Hattingen. Warum Martin Maschka aus Hattingen mehr Schlangeneinsätze verzeichnet als in den Vorjahren und jetzt einen Schlangensuchhund ausbildet.
46 Schlangeneinsätze verzeichnet Naturführer Martin Maschka aus Hattingen schon in diesem Jahr: „Das sind jetzt bereits 20 mehr als sonst in einem ganzen Jahr“, erklärt der Chef der Wildnisschule Ruhr. Der gerade „Deutschlands ersten Schlangensuchhund“ ausbildet.
Denn seine wenige Monate alte Hündin gewöhnt er mittels Schlangenhaut an den Geruch von Schlangen. Sie schnüffelt daran Schlangenhaut, Maschka versteckt sie, die Hündin sucht. So läuft die Ausbildung. „Ein Schlangensuchhund kann bei Sucheinsätzen sehr hilfreich sein.“
Naturführer aus Hattingen verzeichnet in 2020 ungewöhnlich viele Schlangeneinsätze
Neugierig nähert sich die Hündin an einer Ringelnatter. Die gehört zu den Tieren, die bei Maschka gelandet sind. „Sie saß in einer Rattenfalle in einem Schuppen fest, ein Stück Schwanz musste ihr amputiert werden. Noch frisst sie nicht alleine, weil sie unter Schock steht.“
41 der bislang gefundenen Schlangen sind heimische Ringelnattern und „völlig ungefährlich“, sagt Maschka. Aber auch eine Kornnatter aus Nordamerika, eine zwei Meter lange Königspython und eine Strumpfbandnatter, die in Mexiko vorkommt, seien beispielsweise unter den Fundtieren gewesen.
Nicht alle gefundenen Schlangen überleben
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Nicht alle haben überlebt, weil sie teils schon zu ausgehungert waren. So wie eine Katzennatter, gefunden auf einem Campingplatz. Der Naturschützer glaubt nicht, dass die Schlangen ausgesetzt worden sind. „Sie sind teuer. Man könnte sie auch gut verkaufen.“
Ungewöhnliche Einsätze und Möglichkeiten
Auch eine Bartagame ist schon bei Martin Maschka gelandet. Und bei einem Einsatz musste er einen Hamster aus einem Gullischacht befreien.
Maschka appelliert an Reptilien-Halter, die Terrarien gut zu sichern. Er bietet auch an, Fotos von den Schlangenköpfen zu machen. „Denn jeder Schlangenkopf ist anders, wie ein Daumenabdruck beim Menschen. Geht eine Schlange verloren und wird irgendwo gefunden, kann man sie identifizieren.“
Aus Terrarien entwischt seien sie wohl eher. „Denn es sind meistens Schiebeterrarien – und die Halter sichern sie oft nicht mit Schlössern. Kriechen die Schlangen aber durchs Wasser, gibt das einen Klebeeffekt an der Scheibe – und wenn sie sich bewegen, schieben sie die Scheibe auf.“
Viele Halter melden Schlangen aus Angst vor den Sucheinsatz-Kosten nicht als vermisst
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Da die Schlangen frischen Sauerstoff riechen würden, fänden sie dann auch schnell den Weg durch ein gekipptes Fenster nach draußen. Nur bei etwa zwei Prozent der gefundenen Tiere würde sich die Halter melden. „Die haben Angst vor den Kosten für den Einsatz“, erklärt Maschka. Polizei, Feuerwehr und Ordnungsamt rufen ihn an, wenn irgendwo eine Schlange gefunden wird. Durch die ganze Region fährt er für die Artbestimmung und fürs Einfangen.
Verletzte Schlangen päppelt er auf. Das trifft auf etwa 30 Prozent zu. Viele kann er nach ihrer Genesung vermitteln.
Auch viele Schildkröten sind schon bei Martin Maschka gelandet
Auch Schildkröten sind in 2020 vermehrt bei Maschka gelandet – wie eine geschützte, weil als Art bedrohte Sumpfschildkröte, die in dieser Region sonst gar nicht vorkommt. Vier Gelbwangenschmuck-Schildkröten haben den Weg zu ihm gefunden.
Anders als die Schlangen seien Schildkröten zumeist ausgesetzt. „Die Leute kaufen sie als kleine Schildkröten, die werden dann größer und größer und die Halter wissen nicht mehr, wohin mit ihnen.“ Gerade die sonst in Florida lebenden Gelbwangenschmuck-Schildkröten würden sich bei dem Klima hier schnell im Freien eine Lungenentzündung zuziehen und verenden. „Sie auszusetzen, ist Tierquälerei.“
Im Henichshüttenteich sitzt eine Schnappschildkröte
Vergeblich versucht hat er in diesem Jahr, eine offensichtlich ausgesetzte Schnappschildkröte aus dem Henrichshüttenteich zu holen. „Die Art lebt in Nordamerika. Diese Schildkröten sind schnell und schwer im Schlamm zu finden.“ Entenküken seien ihr bereits zum Opfer gefallen. „Und sie kann Menschen gefährlich durch ihren Biss verletzen.“