Hamm/Dortmund. Die mehrtägige Großhochzeit in Dortmund, Hamm, und Werl mit mehr als 500 Gästen entwickelt sich zum „Superspreading“-Event, speziell in Hamm.
Weil sich eine mehrtägige Großhochzeit Anfang September in Hamm, Dortmund und Werl zu einem „Superspreading-Event“ entwickelt hat, befindet sich die Stadt Hamm laut Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann (CDU) in einer „Ausnahmesituation“.
- Den höchsten Wert an Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen in ganz Deutschland meldet derzeit die Stadt Hamm (87,1) - liegt damit also deutlich über dem kritischen Wert von 50.
- Aus diesem Grund wurden am Dienstag weitreichende Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie veröffentlicht: So gilt ab Mittwoch eine Maskenpflicht an weiterführenden Schulen.
- Darüber hinaus dürfen sich in der Öffentlichkeit maximal fünf Personen beziehungsweise zwei Haushalte treffen.
Nach Angaben der Stadt Hamm vergnügten sich zwischen dem 4. und dem 6. September insgesamt wohl zwischen 500 und 600 Gäste auf diesen Feiern. Allein aus Hamm, der Heimatstadt der Brautleute, sollen – Stand Dienstag – 309 Hochzeitsgäste teilgenommen haben, die sich nun alle in Quarantäne befinden. Die Zahl der Gäste bei der Feier in Hamm soll aber „unter 150“ gelegen haben, versichert die dortige Pressestelle.
Die Stadt Dortmund erfuhr erst im Nachgang von riesiger Feier mit mehr als 500 Gästen
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Und das bedeutet: Mehrere Hundert Feiernde dürften sich in Dortmund und in Werl zur Hochzeitsparty getroffen haben. Konnte so ein großes Festgeschehen in Coronazeiten einfach unbemerkt bleiben? Die Stadt Dortmund erklärte auf Anfrage dieser Redaktion, dass die Hochzeits-Veranstaltung an dem betreffenden Wochenende Anfang September nicht kontrolliert worden sei.
Laut Corona-Schutzverordnung dürften sich in NRW höchstens 150 Personen ohne Mindestabstand und Masken bei einer Hochzeit treffen, so ein Stadt-Sprecher. Eine Genehmigungs- oder eine Meldepflicht gebe es in NRW indes nicht. Die Stadtverwaltung erfahre also „regelmäßig allenfalls im Nachgang von der Veranstaltung“, so der Sprecher.
Der Veranstalter hat sich nicht an Begrenzung gehalten
Das Dortmunder Ordnungsamt habe nach den Hinweisen auf die Feier Kontakt zum Betreiber der Hochzeitshalle aufgenommen und sich die Kontaktdaten der Gäste mitteilen lassen. Bei dieser Gelegenheit soll der Veranstalter an die Grenze von 150 Gästen und auf seine Pflicht, die Daten der Gäste zu sichern, erinnert worden sein, so die Stadt Dortmund.
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Offenbar hat sich die Firma nicht daran gehalten. Denn zwei Wochen nach der großen Hochzeitsfeier wurden von den Dortmunder Ordnungsbehörden Mängel festgestellt, „die zur vorzeitigen Beendigung einer Veranstaltung führten und ein Bußgeldverfahren nach sich ziehen werden“. Über Verlauf und Gästezahl der Feiern in Werl ist bisher noch nichts bekannt.
Die Stadt Hamm kündigte bereits an, den örtlichen Veranstalter mit einem Bußgeld zu bestrafen. Inwieweit die Brautleute rechtlich belangt werden können, würde derzeit geprüft.
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet fordert „Null-Toleranz-Prinzip“
Auch Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) kritisierte die Großveranstaltung. So kündigte er am Dienstag vor Beginn einer Kabinettsklausur im Wasserschloss Burg Anholt im Münsterland ein „Null-Toleranz-Prinzip“ an. Wer Feiern mache, müsse sich an die Regeln halten, und wenn das jemand nicht tue, müsse das „als Ordnungswidrigkeit geahndet werden“.
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Laschet bezog sich auf die Feier mit mehr als 500 Gästen, bei der es keine Listen für Kontaktnachverfolgung gegeben habe. Bei der Hochzeitsfeier hatten sich 86 Menschen infiziert. Bei dem Fest waren 236 Gäste aus Hamm.