Sprockhövel. Sprockhövels Bürgermeisterkandidatin Sabine Noll sieht viele Defizite. Digitalisierung und Bürgerhaushalt werden Schwerpunkte ihrer Politik.
Sprockhövel hat am kommenden Sonntag, 13. September, die Wahl, auch bei der Besetzung des Bürgermeister-Postens. Vor sechs Jahren kam es am Ende zu einer Stichwahl, aktuell sind es von vornherein mit Volker Hoven (SPD) und Sabine Noll (CDU) zwei Kandidaten, die sich für das Amt des Stadtoberhauptes bewerben und dafür die Ratsparteien FDP und WfS (für Hoven), Grüne und MiS (für Noll) hinter sich versammelt haben.
Noll lebt seit 1995 in Hattingen
Den WAZ-Newsletter für Sprockhövel abonnieren - So geht sSabine Noll war bis Ende vergangenen Jahres, als sie von CDU und Grünen als Kandidaten auf den Schild gehoben wurde, wahrscheinlich den allerwenigsten Bürgern in Sprockhövel bekannt. Denn die 52-Jährige lebt zusammen mit ihrem Mann seit 1995 an der Hattinger Stadtgrenze zu Sprockhövel, ist hier jedoch bis zu ihrer Kandidatur öffentlich nicht in Erscheinung getreten. Trotzdem kennt sie die Stadt: „Sprockhövel habe ich aus unmittelbarer Nähe kennen und lieben gelernt. Hier gehe ich einkaufen, hier genieße ich die wunderschöne Natur, hier haben mein Mann und ich viele Freunde“, berichtet sie.
Viel Sachverstand und Berufserfahrung
Ebenso wie der Beigeordnete Hoven wirft die in Düsseldorf geborene Kandidatin im Kampf um den Chefsessel am Rathausplatz etwas in die Waagschale, was viele Bürger Sprockhövels nach einigen Turbulenzen im Rathaus schätzen gelernt haben: Sachverstand und Berufserfahrung. Und von beidem hat die CDU-Frau Noll viel.
Studieren neben dem Vollzeitjob
Nach dem Abitur 1987 begann die erste von vier Töchtern eine Ausbildung für den gehobenen Verwaltungsdienst in Düsseldorf, die sie als Diplom-Verwaltungswirtin abschloss. Insgesamt 26 Jahre hat Noll in Diensten der Landeshauptstadt gestanden. Parallel zu ihrem Vollzeitjob studierte Sabine Noll Wirtschaftswissenschaften, um im Anschluss im Bereich Betriebswirtschaft in der Kämmerei zu arbeiten. „Meine Tätigkeit umfasste schwerpunktmäßig die Weiterentwicklung des kommunalen Rechnungswesens bis zum heute geltenden Haushaltsrecht.“
Referentin des Oberbürgermeisters
2003 dann der nächste Karriereschritt: Der damalige Oberbürgermeister Joachim Erwin machte sie 2003 zu seiner Referentin für Finanzen und Beteiligungen sowie zur Leiterin des Büros für regionale und europäische Zusammenarbeit. Zusätzlich wurde Noll Geschäftsführerin der Holding der Landeshauptstadt, war stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Flughafen Düsseldorf Ground Handling, ab 2010 verantwortlich für den Stadtbetrieb Zentrale Dienste mit rund 520 Mitarbeitern.
Seit 2013 Kämmerin in Monheim
Seit 2013 leitet sie die Kämmerei in Monheim im Kreis Mettmann, „eine schuldenfreie Stadt und ein starker Wirtschaftsstandort“, betont sie. Nun möchte die passionierte Leichtathletin einen weiteren Schritt in der Laufbahn tun und die Geschicke Sprockhövels als Bürgermeisterin mit in die Hand nehmen. „Die Defizite beginnen hier schon beim Umgang im politischen Betrieb“, hat sie festgestellt. Hier will Noll mehr Wertschätzung und Respekt, „die Politik sollte insgesamt mehr den Bürger und die Interessen der Stadt im Blick haben.“
Bessere Bürgerbeteiligung
Die Bürger seien sehr interessiert und engagiert, es müssten jedoch neue Instrumente her, um diese Energie nutzbar zu machen. „Bürgerbeteiligungen sind bislang schlecht ausgebildet, ich biete Einwohnersprechstunden an, Fragestunden sollten zu Beginn von Gremiensitzungen sein, nicht am Ende“, fordert die Kandidatin. Sie will auch den so genannten Bürgerhaushalt einführen, wo die Sprockhöveler über digitale Wege Einfluss nehmen können, für was die Steuermittel in der Stadt ausgegeben werden. „Auch denke ich, Kinder und Jugendliche sollten mehr Mitspracherecht haben, wenn etwa Spielplätze gebaut werden.“
Ökonomie und Ökologie in Einklang bringen
Die Corona-Krise zeige deutlich, dass in Sprockhövel die digitale Infrastruktur überaus defizitär sei, besonders in den Schulen sei das aufgefallen. „Das zu verbessern zählt für mich zur Daseinsvorsorge, da müssen alle zur Verfügung stehenden Fördertöpfe angezapft werden“, sagt sie. Als Kandidatin von CDU und Grünen betont Noll, Ökonomie und Ökologie müssten in Sprockhövel in Einklang gebracht werden. „Der dörfliche Charakter der Stadt muss erhalten bleiben.“ Bestandsfirmen könnten stets mit ihrer Unterstützung rechnen, „wir müssen aber auch offen sein für neue Unternehmen.“
Beziehungen zu Unis
Sabine Noll, Kandidatin von CDU, Grünen und MiS, sieht ein weiteres Defizit in der Sprockhöveler Politik in der Vernachlässigung der Beziehungen zu Universitäten.
„Mit Wuppertal und Bochum liegen wichtige wissenschaftliche Einrichtungen direkt vor unserer Tür“, sagt sie. Da gebe es gute Chancen für Start-ups.