tage vorher beim Ordnungsamt angemeldet werden müssen. Diese Änderung war in der neuesten Version der Coronaschutzverordnung vom 30. September hinzugekommen, nachdem eine Großhochzeit mit mehreren hundert Gästen im Raum Hamm/Dortmund die Infektionszahlen in Hamm in die Höhe hatte schießen lassen.
Ordnungsamt plant Kontrollen auf den Feiern
„Wer eine Anmeldung versäumt, muss mit einem Bußgeld von 500 Euro rechnen“, erläutert Stadtsprecherin Jessica Krystek. Zudem werde das Ordnungsamt „aktiv Kontrollen auf privaten Feiern durchführen.“ Allerdings – und das ist die Krux an der Sache – wird es nur dort kontrollieren können, wo auch eine solche Anmeldung vorliegt. „Die zuführende Gästeliste ist für vier Wochen von einer verantwortlichen Person aufzubewahren, muss aber nicht ans Ordnungsamt übergeben, sondern soll aufbewahrt werden, um gegebenenfalls Nachverfolgungen nachvollziehen zu können.“ Das bedeutet im Umkehrschluss: Solange nichts passiert, kommen Verstöße im Zweifel nicht heraus.
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Die Gastronomie sieht dieser neuen Regelung gelassen entgegen: „Für uns hat sich nichts verändert“, sagt Heinz Bruns, Betreiber der Burgstuben im Haus Kemnade und gleichzeitig Mitglied im Präsidium des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Westfalen. „Die Gästelisten habe ich auch vorher schon geführt. Jetzt bekommt das Ordnungsamt drei Tage vorher eine Mail.“ An die Vorgaben wird er sich halten, so wie er schon alle anderen Bestimmungen umgesetzt hat. Diese allerdings zweifelt er an: „Für mich ist diese Entscheidung Aktionismus. Sie wird keinen Gast mehr vor Corona schützen“, ist er überzeugt, sondern lediglich mehr Papierkram für die Ordnungsbehörden bedeuten.
Feiern in Hattingen sind größtenteils abgesagt
Er rechnet auch nicht damit, dass diese kleine Hürde nun dazu führt, dass nun (noch) weniger gefeiert wird. Das ist ohnehin kaum möglich. „Die meisten Hochzeiten sind sowieso abgesagt worden. Wir schieben jetzt schon eine Welle von Hochzeitsveranstaltungen ins Jahr 2022“, führt er aus. Im Haus Kemnade seien fast alle für die kommenden Wochen und Monate geplanten Veranstaltungen bereits abgesagt worden.
Die Zahl der bei der Stadt gemeldeten Feiern scheinen das zu bestätigen: Für das erste Oktober-Wochenende wurden in Hattingen acht Feste gemeldet, für das kommende Wochenende stehen aktuell nur zwei an. Es könnten allerdings – im Rahmen der Drei-Tage-Frist – noch mehr werden.
Viel schlimmer als die Anmeldepflicht bei den Feiern sei ohnehin, „was gerade im Restaurant passiert“, sagt Heinz Bruns: „Die Gäste sind eigentlich alle weg!“ Aus Angst, da ist er sicher. Und das, obwohl er – wie zahlreiche andere Gastronomen – die Corona-Vorgaben umgesetzt hat und es bislang auch keinen Infektionsfall in seinem Restaurant gab: „Wichtig ist, dass der Gastronom die Auflagen erfüllt: Mund-Nasen-Schutz, Desinfektion, Abstand. Vielleicht auch Luftreinigung. Damit können wir die Pandemie eindämmen. Nicht mit Papier.“
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