Sprockhövel. In zwei Wochen ist Wahl: Sprockhövels Bürgermeister-Kandidaten Volker Hoven und Sabine Noll trafen sich jetzt zum letzten Rede-Duell.

Letzte Runde im Bürgermeister-Kandidaten-Duell Volker Hoven und Sabine Noll: Hoven, der von SPD, FDP und WfS aufgestellt wurde, und Noll, Wunschbürgermeisterin von CDU und Grünen standen im Garten von Künstler Udo Unterieser etwa 40 Interessierten Rede und Antwort. Thema: Klar, Kultur.

Pläne und Vorstellungen kamen zur Sprache, das Publikum mischte munter mit und machte klar, wo es kulturell bisher hapert und welche Vorstellungen auf ihrem Wunschzettel stehen. Bei allen Themen, die konkret angesprochen wurden, wurde eines klar: Sabine Noll steht für unbedingte Einbeziehung und und aktive Beteiligung der Bürger. Und zwar anders, als es bisher im Rathaus der Fall ist.

Streitthema Zukunftskommission

Hoven nannte indes ein Beispiel, dass Bürgerbeteiligung schon praktiziert werde. „Wir haben eine Zukunftskommission eingerichtet, bei der jeder Bürger mitmachen kann. Auch die (Kultur-)Ausschüsse sind öffentlich, aber da kommt niemand hin“, stellte er fest. „Die Zukunftskommission ist gescheitert, weil handwerklich Fehler gemacht wurden“, hielt Sabine Noll dagegen.

Wenn man Bürgerbeteiligung wünsche, dann müsse es – auch im kulturellen Bereich – einen Moderator geben. „Es muss ergebnisoffen diskutiert werden und vor allem muss das Verfahren transparent sein. Dazu gibt es Strategien, zum Beispiel Online-Plattformen, auf denen wirklich jeder Bürger mitdiskutieren kann, wie Paderborn es zum Beispiel schon praktiziert“, machte Sabine Noll deutlich. Dazu müsse sich niemand ins Rathaus begeben.

Beide wollen einen höheren Kulturetat

Die Bürgermeisterkandidatin erklärte, sie halte den Sprockhöveler Kulturetat in Höhe von 12.000 Euro an Sachkosten im Jahr für viel zu wenig. Volker Hoven stimmte ihr zu, der müsse größer werden. „Außerdem möchte ich mit der Kulturszene gemeinsam Schwerpunkte setzen und Kultur im öffentlichen Raum erlebbar machen“, so Noll.

Hoven betonte noch einmal, dass er den Malakowpark „aus seinem Dornröschenschlaf erwecken", an der Trasse mit einer Bilderausstellung einen Kulturwald erschaffen will und später die Hauptstraße in Niedersprockhövel für Feste, Kirmes und Märkte freigeben möchte. Das allerdings ist noch Zukunftsmusik, denn „erst muss die Umgehungsstraße fertig gebaut sein“. Im Rathaus gebe es bereits Kunst am Arbeitsplatz und zukünftig solle es mehr Partnerschaften mit Nachbarstädten geben.

Malakowturm - für die Bevölkerung oder Wohnungen?

Den Malakowturm wolle er der Bevölkerung zugänglich machen, sagte Hoven. Auf den Einwand eines Bürgers, da gebe es doch wohl einen Berliner Investor, der Wohnungen darin bauen wolle, sagte der SPD-Kandidat, das halte er „für unwahrscheinlich“.

Sabine Noll will weg von der bisherigen Praxis, den Bürgern Kunst vorzusetzen. „Gerade in der Corona-Zeit ist sichtbar geworden, wie einfallsreich die Menschen sind. Ich möchte mit Bürgern und Kulturschaffenden zusammen Kunst in den öffentlichen Raum bringen. Es gibt ein Gutachten, in dem klar wird, dass Sprockhövel im Bezug auf Kultur in Qualität und Quantität unterversorgt ist. Im Gegensatz zu den Nachbarstädten.“

Leidenschaftliches Plädoyer einer Bürgerin

Dann wurde durch ein leidenschaftliches Plädoyer einer Bürgerin klar, wie sehr die vielen Chöre in den vergangenen Monaten gelitten haben, weil ihnen trotz Anfragen keine Räume zum Proben zur Verfügung gestellt wurden. „Rufen Sie mich am Montag an, wir finden eine Lösung“, versprach Hoven.

Ein Bürger appellierte an die Kandidaten, den Gastwirten doch endlich das Leben zu erleichtern und Dauerkonzessionen zu vergeben, damit Kulturangebote in Gaststätten stattfinden können und „die Wirte nicht ständig lästige einzelne Anfragen stellen müssen“. Sabine Noll sagte, sie wisse, wie sehr gerade die Gastronomie unter den Folgen von Corona leide und wohl auch das Winter- und Weihnachtsgeschäft wegfalle. „Es kann auch nicht sein, dass 2,5 Prozent des Umsatzes für Bürokratie verwendet werden muss. Das müssen wir auf jeden Fall vereinfachen“, sagt sie. Dem stimmte auch Volker Hoven zu.

Zum Schluss ging Sabine Noll noch einmal auf das politische Klima in der Stadt ein. „Der politische Stil ist zurzeit nicht einladend. Ich möchte gegenseitige Wertschätzung“, sagte sie und bekam Zustimmung von den Besuchern.

>>> DAS LETZTE DUELL

Immer wieder ging es auch bei der vierten Bürgermeister-Kandidatenrunde um Bürgerfreundlichkeit. Klar wurde, dass CDU/Grünen-Kandidatin Sabine Noll es anders versteht, als es zurzeit in Sprockhövel praktiziert wird. „Eine Fragestunde muss doch an den Anfang einer Rats- und Ausschuss-Sitzung gelegt werden“, betonte Sabine Noll.

Volker Hoven sah das anders. Bei den einzelnen Themen könnten ja immer noch Fragen der Bürger aufkommen. Dazu müssten sie natürlich bis zum Schluss bleiben. „Aber für die Tagesordnung ist ja der Bürgermeister verantwortlich“, sagte er. Bürgermeister Uli Winkelmann, der als Zuhörer im Publikum saß, schüttelte nur mit dem Kopf.